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AsbestverseuchtRückbau der Deutschen Welle in Köln nach fünf Jahren abgeschlossen

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Die Türme der ehemaligen Deutschen Welle sind verschwunden. Sie standen direkt neben dem Hochhaus des Deutschlandfunks. 

Köln – Die Gebäude der Deutschen Welle am Raderberggürtel sind Geschichte. Seit Ende der 1970er Jahre waren die drei 140, 120 und 90 Meter hohen Türme Teil der Stadt Silhouette, nun ist ihr Rückbau so gut wie abgeschlossen. Es war nach Angaben der Projektgesellschaft Die Welle Köln (DWK), ein Joint Venture der Firmen Bauwens und Die Wohnkompanie NRW, das bislang größte Asbestsanierungs- und Rückbauprojekt Europas. Wegen der hohen Schadstoffbelastung der Gebäude dauerte das Unterfangen fünf Jahre und kostete rund 30 Millionen Euro. Nun sollen dort Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen.

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Von Ende der 1970er Jahre bis 2020 waren die Gebäude der Deutschen Welle Teil der Kölner Silhouette.

Seit 2003 standen die Türme leer, die Mitarbeiter der Deutschen Welle mussten unter anderem wegen der Asbestbelastung die Gebäude verlassen, der Sender zog nach Bonn. Zehn Jahre später kauften die Investoren das Areal, um es zu einem Wohngebiet zu entwickeln. Trotz der Schadstoffe in dem Funkhaus erwog die DWK eine Sprengung der Türme. Das stieß auf eheblichen Widerstand der Anwohner, die Sorge vor einer giftigen Asbestwolke bei der Explosion hatten. Auch aus dem nur 35 Meter entfernten Hochhaus des Deutschlandfunks kam Protest, die Radio-Journalisten fürchteten gefährlichen Steinschlag und eine Beeinträchtigung ihres Sendebetriebs.

Weltrekordsprengung fiel aus

Aus der weltrekordverdächtigen Sprengung – nie wurde ein höheres Haus kontrolliert in die Luft gejagt – wurde jedoch nichts. Bei den Vorarbeiten kam immer mehr Asbest zum Vorschein, Stahlträger und Decken waren kontaminiert. Die Schadstoffe mussten unter erheblichem Aufwand abtransportiert werden, keine der giftigen Fasern durfte nach draußen gelangen. Die Arbeiter, die in ihrer Schutzkleidung maximal zwei Stunden am Stück im Einsatz sein durften, sammelten in jedem Stockwerk das Asbestmaterial, füllten es in Plastiksäcke, die sie in Metallbehälter steckten und gossen Beton darauf. Dann wurden die Behälter abtransportiert und in einer Deponie entsorgt. „Wir haben hier 5000 Tonnen Asbest herausgeholt“, sagt Gerd Kropmanns, geschäftsführender Gesellschafter der DWK. Nachdem alle Schadstoffe entfernt waren, wurden die drei Türme abgetragen. Etage für Etage.

Kosten haben sich verdreifacht

Die Träger des Stahlgerippes wurde recycelt, die Betonbestandteile abgebrochen. „Wir haben die Gebäude kleingeschnitten“, erklärt Thomas Albers, der den Rückbau leitet. Die etwa fünf mal fünf Meter messenden Platten wurden mit Spezialkränen, die bis zu 160 Meter hoch reichen, auf den Erdboden herabgelassen. Zuletzt stand nur noch der 140 Meter hohe Aufzugturm. Der – nicht schadstoffbelastete – Beton wurde gemahlen und bildet jetzt den Untergrund für die künftige Bebauung. Die alte Deutsche Welle ist also sozusagen das Fundament der neuen Häuser. Der komplizierte Rückbau hat die Kosten dafür verdreifach. „Bei einer Sprengung haben wir mit etwa zehn Millionen Euro kalkuliert“, sagt Kropmanns.

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Thomas Albers leitet den aufwendigen Rückbau der Gebäude der ehemaligen Deutschen Welle.

Nun also sind die Türme verschwunden, der Weg ist frei für das neue Wohngebiet. Mehr als 700 Wohnungen sollen hier entstehen, zehn Prozent davon sind geförderter Wohnungsbau. Weil 2003, als das Grundstück gekauft und das Projekt geplant wurde, dass Kooperative Baulandmodell noch nicht in Kraft war, sind die Investoren nicht an die Quote von 30 Prozent gefördertem Wohnungsbau, zu der das Baulandmodell bei Neubauprojekten dieser Dimension verpflichtet, gebunden, erläutert Kropmanns. Zudem entstehen eine Kindertagesstätte, eine Tiefgarage und insgesamt 12.000 Quadratmeter Gewerbefläche, in denen vor allem Büro-und Tagungsräume unterkommen sollen, sowie Grünflächen, die auch an den benachbarten Fritz-Encke-Volkspark angebunden sind. Die Gebäude haben zwischen fünf und sieben Geschosse.

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Nach Worten von Alexander Jacobi, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter der DWK, hat das Joint Venture rund 500 Millionen Euro in das 55.700 Quadratmeter große Areal investiert. Inklusive des 30 Millionen Euro teuren Rückbaus der Deutschen Welle. Die ersten neuen Bewohner sollen 2025 einziehen, bis 2027 soll alles fertig sein, hofft Albers.