Beim Mayberg-Konzert im ausverkauften Kölner Carlswerk singt das Publikum jeden Song mit.
Konzert im CarlswerkMayberg in Köln – ein bisschen darf es bei Generation Z rocken
Mit weißem Shirt und weiter Jeans steht Luis Raue auf der Bühne und singt vom neuen Stil seiner Generation, so heißt Song Eins. In dem geht es Raue, Künstlername Mayberg, um Unzuverlässigkeit und einen allzu ökonomischen Blick auf Freundschaften und Beziehungen. Das Publikum im ausverkauften Carlswerk beweist sofort seine Textsicherheit. „Nett, dass du fragst, doch ich komm' nur, wenn es sich lohnt“, singt er und sorgt dann dafür, dass sich der Abend für das Publikum sehr wohl gelohnt haben wird.
Mayberg wurde auch durch das Internet bekannt
Aber von vorne. Mayberg, 23 Jahre, ist nah dran am Klischee des aufstrebenden Künstlers der Generation Z. Ist auch durch kleine Soundschnipsel im Internet sehr schnell sehr bekannt geworden, singt tief und rau und akustisch, manchmal aber auch elektronisch unterstützt, immer sehr präzise. Und mit Gitarre. Bittet sein Publikum nach zehn Minuten eindringlich, zu winken, wenn es jemandem nicht gut gehen sollte. Ist höflich, bedankt sich fast genauso viel wie er singt, kommentiert Mitsing-Passagen mit Sätzen wie: „Die Gefahr ist, dass man es zu lang macht“. Und kündigt ein Cover des Intro-Songs aus der Zeichentrickserie „Simsalagrimm“ mit den Worten „das wird jetzt süß“ an.
Ausgelassene Stimmung beim Mayberg-Konzert in Köln
Der Blick geht so sehr nach innen, dass Mayberg auch ein bisschen sein eigenes Publikum ist. Auf der Bühne tanzt er, als würde er seine Musik gerade hören, mal begeistert, mal etwas zögerlich. Das echte Publikum aber ist noch begeisterter, singt ausnahmslos jeden Song mit. Was dann auch etwas mit dem Künstler macht. Aus einer Kurzatmigkeit, mit der Mayberg das Konzert begonnen hat, wird nach anderthalb Stunden eine ungeheure Dynamik, die auch seiner Band zu verdanken ist.
Zwischen akustischem Lauschpop und tanzbaren Rhythmen
Stilistisch schwankt Maybergs Musik zwischen akustischem Lauschpop und tanzbaren Rhythmen. Und auch die Textqualität schwankt: Mal geht es einigermaßen plump um Eifersucht („Wenn ich seh, wie du nen anderen fickst, tut es weh“), mal gelingen ihm schöne Perspektivwechsel und Vergleiche. Wie in „Anomalie“, einem seiner einprägsamsten Songs, den sich Mayberg bis zum Ende aufhebt. Hier ist er der Betrüger: „Du magst meine Freundin und spannst ihr den Freund aus.“ Und dann ist es „wie in Berlin, Anoma-, Anomalie.“ Als Anomalie erscheint vor allem die Gelöstheit, mit der Mayberg die letzten Songs des Abends singt. Ein bisschen darf es bei aller Vorsicht und Reflektiertheit dann doch rocken.
Auch beim allerletzten Lied, „Oh Mayberg“, in dem er ironisch gegen den Verdacht der Selbstverliebtheit ansingt. „Ja der sieht so gut aus, der ist groß und schlau, und der weiß, was er will, und der singt, und der singt.“ Und hat damit natürlich mehr Recht als er zugeben würde.