Köln – Köln verliert eine große Firmenzentrale und 700 Arbeitsplätze: Die RWE Power AG verkauft ihr Verwaltungsgebäude am Stüttgenweg in Lindenthal an ein Konsortium der Firmen Garbe Immobilien-Projekte GmbH (Hamburg) und der Berliner Terragon AG. In dem Gebäude sollen Seniorenwohnungen entstehen. Die 700 Mitarbeiter werden auf andere Standorte außerhalb Kölns verteilt.
Grund für die Aufgabe der Zentrale ist laut RWE-Sprecher Guido Steffen der Kohleausstieg bis 2038 und der damit verbundene Abbau von rund 6000 Stellen im Rheinischen Revier bis 2030.
700 RWE-Arbeitsplätze
Das Ende der 70er Jahre errichtete Gebäude wird schon seit einigen Jahren nicht mehr vollständig von RWE ausgelastet. Von den 1200 verfügbaren Arbeitsplätzen werden derzeit gut 700 von RWE selbst genutzt, die übrigen Flächen sind an andere Unternehmen vermietet.
Die Mitarbeitenden von RWE ziehen bis spätestens Ende September 2024 nach und nach in firmeneigene Verwaltungsgebäude vor allem an den Standorten Niederaußem und Neurath. RWE Power steuert bisher vom Stüttgenweg aus die Arbeit ihrer Braunkohlentagebaue,-kraftwerke und Veredlungsbetriebe zwischen Köln, Aachen und Mönchengladbach.
Die Garbe GmbH sucht laut ihrer Internetseite für die Entwicklung von Büro- und Wohnprojekte sowie von ganzen Quartieren nach eigenen Angaben ständig nach innerstädtischen Grundstücken und Objekten. Dabei liege der Schwerpunkt auf den Regionen Hamburg, Berlin, Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Bonn. In Köln hat die Firma bisher das Goltsteinforum und einen Gebäudekomplex am Gustav-Heinemann-Ufer verwirklicht. Hier sitzt auch ein Regionalbüro von Garbe.
Wachstum bei Betreutem Wohnen
Die Terragon AG ist ein auf Wohnen im Alter spezialisierter, bundesweit tätiger Projektentwickler. Das seit 20 Jahren bestehende Unternehmen hat nach eigenen Angaben deutschlandweit mehr als 2000 Wohneinheiten umgewandelt und zählt damit zu den führenden Immobilienprojektentwicklern im Bereich „Betreutes Wohnen“.
Wirtschaftsdezernent Markus Greitemann bedauert die Ankündigung von RWE. „Dass das Unternehmen seinen Sitz in Köln aufgibt und hier Arbeitsplätze verloren gehen, ist vor allem für die Mitarbeitenden, aber auch für den Standort Köln eine schlechte Nachricht. Ich bin aber froh, dass RWE angekündigt hat, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird.“ Greitemann ergänzt: „Gerade im Energiesektor wird es auch künftig gravierende Veränderungen geben. Dies bedingt der notwendige Prozess, den der Klimawandel erforderlich macht. Ich fürchte, dass hier künftig weitere Arbeitsplätze abgebaut werden, aber es werden auch ganz neue Arbeitsfelder entstehen.“
Wie hoch die Verluste an Gewerbesteuer durch die 700 wegfallenden Arbeitsplätze ist, unterliege dem Steuergeheimnis, so eine Sprecherin der Stadt. Darüber könnten keine Angaben gemacht werden.
Ironie der Geschichte: Die erste RWE-Verwaltung (damals noch „Rheinbraun“) entstand 1922 als prachtvoller Bau am Konrad-Adenauer-Ufer in der Innenstadt. Nach dem Umzug der Mitarbeiter in die neue Zentrale im Äußeren Grüngürtel wurde auch dieses Gebäude in ein Seniorenheim umgewandelt: in das St. Vincenz-Haus.