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Bis zu 14 Klassen fehlenSituation an weiterführenden Kölner Schulen spitzt sich zu

Lesezeit 3 Minuten

In Köln fehlen schon jetzt 14 Schulen, um den Bedarf ohne Mehrklassen zu decken.

  1. Für kommendes Schuljahr laufen derzeit die Anmeldungen für die Gesamtschulen. Doch viele Familien werden eine Absage bekommen – und ihr Kind an einem Gymnasium anmelden.
  2. Das Problem: Dadurch werden bereits bestehende Engpässe verstärkt. Weitere Containerklassen, die von der Schulpflegschaft „Käfighaltung“ genannt werde, sollen Abhilfe schaffen.
  3. Wie die derzeitige Situation genau aussieht und was die Stadt gegen das Problem der wachsenden Schülerzahl unternehmen will, erfahren Sie hier.

Köln – Die Situation an den Kölner Schulen spitzt sich im kommenden Schuljahr nochmals deutlich zu. Derzeit laufen die Anmeldungen für die Gesamtschulen. 160 neue Plätze hat die Stadt mit Beginn dieses Schuljahres für diese Schulform neu geschaffen. Doch schon jetzt ist klar, dass das bei weitem nicht reicht. Er rechne damit, dass auch in diesem Jahr „eine hohe dreistellige Zahl“ Familien eine Absage für diese Schulform bekommen werden, erklärte Schuldezernent Robert Voigtsberger.

Viele dieser Eltern werden ihre Kinder dann an einem Gymnasium anmelden und die dortigen Engpässe weiter verstärken: Die Verwaltung geht davon aus, dass im nächsten Schuljahr bis zu 14 zusätzliche Schulklassen in den bestehenden Gymnasien eingerichtet werden müssen. Das bedeutet für die bestehenden Schulen erneut die Aufnahme von Mehrklassen, die in weiteren Containern auf Schulhöfen untergebracht werden müssen.

Suche nach Interimstandorten für Kölner Schulen

Schon jetzt platzen die Schulen aus allen Nähten, da es in den Kölner Gymnasien aktuell schon 109 Mehrklassen gibt – also zusätzliche Klassen, die über die vorhandenen Raumkapazitäten hinausgehen. Klassen mit 30 oder 31 Schülern sind Standard. Bei der Stadtschulpflegschaft machte schon das Wort von der „Käfighaltung“ die Runde. „Aber volle und übervolle Gymnasien dürfen kein Dauerzustand bleiben“, versprach Voigtsberger.

Die Stadt versucht mit Hochdruck, vor allem neue Gesamtschulen und Gymnasien an den Start zu bringen. Vier Schulen sind im Interim zu Beginn dieses Schuljahres an den Start gegangen. „Mein Ziel ist es, wenn irgendmöglich bis zum Schuljahr 2023/24 weitere drei neue Gesamtschulen und drei neue Gymnasien als Interim an den Start zu bringen.“ Im zweiten Schritt will er im Schuljahr 2025/26 noch mal je drei neue Gesamtschulen und Gymnasien im Interim eröffnen. Um der wachsenden Schülerzahl gerecht zu werden, müsste die Stadt aber in den kommenden zehn Jahren 42 neue Schulen bauen. Vierzehn davon brauche man eigentlich schon jetzt, erklärte Schulentwicklungsplaner Markus Hölzer. Darunter zehn Grundschulen.

Kölner Hauptschulen bleiben bestehen

Kurzfristig setzt die Stadt nicht nur auf Container, sondern auch auf „unkonventionelle Lösungen“, so Voigtsberger. Als Beispiel nannte er die Anmietung von Interimsgebäuden wie etwa leerstehende gewerbliche Immobilien. Dort sollen die Schulen schon mal provisorisch an den Start gehen. Er forderte Unternehmen auf, Flächen für solche Interimslösungen zur Verfügung zu stellen.

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Auch Raumkooperationen sind im Gespräch: „Hier darf es keine Denkverbote hinsichtlich der Veränderung bestehender Schulstandorte geben. Heutige Hauptschul- und Realschulstandorte können morgen Teilstandorte von Gesamtschulen und auch Gymnasien sein.“ Ganz aufgeben will er keine der Hauptschulen, auch wenn dort vergleichsweise wenige Schüler in kleinen Klassen sitzen. „Spätestens nach der 6. Klasse werden diese für die Rückläufer gebraucht.“ Zudem soll der Schulbau durch Modularbauweise und durch Vergabe an General- oder Totalunternehmer beschleunigt werden: Dann plant und baut ein von der Stadt beauftragter Totalunternehmer aus einer Hand. „In einer gemeinsamen Kraftanstrengung werden wir den Mangel an Schulplätzen beheben. Das ist alternativlos!“, verspricht Voigtsberger.

Aktuell gibt es 20 Schulbaustellen in Köln

Derzeit wird in Köln auf 20 Schulbaustellen gearbeitet, 73 sind in Planung. 2020 stellt die Gebäudewirtschaft 274 Millionen Euro für Großbauprojekte im Schulbau bereit. Das sind 100 Millionen Euro mehr als 2019. Derweil sind die Schülerzahlen weiter gestiegen: In diesem Jahr um 2749 auf 139 206 Schüler. Im Schuljahr 2026/27 wird sich die Situation nochmals verschärfen, weil dann der erste G9-Jahrgang in die Stufe 13 kommt.

Das bedeutet auf einen Schlag 4344 Schüler mehr. Aber die Stadt hatte auch gute Nachrichten zu verkünden: Es wurden 15 neue Stellen für Schulsozialarbeit geschaffen.Zudem werden 2020 alle Schulen ans Glasfasernetz gebracht. „Bis Ende des Jahres haben alle Schulen WLAN“, versprach Voigtsberger.