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Platz für bis zu 90 MenschenUnterkunft für Obdachlose aus Osteuropa in Köln eröffnet

Lesezeit 3 Minuten

So sehen die neuen Zimmer in der Unterkunft an der Vorgebirgstraße aus.

Köln – Menschen aus Osteuropa, die in Köln gestrandet sind und auf der Straße leben, bekommen von der Stadt verstärkt Hilfe in der Not: Am Montag eröffnet in der Vorgebirgstraße am Volksgarten eine Unterkunft, in der sie übernachten können.

Das Haus, das früher ein Flüchtlingsheim war und seither der humanitären Winterhilfe dient, bietet für diese Gruppe von Menschen 90 Plätze und ist für sie täglich von 19 Uhr bis morgens um 8 Uhr geöffnet. Es ist aufwendig saniert und teilweise umgebaut worden.

Soll auch Winterhilfe geben

Beispielsweise wurden Böden erneuert, Wände versetzt, Heizungen und Sanitäranlagen installiert sowie Leitungen unter Putz gelegt. Die Einrichtung wird vom Sozialdienst Katholischer Männer (SKM Köln) betreut. Das Gebäude wird überdies zurzeit dafür hergerichtet, das Angebot der Winterhilfe zu erweitern.

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Künftig können Hilfsbedürftige das ganze Jahr über dort übernachten, und es wird eine Beratungs- und Anlaufstelle geschaffen.

Dann wird auch tagsüber der Aufenthalt möglich sein; geboten werden warme Speisen und Getränke, Möglichkeiten, zu duschen und Wäsche zu waschen, eine medizinische Versorgung und eine Kleiderkammer. Voraussichtlich Ende November sind die Arbeiten dafür abgeschlossen.

Projekt richtet sich vor allem an Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien

„Das neue Angebot füllt eine Lücke in unserem Hilfesystem für Menschen in prekären Lebenslagen, die bei uns als EU-Bürgerinnen und EU-Bürger Freizügigkeit genießen, aber von Regelleistungen gesetzlich ausgeschlossen sind“, sagte Sozialdezernent Harald Rau, als am Freitag das Projekt für die Zuwanderer, die vor allem aus Bulgarien und Rumänien stammen, vorgestellt wurde. Solche Menschen könnten ohne Arbeit in der Stadt „nicht Fuß fassen und landen ziemlich schnell auf der Straße“. Dies auch deshalb, weil die sprachlich-kulturellen Hürden oft zu hoch sind. SKM-Vorstandsvorsitzender Markus Peters freute sich über das „klare Angebot für diese Zielgruppe“. Damit sei „ein erster großer Schritt gegen Not und Verelendung gemacht, die wir im öffentlichen Raum wahrnehmen können“.

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Anfragen aus anderen deutschen Großstädten würden „zeigen, dass Köln sich hier mutig einer aktuellen Herausforderung stellt“. Für die „Humanitären Hilfen für Menschen aus den Staaten der EU-Osterweiterung“ hat der Stadtrat in diesem Jahr 650.000 Euro bereitgestellt. Die Kosten für die Ausweitung der Winterhilfe auf ein ganzjähriges Angebot werden auf 800.000 Euro geschätzt.

Frauen schlafen in gesondertem Trakt

Im Sinne der „Menschlichkeit“ habe man darauf geachtet, das Haus „freundlich-ansprechend“ zu gestalten, sagte Rainer Best, der beim SKM die Notunterbringung koordiniert. Gleichwohl sei es nur ein Notbehelf. Bis zu sechs Pritschen stehen in den kargen Räumen; Türen zum Flur gibt es nicht, um möglicher Gewalt auf dem Zimmer vorzubeugen. Die Frauen schlafen in einem gesonderten Trakt.

Rainer Best leitet die Einrichtung.

Offen sprach Rau an, dass die „humanitäre Hilfe“ nur die eine Seite der Medaille darstelle. Die Stadt verfolge in Ergänzung dazu auch einen „repressiven“ Kurs, um den obdachlosen Osteuropäern, die „im Stadtbild als auffällig bis störend wahrgenommen werden“, zu begegnen. Eine Steuerungsgruppe unter seiner Leitung sei mit der Aufgabe befasst, „Menschen, die sich ordnungswidrig verhalten, zu identifizieren und zu maßregeln“, ob durch den Ordnungsdienst oder die Polizei. Allein humanitäre Hilfe anzubieten, könnte einen „Sog-Effekt“ über die Grenzen Kölns hinaus erzeugen und das Problem verschlimmern.