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Kölner Schauspieler bei Netflix„Terroristen-Rollen turnen mich einfach nur noch ab“

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Kais Setti beim Gespräch in Köln-Ehrenfeld

Köln – Kais Setti hat keine Lust mehr auf stereotype Schauspielrollen. Auf keinen Fall will er einen langbärtigen Terroristen spielen, der plakativ „Allahu Akbar“ ruft und mit dem Gewehr in die Luft schießt. „Solche Anfragen turnen mich einfach nur noch ab. Eine Figur, die keine Entwicklung hat, und nur Klischees repräsentiert. Hadert er? Gibt es eine Entwicklung in der Figur? Das wäre interessant. Das andere habe wir schon zur Genüge erzählt“, sagt der Kölner Schauspieler mit tunesischen Wurzeln.

Wir treffen den 36-Jährigen in Ehrenfeld, wo er wohnt. Das Böse übe durchaus Faszination auf ihn aus. Bei der Netflix-Serie „Dogs of Berlin“ war er ein libanesisches Clan-Mitglied. Und die großen Mafia-Filme der Vergangenheit wie „Der Pate“ mit Al Pacino gehören sowieso zu seinen Lieblingsfilmen. „Aber wogegen ich persönlich kämpfe, ist die Missdarstellung von Menschen mit Migrationshintergrund in den deutschen Medien. Minderheiten werden unterrepräsentiert und wenn sie doch mal vorkommen, eben missdargestellt“, findet Setti.

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Kölner Schauspieler Kais Setti

Kais Setti im Netflix-Film „Red Blood Sky“ zu sehen

Damit, dass er häufig einen Ausländer spiele, arrangiert er sich. „Ich stelle fest, dass es so ist und versuche damit umzugehen. Gangsterfilme spiel ich ja gern, aber gleichzeitig spiele ich eben auch gern Theater, um einen Gegenpol dazu zu haben. Oder einen Kommissar. Die Menschen sollen sehen, dass ich als Schauspieler alles sein kann.“

Zur Zeit sieht man den 36-Jährigen im Netflix-Film „Red Blood Sky“ von Regisseur Peter Thorwarth („Bang Boom Bang“), der nach Angaben des Streaminganbieters diesen Sommer in mehr als 50 Ländern auf Platz eins landete. Der Film überzeuge unter anderem deswegen, weil er in Sachen Diversität so zeitgemäß sei. „Es ist ein transatlantischer Flug, Menschen aus verschiedenen Ländern kommen zusammen: Da ist ein Rabbi dabei, ein Schwarzer, eine Asiatin, ein Araber. Die ganze Welt sitzt in einem Flieger drin“, sagt Setti.

Und er spiele eben mit den gängigen Plattitüden: Setti in der Rolle als der arabische Farid ist in dem Actionhorrorfilm eben nicht der Böse, sondern genauso Opfer der bartlosen Terroristen, die den Flieger von Düsseldorf nach New York in ihre Gewalt bringen.

In dem Vampirthriller ist Peri Baumeister in der Hauptrolle zu sehen. Die Schauspielerin spielt die Mutter Nadja, die die Entführer aufhalten will: Um ihren Sohn zu beschützen, muss sie ihre monströse Vampirgestalt offenbaren. „Dass ein deutscher Genrefilm so einen Erfolg hat, ist schon besonders“, sagt Setti. „Er ist einfach gutgemacht, die visual effects sind auf höchstem Niveau.“

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Neben der Mitarbeit bei Netflix hatte Setti aber auch Auftritte bei „Soko Köln“ oder beim „Tatort“. Auch bei Studentenproduktionen mache er gelegentlich noch mit, wenn ihn das Thema bewegt. „Am liebsten spiele ich für gute Geschichten.“ Seine Ausbildung hat der Kölner an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg absolviert, er übernimmt auch regelmäßig Gastrollen am Kölner Schauspielhaus.

Kais Setti ist im Schatten des Kölner Doms aufgewachsen

Über diese Zusammenarbeit freut er sich sehr: Nicht zuletzt weil es in seiner Heimatstadt ist. Denn er sei ein „kölscher Jung“, „aufgewachsen im Ursula-Viertel, im Schatten des Doms“. Der Vater habe in den 70ern seine Ausbildung im Excelsior Hotel absolviert und dann jahrzehntelang im Weinhaus Lenz gearbeitet, die Mutter – „eine liebe fleißige Mama“ – in einer Drogeriekette am Eigelstein. Seine Schauspielbestrebungen hätten seine Eltern immer unterstützt und auch in der Schule habe man ihn dahingehend gefördert.

Köln sei für ihn ein weltoffene Stadt: Die Tatsache, dass die Moschee, an der wir vorbeispazieren, immer mehr ins Viertel hineinwachse und zum Stadtbild dazugehöre, beweise dies. „Auch wenn es anfangs Widerstände gab. Für mich ist die Moschee der kleine Bruder des Doms, sie ist auch ein Kölner Gotteshaus. Auch wenn ich vom Design nicht ganz so überzeugt ist, strahlt sie, wie so viele Sachen in Köln, ihre Schönheit von innen heraus“, sagt Setti und lacht.