Am Dienstag kratzen die Temperaturen in NRW an der Rekordmarke: 1947 wurden in Köln-Stammheim und Bonn 37,9 Grad gemessen.
Und auch die restliche Woche über soll es mehr als 30 Grad warm werden.
Wir erklären, welche Folgen die Hitze für das öffentliche Leben in Köln hat – und wie Sie die Hitze gut überstehen.
Köln – Fast überall im Land werden die Temperaturen in den kommenden Tagen auf mehr als 30 Grad klettern. Wo wird es am heißesten? Wo gibt es Abkühlung? Bekommen Schüler hitzefrei? Und was ist mit den Tieren im Zoo? Wir haben für Sie die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt:
Kühle Orte sind in den kommenden Tagen ein relativer Begriff. Auf dem Kahlen Asten rechnet Kirchhübel mit Temperaturen knapp unter 30 Grad. Selbst an der holländischen Nordseeküste werden bis zu 29 Grad erreicht.
Und nachts?
Tropische Nächte mit mehr als 20 Grad dürften die Regel sein. In Köln wurde schon in der Nacht zu Montag mit 20,2 Grad die Grenze geknackt, in Duisburg lag die nächtliche Tiefsttemperatur bei 21,2 Grad. Das kühlste Seewasser im Verbreitungsgebiet versprechen derzeit mit 20 Grad der Biggesee und die Steinbachtalsperre. Der Fühlinger und der Otto-Maigler-See sind mit 23 Grad deutlich mehr aufgeheizt. Die Temperatur in der Erft lag Montagmittag bei 23,8 Grad. Mit 19,9 Grad vergleichsweise kühl ist laut Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz das Wasser der Rur.
Was ist mit den Wasservorräten in den Talsperren?
Die sind trotz der Dürre 2018 gut gefüllt. Die Talsperren des Ruhrverbands zu 89 Prozent, die Werte beim Wupperverband liegen ähnlich. Die Bevertalsperre ist mit 98 Prozent randvoll, die Wuppertalsperre liegt bei 64 Prozent. Beides sind Brauchwasser-Talsperren, die dafür eingesetzt sind, dass die Wupper nicht austrocknet. Die Dhünntalsperre, das größte Trinkwasser-Reservoir in NRW, ist mit 72 Prozent ebenfalls gut gefüllt.
Vieles deutet darauf hin. Derzeit liegen die Temperaturen laut Kirchhübel bei etwa 2,9 Grad über dem langjährigen Mittel. Der Rekord liegt bei 3,3 Grad über dem Durchschnitt und wurde im Juni 2003 erreicht. Die überdurchschnittlichen Temperaturen in den Juni-Monaten 2017 (plus 2,7 Grad) und 2018 (plus 2,1) wurde im Juni 2019 übertroffen. Weil die Hitzewelle wohl bis Ende Juni anhalten wird, könnte der Monatsrekord von 2003 fallen. Der Tagesrekord für Juni datiert vom 27. Juni 1947, mit 37,9 Grad gemessen in Köln-Stammheim und in Bonn.
Bekommen Schüler hitzefrei?
Laut einem Erlass des NRW-Schulministeriums kann jede Schulleitung selbst entscheiden, ob sie den Nachmittag freigibt. Als Anhaltspunkt für früheren Unterrichtsschluss gilt eine Raumtemperatur von 27 Grad. Die dürfte vor allem in Schul-Containern überschritten werden. Kein hitzefrei gibt es an Ganztagsschulen und für die Klassen zehn bis zwölf an anderen Schulen. Bei jungen Kindern bis zur Klasse sechs muss sich die Schulleitung mit den Eltern absprechen, bevor sie die Kinder vor dem regulären Schulschluss nach Hause schickt.
Wie sieht es im Wald aus?
Die Waldbrandgefahr liegt nach Angaben des Verbands Wald und Holz auf zweithöchster Stufe. Rauchen und offenes Feuer in Wäldern und in einem Abstand von 100 Metern zu Gehölzen sind zwischen dem 1. März und 31. Oktober verboten. Der FDP-Bundestagsabgeordnete und Wald-Experte Karlheinz Busen fordert, wegen der Brandgefahr den Waldzutritt vorübergehend zu verbieten.
Wie halte ich mich trotz der Hitze fit?
Das Wichtigste: Viel trinken. Besonders Mineralwasser, Saftschorlen oder alkoholfreies Bier enthalten Elektrolyte, die helfen, Flüssigkeiten besser im Körper zu verteilen. Am Morgen und am Abend eignen sich Wechselduschen und etwas Bewegung gegen niedrigen Blutdruck. Steak-Freunde sollten wissen: Tierisches Eiweiß regt die körpereigene Wärmeproduktion an. Salat, Obst oder rohes Gemüse hingegen bieten Flüssigkeit und versorgen den Körper mit Vitaminen und Mineralstoffen.
Was ist mit Sport?
Die Hitze lässt auch die Ozonwerte steigen. Weil die Ozonwerte mittags und nachmittags am höchsten sind, sollte man zu diesen Zeiten längere körperliche Anstrengung im Freien, etwa beim Sport, möglichst vermeiden. Sport sollte nur am frühen Morgen oder am späteren Abend gemacht werden. Das gilt besonders für Kinder und empfindliche Menschen.
Wie gehen Straßenarbeiter mit der Hitze um?
Mitarbeiter der Straßenmeistereien in NRW können zwei Stunden früher mit der Arbeit beginnen, also schon um 4.45 Uhr, und die Schicht eher beenden.
Und die Getränkehändler?
Die erwarten ein Umsatzplus von 140 bis 180 Prozent, so der Bundesverband des Getränkefachgroßhandels. Vor allem Mineralwasser ist gefragt. Da sind Sonderschichten unvermeidbar.
Was ist mit den Tieren im Zoo?
Die Trampeltiere sind wahre Hitzeprofis, können eine Körpertemperatur bis 41 Grad ohne Hitzschlag ertragen. Die Wüstentiere senken bei extremen Temperaturen den Wasseranteil in Urin und Atemluft. Dadurch vermeiden sie unnötige Ausscheidungen. Flusspferde beherrschen die Kunst, ein rötliches Hautsekret auszuschwitzen. Damit schützen sie sich gegen Sonnenbrand. Der rund vier Wochen alte Flusspferd-Bulle im Kölner Zoo hat diesen Trick von Geburt an perfekt drauf. Lucy, das vor kurzem neugeborene Kalifornische Seelöwenweibchen, kühlt sich mit ihren Artgenossen im Kaltwasser ab, das regelmäßig ausgetauscht wird. Ab und zu gibt’s eine Fisch-Eistorte.
Was ist mit den Haustieren?
Die Spaziergänge mit Hunden in die kühleren Morgen- und Abendstunden verlegen, eventuell ein nasses Kinder-T-Shirt über den Leib ziehen. Katzen, die Freigang haben, müssen jederzeit ins Haus zurückkehren können. In der Wohnung und im Haus die Räume offen lassen, damit sie sich einen schattigen Platz suchen können. Wellensittiche und Vögel lieben eine Dusche mit einem Pumpsprüher. Und wie alle Tiere brauchen vor allem Kaninchen und Meerschweinchen immer frisches Wasser. Und immer darauf achten, dass die Käfige nicht in der Sonne stehen, aber auch Luftzug vermeiden.