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Kölner schon viermal OpferReifen-Stecher hat es auf Wohnmobile und Vans abgesehen

Lesezeit 4 Minuten
Ein zerstochener Reifen eines VW-Bullis

Schon viermal wurde ein Reifen dieses VW-Transporters zerstochen.

In der Florastraße in Köln-Nippes sind wiederholt Reifen von Fahrzeugen zerstochen worden. Offenbar trifft es gezielt Bullis und Wohnmobile. 

Felix Michel aus Nippes ist genervt und stinksauer. Der 47-Jährige berichtet: „Auf dem hinteren Teil der Florastraße kurz vor der Amsterdamer Straße werden seit mindestens zehn Monaten über Nacht die Reifen von Campervans und Wohnmobilen zerstochen.“ Michel fragt sich, wer der Reifenstecher ist: „Mein eigener VW T4 wurde bereits viermal erwischt – dreimal in zehn Tagen. Der Camper auf dem gegenüberliegenden Parkplatz ebenfalls“, klagt Felix Michel.

Seit dem Sommer habe er 13 weitere Plattfüße in dem Bereich beobachtet, berichtet er express.de. „Der Mann vom ADAC sagte mir, er selbst habe hier schon 15 Mal Pannenhilfe wegen zerstochener Reifen gegeben.“ Auch die Polizei wisse Bescheid und habe die Schäden aufgenommen. „Interessant ist, dass nur Camper und private Vans zerstochen werden. Die verschiedenen Lieferwagen mit Firmenschriftzug, die auch auf der Florastraße parken, bleiben meines Wissens verschont“, berichtet Michel. „Und es scheint nur auf dem hinteren Teil der Straße zu passieren, also ungefähr ab der Höhe des Johannes-Giesberts-Parks bis Amsterdamer Straße.“ Die Nachbarschaft macht sich inzwischen große Sorgen.

Köln: Abgestellte Wohnmobile für viele Anwohner ein Ärgernis

„Zerstochene Reifen sind zudem nicht von der Teilkasko abgedeckt. Zwei neue Reifen für Transporter kosten um die 250 Euro. Das habe ich nun schon viermal bezahlen dürfen, seit ich den Wagen im Dezember 2024 gekauft habe“, so Michel. Wer für die zerstochenen Reifen verantwortlich ist, ist derzeit noch völlig unklar.

Felix Michel musste wiederholt Reifen wechseln, da sie jemand zerstochen hatte.

Felix Michel musste wiederholt Reifen wechseln, da sie jemand zerstochen hatte.

In zahlreichen Wohnvierteln wie am Sülzgürtel, am Volksgarten oder auf der Vorgebirgsstraße sorgen abgestellte Wohnmobile zunehmend für Ärger. So hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ zuletzt über einen Konflikt in der Försterstraße in Neuehrenfeld berichtet: „Dies ist kein Standplatz für Wohnmobile, sondern ein öffentlicher Parkplatz für Menschen, die hier wohnen“, hatte jemand auf einen Zettel geschrieben und ihn an einem „Bulli“ befestigt. Vor allem die Hochbahn der Linie 13 am Parkgürtel hat sich mittlerweile zum beliebten Stellplatz für Wohnmobile und Vans entwickelt.

ADAC: Zu wenig Parkplätze für Wohnmobile in Köln

„Parkplätze für Wohnmobile sind Mangelware“, sagt Thomas Müther, Sprecher des ADAC Nordrhein. „Immer mehr Fahrzeuge werden deshalb außerhalb der Urlaubszeit monatelang in Wohngebieten abgestellt. Das sorgt häufig für Unmut bei Anwohnern, die ihrerseits auf der Suche nach einem Parkplatz sind.“ Die Stadt kommt zu dem Schluss, dass „insbesondere wegen der Größe solcher Fahrzeuge ein längeres Parken innerhalb des beengten städtischen Kernbereiches grundsätzlich zu vermeiden“ sei. Wohnmobile dienten in der Regel der Freizeitgestaltung und nicht der Grundmobilität. Aber: Rein rechtlich ist das Parken der Wohnmobile erlaubt, so steht es in der Straßenverkehrsordnung.

„Der Gesetzgeber trifft keine besonderen Einschränkungen bezüglich des Parkens mit Wohnmobilen auf öffentlichen Parkflächen“, so ein Sprecher der Stadt. „Das Parken von Kraftfahrzeuganhängern ohne Zugfahrzeug, also beispielsweise Wohnwagen, sei allerdings auf die Dauer von zwei Wochen beschränkt und könne durch den Verkehrsdienst überwacht werden.“ Die Campingmobile dürften allerdings auf den Parkplätzen stehen, in Anwohnergebieten auch mit einem Anwohnerausweis, wenn es sich um das einzige, dem gesamten Haushalt zur Verfügung stehende Fahrzeug handelt.

Nach Anwohner-Protesten wurden bereits Bezirkspolitiker aktiv, um das Parken der Camper zu unterbinden. So hatte die CDU in der Bezirksvertretung Ehrenfeld im vergangenen Jahr leer stehende Hallen in Gewerbegebieten als mögliche Parkplätze ins Spiel gebracht. Es müsse doch gelingen, das besser zu steuern, hieß es damals. Die CDU schlug vor, dass die städtische Tochtergesellschaft Köln-Business Anbieter solcher Hallen finden soll. Ein entsprechender Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt. Die Stadtverwaltung möchte das Parken der Mobile auf den öffentlichen Parkplätzen, beispielsweise auf dem Sülzgürtel, nicht durch eine entsprechende Beschilderung verbieten. „Die Beschränkung von Parkflächen auf das reine Pkw-Parken bringt erfahrungsgemäß einen Verdrängungsprozess in andere umliegende Bereiche und Wohngebiete mit sich“, so der Standpunkt. Die Stadtverwaltung sehe daher darin keine Lösung. Außerdem würden durch Beschränkungen auch Transporter wie Handwerkerfahrzeuge getroffen. Wohnmobile sind im Trend.

Laut Stadt ist die Zahl der Wohnmobile in Köln in den vergangenen fünf Jahren um rund 65 Prozent gestiegen – von knapp 6000 auf rund 10 000. Als Hauptgrund dafür gilt die Corona-Pandemie, die viele Menschen dazu brachte, mit einem eigenen rollenden Mini-Hotel auf Reisen zu gehen. Die Campingmobile stehen nun vermehrt in der Stadt. (mit mhe)