Nah an den Fans, musikalisch stark, aber wenig abwechslungsreich. So war der Tourauftakt von Johannes Oerding in Köln.
Auftaktkonzert in KölnSiebenjähriger singt mit Johannes Oerding „An guten Tagen“
Yannis Augen funkeln, als er sich neben seinen Superstar an den Flügel setzen darf. „Johannes, singst du meinen Lieblingssong von dir mit mir?“ steht auf dem Plakat, das ihn zu diesem einmaligen Moment geführt hat. „Was ist denn dein Lieblingslied?“, fragt Johannes Oerding seinen Fan. Der Siebenjährige, der stilgetreu einen Hut auf dem Kopf trägt und damit wie ein kleines Double von Johannes Oerding aussieht, murmelt ins Mikrofon: „An guten Tagen“. Ob er den Text kennt? „Ein bisschen.“ Gut genug auf jeden Fall, um den Refrain gemeinsam mit dem 41-Jährigen zu singen.
Genesungswünsche an Helene Fischer
Johannes Oerding ist einer der erfolgreichsten Musiker Deutschlands, mit seinen zwei letzten Alben „Konturen“ und „Plan A“ schaffte er es jeweils auf Platz eins der deutschen Albumcharts. Am Donnerstagabend startet er seine „Plan A“-Tour in der Lanxess-Arena, durch insgesamt 17 Städte tourt der Wahl-Hamburger. Die Euphorie, endlich wieder auf der Bühne zu stehen, merkt man ihm in Köln deutlich an. Auch die leeren Plätze auf den Rängen und der nur etwa zu zwei Dritteln gefüllte Innenraum können seine Freude anscheinend nicht bremsen.
Und die anwesenden Fans zahlen es ihm zurück. Den Countdown zählen sie lautstark runter und halten ihre Handys bereit, um den Tourauftakt mit „Kaleidoskop“ zu filmen. Allgemein wird hier viel gefilmt, vorzugsweise quer- und nicht hochkant. Die Videos sind wohl für die eigene Erinnerung gedacht, nicht für Instagram oder TikTok. Könnte daran liegen, dass einige „ältere Semester“ anwesend sind, wie Oerding selbst bemerkt.
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Kölner Moritz Stahl begeistert an der Gitarre
Musikalisch beweist Oerding wahres Talent, spielt immer wieder auch selbst auf der Gitarre, dem Keyboard und schließlich auch dem Flügel mit. Bei „Traurig aber wahr“ unterbricht er nach den ersten Zeilen: Er will das Lied mal anders spielen, das Publikum wünscht sich eine Helene-Fischer-Version. „An dieser Stelle gute Besserung an Helene“, ruft Oerding, bevor er sein Schlagerpotenzial beweist. Und auch Tokio Hotel und Elvis kann der Popsänger souverän imitieren.
Oerding schenkt seiner Band immer wieder die verdiente Aufmerksamkeit. In „Ecke Schmilinsky“, wo er das erste Treffen mit seiner Freundin Ina Müller nacherzählt, holt er etwa seinen Gitarristen Moritz Stahl aus dem Agnesviertel für ein Solo nach vorne. Und „Ecke Schmilinsky“ hätte statt auf der Reeperbahn auch im Eigelstein spielen können.
Durch die Soli und die zahlreichen Interaktionen mit dem Publikum passen nur vergleichsweise wenig Lieder in das rund zweieinhalbstündige Konzert. Erst kurz vor Schluss spielt er die Hits, die im Radio gefühlt in Dauerschleife laufen: „Alles brennt“, „An guten Tagen“ und „Kreise“.
Johannes Oerding ist in seinen Liedern und auch in seinem Auftritt immer eines: sympathisch. Ecken und Kanten gibt es kaum, in seinen Songs besingt er Liebe, alte Freunde, Heimatgefühl. Und in den Pausen winkt er seiner Schwester Julia, seinen alten Freunden vom Niederrhein, spielt Partnervermittlung für die Kölner Single-Frau Sandra und fordert sein Publikum zum Kennenlernen auf („Jetzt gebt mal den Leuten rechts, links, vor und hinter euch die Hand und stellt euch mit Vornamen vor“). Dazu passt schon die Kiss-Cam, die vor dem Konzert für Jubel in der Arena sorgt.