Vergifteter Arzt aus KölnSohn im Zeugenstand: „So, wie ich ihn kenne, ist er tot“
Köln – Im Prozess um einen vergifteten Arzt aus dem Kölner Westen hat sich der Schwager der Angeklagten klar gegen diese positioniert. Der 52-jährige Unternehmensberater sprach wörtlich von einem Attentat, das gegen seinen Vater verübt worden sei. Einen Selbstmordversuch, wie von der Verteidigung ins Spiel gebracht, schloss der Zeuge, zumindest in der Form, kategorisch aus.
„Das war nicht der richtige Ort“
„Mein Vater wüsste, wie er sich umbringt, er hatte genügend Medikamente zur Verfügung“, sagte der Sohn über den sehr erfahrenen Mediziner. Sicher hätte dieser nicht eine Überdosis Insulin gewählt, die schwere Hirnschädigungen mit sich bringen könnte. Er hätte sicher ausgeschlossen, als Pflegefall zu enden, denn das sei dessen größte Sorge gewesen. Nun sei es genau dazu gekommen.
Auch sei es „nicht der richtige Ort“ gewesen, an dem der Vater letztlich gefunden wurde. Er hätte sich bestimmt nicht aufs Gästesofa im Wohnzimmer gesetzt, so der Sohn, sondern auf seinen Lieblingsplatz, „die grüne Couch im Arbeitszimmer mit Blick auf den Garten.“ Auch hätte sich der 80-Jährige sicher einen Rotwein aufgemacht und nicht einen Muffin vom Besuch gegessen.
Schwager beschreibt Verhalten, was ihn stutzig machte
Nachdem man innerhalb der Familie zunächst gerätselt hatte, was passiert sein könnte, habe die Angeklagte schon fast selbst den Verdacht auf sich gelenkt, indem sie bemerkt habe, den Schwiegervater wohl als letzte besucht zu haben. Gleichzeitig habe sie ausgeschlossen, etwas mit dessen Zustand zutun haben zu können, schließlich sei ja ihre sechsjährige Tochter dabei gewesen.
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Sehr stutzig habe ihn das Verhalten der Schwägerin gemacht, als man den Vater in der Klinik besucht habe. Fast schon euphorisch habe sie den Senior begrüßt und vom „lieben Schwiegerpapa“ gesprochen, obwohl deren Verhältnis eher reserviert gewesen sei. Dann habe sie gönnerhaft angeboten, den Mann bei sich zuhause zu pflegen. Regelrecht triumphiert habe sie.
Sohn über Vater: „So, wie ich ihn kenne, ist er tot“
Von Verteidiger Frank Seebode zu einem möglichen Motiv der Schwägerin befragt, antwortete der Zeuge: „Schwierig.“ Eine gewisse Geldnot wäre bei der Angeklagten und seinem Bruder vorhanden gewesen, allerdings wäre auch der Vater nicht liquide gewesen, da dessen verschiedenen Immobilien mit hohen Unterhaltskosten verbunden waren.
Auf den aktuellen Zustand des Vaters angesprochen, sagte der Sohn: „So, wie ich ihn kenne, ist er tot.“ Alles, was seinen Vater ausgezeichnet habe, sei weg. Er sei nur noch eine Hülle mit menschlichen Bedürfnissen und auf dem geistigen Stand eines Zweijährigen. Der Prozess um versuchten Mord wird fortgesetzt. Der Angeklagten droht eine lebenslange Haftstrafe.