Seit März schränkt die Corona-Schutzverordnung des Landes NRW auch das öffentliche Leben in Köln ein.
Doch nicht jeder in der Stadt hält sich an die neuen Regeln. Das Ordnungsamt verzeichnet schon tausende Verstöße.
Wir erklären, gegen welche Verbote wie oft verstoßen wurde – und wie das Ordnungsamt mit der Pandemie umgeht.
Köln – Wildpinkler und weggeworfene Zigarettenkippen gehören schon immer zum Alltag des Ordnungsamtes, seit einigen Wochen ist aber noch ein Bündel von Corona-Regeln hinzugekommen, gegen das in der Stadt inzwischen auch offiziell knapp tausende Male verstoßen wurde.
Die meisten der seit Beginn der Corona-Krise bis 10. Mai dokumentierten 3971 Verstöße betreffen das Ansammlungs- und Kontaktverbot, wie die Stadt auf Anfrage mittelte.
Gemeint sind Zusammenkünfte in der Öffentlichkeit ohne Hygieneabstände von mehr als zwei Personen unterschiedlicher Haushalte, für die Bußgelder in Höhe von 200 Euro fällig werden – samt Gebühren und Auslagen in Höhe von 28,50 Euro. Aber auch gegen andere Bestandteile der Corona-Schutzverordnung sind teilweise erheblich viele Verstöße bekannt geworden, wie aus einer Auswertung des städtischen Ordnungsamts hervorgeht.
So hat das Ordnungsamt in den vergangenen Tagen die ersten Kölner ohne Mundschutz in Bussen, Bahnen oder Geschäften angetroffen. 346 Personen seien mündlich ermahnt worden, weil die Mund-Nasen-Abdeckung fehlte. Eine Ordnungswidrigkeit, die 100 Euro Bußgeld nach sich zieht, liegt erst vor, wenn die Betroffenen der mündlichen Aufforderung nicht nachkommen. Das war bisher acht Mal der Fall. Wie alle anderen Regeln wird die Mundschutzpflicht auch durch die Polizei kontrolliert. Am Samstagabend führte das zu einer Auseinandersetzung am Hauptbahnhof, als Bundespolizisten einen 20−Jährigen auf die Maskenpflicht aufmerksam machten, der daraufhin ausrastete, die Beamten zum Kampf aufforderte, mit Handschellen zur Wache gebracht und dabei leicht verletzt wurde.
Die Einhaltung der Corona-Regeln wird vom Ordnungsamt stichprobenmäßig kontrolliert. Etwa 70 Mitarbeiter sind über den Tag verteilt unterwegs – und suchen nun auch KVB-Fahrzeuge, Supermärkte, oder andere Geschäfte auf, in denen die Maskenpflicht gilt. „Das Ordnungsamt macht auch vor der Ladentür nicht Halt“, sagt ein Stadtsprecher. Verantwortlich für die Einhaltung ist zunächst der Ladenbetreiber.
Seit Anfang der Woche werden die stichprobenmäßigen Kontrollen auf Restaurants ausgeweitet, die nun wieder unter den bekannten Abstandsregeln Gäste empfangen dürfen. Am Montag hat die Stadt keinen Verstoß gegen die Corona-Regeln aufgenommen, teilte ein Sprecher mit – weder in Restaurants, noch in Geschäften oder irgendwo sonst in der Stadt. Das könne auch daran liegen, dass ab dem Abend die gesamte Spätschicht des Ordnungsamts mit Absperrungen im Zuge der Bombenentschärfung in Klettenberg beschäftigt war, wodurch die üblichen abendlichen Kontrollrundgänge entfielen.
Hunderte Personen auf Kölner Bolzplätzen
Schon seit einer Woche dürfen Friseure wieder Haare schneiden – elf Mal wurden hier Hygienemaßnahmen durch die Ordnungshüter beanstandet. Sieben Barbershops öffneten unerlaubterweise und mussten wieder schließen. Ebenso wie mehrere illegale Bordelle, die in einer Wohnung betrieben wurden. Eine davon musste sogar versiegelt werden, „um weitere Prostitution zur Vermeidung von Neuinfektionen zu unterbinden“, wie es von der Stadt heißt. Verfahren wurden sowohl gegen die Betreiber als auch gegen die Prostituierten eingeleitet.
Die lange Zeit besonders spürbare Einschränkung des öffentlichen Lebens war die der Naherholung vor der Haustür, die auch von hunderten Bürgern nicht beachtet wurde. So wurden bislang 567 Personen auf eigentlich gesperrten Sportanlagen, Spiel- oder Bolzplätzen erwischt. Die Mitarbeiter des Ordnungsamts stellten außerdem 82 Verstöße gegen das Grillverbot, 51 gegen das Picknickverbot und zwölf gegen das bis 30. März geltende Wasserpfeifenverbot fest. Das sonnige Wetter im April zog bekanntlich viele Kölner nach draußen in die Parks, wo vielerorts die Corona-Regeln nicht eingehalten wurden.