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„Brandgefahr“So wirkt sich der Ausfall von 33 Bahnen auf die KVB-Linien aus

Lesezeit 4 Minuten
KVB-Bahn Symbolbild Linie 13

Auf die Linie 13 werden sich die Ausfälle deutlich auswirken.

Köln – Der Ausfall von 33 Bahnen der KVB hat massive Auswirkungen auf den Kölner Nahverkehr.

Zwar ändert sich der Fahrplan nicht, die Linien 3, 5 und 13 fahren ab Donnerstag jedoch in kürzeren Bahnen, statt 60 Metern sind die Linien mindestens bis zum 5. November nur 30 Meter lang. „Das ist nicht zufriedenstellend, es sind erhebliche Einschränkungen im Betrieb“, räumte KVB-Chefin Stefanie Haaks bei einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz ein. Die Maßnahmen seien allerdings „weniger schmerzhaft“ als ein 20-Minuten-Takt mit langen Bahnen, der ebenfalls diskutiert wurde. „Wir wollen verlässlich bleiben, so gut es geht“, betonte Haaks.

Auslöser der Maßnahmen war eine E-Mail des Schweizer Unternehmens Asea Brown Boveri (ABB), die in der Nacht zu Mittwoch in einem KVB-Postfach landete. Bei den Bahnen, die von der ABB repariert wurden, bestehe im Betrieb ein „mittleres Brandrisiko“, sofern kein Software-Update installiert werde. Als ein Mitarbeiter die Mail sieht, wird der Unternehmensvorstand sofort informiert. Die Diskussionen darüber, was zu tun ist, laufen seit dem frühen Mittwochmorgen. „Sicherheit hat die oberste Priorität, wir können die betroffenen Fahrzeuge so nicht einsetzen“, sagte Haaks.

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KVB-Chefin Haaks hofft auf schnelle Software-Überprüfung

Am Mittwoch lief der Betrieb noch regulär weiter, das sei in Absprache mit der technischen Aufsichtsbehörde der Bezirksregierung, die in Düsseldorf sitzt, möglich. Denn die Information erreichte die KVB im laufenden Betrieb, hätte man diesen sofort gestoppt, hätte laut Haaks „Chaos“ gedroht. Nun werden die Bahnen im Betriebshof geparkt. In den kommenden Tagen prüft die Aufsichtsbehörde, ob die Sicherheit mit dem geplanten Software-Update wieder gewährleistet werden kann. „Wir gehen davon aus, dass die Überprüfung der Software positiv ausfällt“, sagte Haaks.

Im Optimalfall könnten die Bahnen ab dem 6. November wieder fahren. „Wenn nicht, wäre das schlimmer als der Worst Case.“ Denn sollte die Software den Anforderungen nicht genügen, müsste eine neue entwickelt werden. Wie lange das dauern würde, ist unklar.

Brand der KVB-Linie 18 war der Auslöser

Die Bahnen seien jedoch „bis auf den einen Vorfall unauffällig gefahren“, so Haaks weiter. Gemeint ist ein Brand an der Linie 18 am 8. Oktober, bei dem sechs Personen leicht verletzt wurden. Die Feuerwehr konnte das Feuer zwar schnell löschen, in der U-Bahn-Station und den Tunneln breiteten sich allerdings dichte Rauchschwaden aus. In einem von der KVB in Auftrag gegebenen Gutachten wird der Grund für den Brand untersucht. Vieles deutet nun darauf hin, dass es sich um den Software-Fehler handelt, der zuletzt auch 32 andere Hochflur-Bahnen gefährdet hat.

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„Betroffen sind die Bahnen des Modells 23-100“, erklärte Martin Süß, Werkstätten-Bereichsleiter der KVB, auf der Pressekonferenz. Beim Bremsen dreht der Motor andersherum als in der Fahrt. Dadurch entsteht überschüssiger Strom, der umgeleitet werden muss. Ist eine andere Bahn in der Nähe, wird der Strom zum Energiesparen automatisch an sie weitergegeben. Ist dies nicht der Fall, wird sie in Form von Wärme in die Luft abgegeben. Zuständig für den überschüssigen Strom ist die Motorumrichtung.

Kölner Verkehrs-Betriebe sehen die Schuld beim Zulieferer

„Die Bahnen haben ihr Alter und Teile mussten erneuert werden, es gab aber keine Ersatzteile mehr auf dem Markt“, sagte Süß. Also wurde ein Unternehmen gesucht, das komplett neue Motorumrichtungen einbaut. Den Zuschlag hat die ABB bekommen. Wegen einer fehlerhaften Programmierung wird die Wärme nun jedoch teilweise so abgegeben, dass es zu Überhitzung an den Bahnen und im schlimmsten Fall zum Brand kommt.

Stefanie Haaks versuchte am Mittwoch deutlich zu machen, dass der Fehler bei der ABB, einem internationalen Großkonzern, liege, nicht bei der KVB selbst. „Dass die ABB es nicht geschafft hat, jemanden zu organisieren, der das Problem erklären kann, ist sehr bedauerlich“, so Haaks. „Dann hätten die Kollegen es aus ihrer Sicht schildern können.“ Die KVB arbeitet jedoch an vielen Stellen mit der ABB zusammen. Die Enttäuschung ist offenbar nicht groß genug, um die gesamte Kooperation zu beenden.

„Das Unternehmen ist eigentlich sehr zuverlässig. Was hier passiert ist, ist ungewöhnlich“, sagte Haaks. Man werde die ABB aber nicht von allen Projekten ausschließen. Die Kommunikation müsse jedoch aufgearbeitet werden. „Bei einem so weitreichenden Thema greift man erstmal zum Telefon“, sagte Haaks. Und hofft nun auf eine möglichst schnelle Lösung, sodass zumindest ab Montag wieder ein normaler Bahnbetrieb möglich ist.