Mit 80 Veranstaltungen setzt sich die Veranstaltung für den kulturellen Austausch und gegen Antisemitismus ein.
Motto „Together Now“Programm des Festivals Shalom-Musik Köln vorgestellt
Maria Herz, 1878 als Tochter einer jüdischen Textilhändlerfamilie in Köln geboren, gehörte zu den wenigen Frauen, die sich zu ihrer Zeit als Komponistinnen profilieren konnten. Als die Nazis die Macht ergriffen, floh sie mit ihrer Familie nach England. Nach dem Krieg wanderte sie mit ihrem Sohn Robert zu ihren Töchtern in die USA aus. 1950 starb Herz vereinsamt und vergessen in New York. Der Komponistin ist das Eröffnungskonzert der dritten Ausgabe des Festivals „Shalom-Musik Köln“ gewidmet, das vom 15. bis zum 25. August stattfindet.
In der Flora wird ihre letzte Komposition, ein Cembalokonzert aus dem Jahr 1935, uraufgeführt. Zudem singt die jüdische Sopranistin Hila Baggio bisher unveröffentlichte Lieder von Maria Herz und gemeinsam mit der Mezzosopranistin Iris Vermillion Songs, die von jüdischen Textdichtern und Komponisten für das Cabaret geschrieben wurden. Bereits am Donnerstag, 16. Mai, gibt es im Domforum ein Podiumsgespräch über Maria Herz; der Eintritt ist frei.
Motto des Kölner Shalom-Festivals lautet „Together Now“
Ausgerichtet wird das Shalom-Festival, das unter dem Motto „Together Now“ steht, vom Kölner Forum für Kultur im Dialog e. V. In Kooperation mit der Kölner Synagogen-Gemeinde zeigt es die Vielfalt jüdischer Musik und stärkt das kulturelle Miteinander. Geboten werden 80 Konzerte, Podiumsdiskussionen und weitere Veranstaltungen, bei denen jüdische und nicht-jüdische Künstler und Künstlerinnen gemeinsam musizieren. Die Bandbreite reicht von Musik des frühen Mittelalters und Klassik über Chanson und Klezmer bis zu aktuellen Jazzkompositionen.
Bei der Auswahl der Ensembles habe man sich am Kulturprogramm des Zentralrats der Juden in Deutschland orientiert, sagte Claudia Hessel, Vorsitzende des Kölner Forums für Kultur im Dialog, bei der Vorstellung des Programms. „Wir bieten einen Raum für Austausch, Vielfalt und Toleranz. Antisemitismus hat in Köln keinen Platz. Das wollen wir mit unserem Festival immer wieder deutlich machen.“
Abraham Lehrer, Vorsitzender der Kölner Synagogen-Gemeinde und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte, nach dem 7. Oktober hätten sich Juden und jüdische Gemeinden überlegt, ob es richtig sei, zum Beispiel Konzerte und Feiern zu veranstalten. „Wir sind zu dem Schluss gekommen: Jetzt erst recht.“
Zahl judenfeindlicher Vorfälle gestiegen
Vor dem Hintergund, dass die Zahl judenfeindlicher Vorfälle hierzulande „explosionsartig angestiegen“ sei, „wollen wir uns weiter präsentieren. Wir wollen einen Teil dazu beitragen, dem Antisemitismus etwas entgegenzustellen.“ Aus Berlin angereist war Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus. Er zeige sich „fest davon überzeugt: Je selbstverständlicher jüdisches Leben als Teil unserer Kultur wahrgenommen wird, desto weniger Gefahr läuft es, angegriffen zu werden“. Mit dem Felix Klein Trio tritt der Bundesbeauftragte, der Violine spielt, sogar selber beim Festival auf.
Zum Programm zählt der „Motto-Tag Together Now“ am 16. August. Nach einem Künstlergespräch über jüdische Musik in der Comedia sind alle Gäste eingeladen, an einer öffentlichen Sabbat-Feier teilzunehmen. Danach tritt die Singer-Songwriterin und Schauspielerin Sharon Brauner mit ihrem Ensemble „Goy Boys“ auf.
Am 17. August spielen die iranisch-israelische Band „Sistanagila“ und die Klarinetten-Virtuosin Shirley Brill im Stadtgarten. Im Filmforum des Museums Ludwig ist am selben Tag der Stummfilm „Der Golem, wie er in die Welt kam“ zu sehen, begleitet von Live-Musik. Am 18. August wirken mehr als 60 Musiker und Musikerinnen am „Langen Tag mit jüdischer Musik“ mit; an 15 Orten in der Innenstadt geben sie 40 Kurzkonzerte.
Gesang, Tanz und Literatur sollen verbunden werden
Am 20. August ist der israelische Jazz-Pianist Shai Maestro mit seinem Trio zu Gast im Stadtgarten. „Movimento meets Shalom-Musik Köln“ bildet den Festival-Abschluss am 25. August; dafür kooperieren die Kölner mit dem Festival Alte Musik Knechtsteden und dem Rhein-Erft-Kreis.
Auf einer Radtour können die Teilnehmer rund 40 Musiker und Musikerinnen erleben, die entlang der Erft Kurzkonzerte geben. Ein weiterer neuer Kooperationspartner des Festivals ist das „Miqua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier“; das Ergebnis: Am 22. August wird im Wallraf-Richartz-Museums das Programm „Ein Siegel aus Rubin“ geboten, in dem sich Gesang, Tanz und Literatur verbinden.
Weitere Informationen und Tickets im Internet.