Der spektakuläre Prozess um zwei „Pink Panther“-Überfälle in Köln ist zu Ende. Der Angeklagte wurde verurteilt, aber milder als von der Staatsanwältin gefordert.
JuwelenräuberbandeMildere Haftstrafe im „Pink Panther“-Prozess – Affenfelsen-Foto aus Köln reicht nicht aus
Viele Bedienstete des Kölner Landgerichts dürften aufatmen, denn am Freitag fand immerhin der erste von aktuell zwei Hochsicherheitsprozessen sein Ende. Dieser hatte für Sperrungen rund um das Gebäude, viel Personal-Einsatz durch Wachtmeister und mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten auf den Fluren gesorgt. Verurteilt wurde der 35-jährige Milos L., den die Ermittler zumindest dem Umfeld der berüchtigten „Pink Panther“-Juwelenräuberbande zugeordnet hatten.
Köln: Wie Thomas Drach per Helikopter zum Gericht gebracht
Oftmals hatten Polizisten den Angeklagten per Helikopter von der JVA Ossendorf zum Justizzentrum an der Luxemburger Straße gebracht, wie auch den Reemtsma-Entführer Thomas Drach im zweiten noch laufenden Verfahren mit Alarmstufe Rot. Durch die Gerichtsakten waberte, dass Milos L. an einer Befreiungsaktion von Hochkriminellen aus einem Schweizer Gefängnis beteiligt gewesen sein könnte. Bewiesen wurde das zwar nie, doch wollten die Behörden keinerlei Risiko eingehen.
Der Vorsitzende Richter Harald Helmes verhängte sechseinhalb Jahre Gefängnis für den Angeklagten, der die Tat über seinen Verteidiger Michael Hakner bestritten hatte. Überführt sei der Mann im Fall eines Raubüberfalls auf einen Werttransporter im baden-württembergischen Esslingen im Jahr 2016. Auf einem Firmengelände hatte drei Täter zwei Boten bedroht und Armbanduhren und Schmuck von Schweizer Herstellen im Wert von rund 588.000 Euro erbeutet, die an Hehler verkauft wurden.
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Festnahme in Barcelona und Auslieferung nach Köln
Der Serbokroate sei eigens für den Überfall nach Deutschland gekommen. Einen Komplizen aus Köln hatten die Ermittler bereits im Visier. Fotos von Observationen zeigen laut Urteil den Angeklagten bei konspirativen Treffen in einem Eiscafé in Ehrenfeld und am Neptunplatz. Schließlich sei man gemeinsam in ein Hotel nach Pforzheim gefahren, habe den Tatort ausgekundschaftet und sei zur Tat geschritten. Aus dem Verkaufserlös der Beute habe jeder der Täter bis zu 40.000 Euro erhalten.
Während die Komplizen bereits im Jahr 2017 zu langen Haftstrafen verurteilt worden waren, war Milos L. lange auf der Flucht. Als die Identität des Mannes bekannt war, spürten Ermittler ihn im September im spanischen Barcelona auf. Hier lebte der mutmaßliche Juwelenräuber unbehelligt mit seiner Frau und der gerade erst geborenen Tochter. Es kam zur Festnahme und der Auslieferung nach Deutschland, seither sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft, getrennt von seiner Familie.
Staatsanwältin forderte 13 Jahre Haft für drei Taten
Der Richter betonte, dass keine direkten Beweismittel existierten, wie Videos vom Tatgeschehen, Fingerabdrücke oder DNA-Spuren – der Angeklagte soll den gestohlenen Fluchtwagen gefahren haben. Das Bündel an Indizien reiche aber aus, um jeden Zweifel an einer Mittäterschaft aus dem Weg zu räumen. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, könnte der Mann allerdings aufgrund der bereits verbüßten Haft auf eine schnelle Abschiebung und die Freiheit etwa in Serbien hoffen.
Der Fall wird wohl den Bundesgerichtshof beschäftigen, denn das Urteil liegt genau in der Mitte der Anträge von Verteidigung und Staatsanwaltschaft. Verteidiger Hakner hatte einen Freispruch für seinen Mandanten gefordert und die Staatsanwältin süffisant gefragt, ob sie den Angeklagten auch für den Mord an John F. Kennedy verantwortlich mache. Die Anklägerin hatte 13 Jahre Haft beantragt und dem Angeklagten auch zwei Raubüberfälle auf Kölner Juweliere zugerechnet.
Beteiligung an Juwelier-Überfällen in Köln nicht bewiesen
Eine Beteiligung von Milos L. an den Kölner Taten in Sülz und Nippes aus den Jahren 2015 und 2016 konnte allerdings laut Richter „nicht mit der für eine Verurteilung erforderlichen Sicherheit“ festgestellt werden. In einem Fall war der Inhaber mit pinken Handschellen gefesselt worden – ein Hinweis auf die „Pink Panther“-Bande. Mutmaßliche Fotos von L. im Tatzeitraum aus Köln, etwa am Affenfelsen im Zoo, reichten dem Gericht als durchschlagendes Indiz für eine Täterschaft nicht aus.
Dass Milos L. ein „Pink Panther“-Mitglied war oder ist, davon ging das Landgericht aber offenbar nicht aus. Richter Helmes wertete es viel mehr als strafmildernd, dass Polizeibehörden dem Angeklagten einen entsprechenden „Stempel“ verpasst hätten. „Das ist ein ganz schöner Zirkus, der hier veranstaltet wird“, so hatte Anwalt Hakner die Sicherheitsvorkehrungen zum Prozessbeginn bewertet. Der weltweit agierenden „Pink Panther“-Bande wird eine Vielzahl an Raubüberfällen zugerechnet.