Bei der Barrierefreiheit der KVB-Linie 13 hängt die Stadt Köln weit zurück. Ändern wird sich daran auf absehbare Zeit nichts.
Barrierefreie GürtellinieLinie 13 für Rollstuhlfahrer „eigentlich nicht verfügbar“
Der barrierefreie Ausbau der KVB-Linie 13 hakt. Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sollen laut Personenbeförderungsgesetz seit Anfang 2022 barrierefrei zugänglich sein. In Köln gibt es insbesondere auf der Gürtelstrecke aber erhebliche Lücken.
Das hat der Stadtrat längst erkannt und die Verwaltung in einem Beschluss aus dem November 2022 damit beauftragt, an den zehn Haltestellen zwischen „Venloer Straße/Gürtel“ und „Berrenrather Straße/Gürtel“ soll auf der Gürtelstrecke die Barrierefreiheit hergestellt werden. An ihnen sollen die Bahnsteige auf jeweils 90 Zentimeter angehoben werden, so der Beschluss. Bislang sind sie deutlich zu niedrig.
Köln: Stadt soll Haltestellen der KVB-Linie 13 barrierefrei machen
Der Stadtrat hat die Verwaltung zudem beauftragt, die Haltestelle „Venloer Straße/Gürtel“ bei den Arbeiten zuerst zu berücksichtigen, denn in unmittelbarer Nähe der zentralen Ehrenfelder Bahnstation entsteht derzeit ein Neubau für die inklusive Heliosschule, in der ab 2024 Gesamt- und Grundschüler unter einem Dach unterrichtet werden sollen. Der Rat hat knapp 20 Millionen Euro für die Planung freigegeben. Die Stadt teilte nach dem Beschluss mit, im Jahr 2023 mit dem Aufbau der Projektgruppe und der Ausschreibung der Planung zu beginnen.
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Knapp ein Jahr nach dem gefassten Beschluss und gemessen an den EU-Vorgaben fast zwei Jahre nach der eigentlich notwendigen Barrierefreiheit ist jedoch weiterhin völlig unklar, wann die Strecke wirklich für alle nutzbar sein wird. „Die zur Koordinierung der Planung und Umsetzung dieser Maßnahme erforderlichen Stellen und Personalkapazitäten sind beim federführenden Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau sowie den beteiligten Dienststellen Amt für Verkehrsmanagement, Amt für Straßen- und Verkehrsentwicklung und Amt für Landschaftspflege und Grünflächen noch nicht eingerichtet“, teilte eine Stadtsprecherin auf Anfrage mit.
„Ich kann die Linie 13 als Rollstuhlfahrer nicht sinnvoll nutzen“
Die Projektgruppe, die die Barrierefreiheit vorantreiben soll, existiert bislang also noch nicht, auch wurde bislang niemand zu diesem Zweck eingestellt. Weiter hieß es von der Stadt: „Der genaue Zeitpunkt für den Aufbau der Projektgruppe und Vergabe der ersten Planungsleistungen sowie der Beginn der Planung ist aktuell nicht absehbar.“ Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sind in die Planung bislang offenbar nicht eingebunden und verweisen auf die Stadt. Die angekündigten Maßnahmen für das Jahr 2023 werden also nicht umgesetzt. Wann sie nachgeholt werden, ist unklar.
Fragt man Horst Ladenberger, Sprecher des Arbeitskreises Barrierefreies Köln, nach dem Zustand der Linie 13, sagt er: „Ich kann da nicht viel drüber sagen, denn ich nutze sie nicht.“ Der Rollstuhlfahrer sieht keine sinnvolle Möglichkeit, sich mit der Gürtellinie durch die Stadt zu bewegen. Neben den zehn Haltestellen, die umgebaut werden sollen, sind auch die drei Haltestellen „Subbelrather Straße/Gürtel“, „Nußbaumerstraße" und „Slabystraße“ nicht barrierefrei. Die Situation dort soll erst in einem späteren Projekt verbessert werden. „Ich kann die Linie 13 als Rollstuhlfahrer nicht sinnvoll nutzen“, so Ladenberger: „Es gibt nur barrierefreie Stummelstrecken, die Gürtelbahn als solche ist für uns eigentlich nicht verfügbar. Es ist eine der größten Lücken im Nahverkehrsnetz und für sehr viele Betroffene Riesenthema. Die Linie ist eine Lebensader, ihr barrierefreier Ausbau hätte längst abgeschlossen sein müssen.“
Werktags gibt es auf der Linie 13 laut KVB rund 200 Fahrten mit rund 60.000 Fahrgästen. Menschen im Rollstuhl sind weitgehend ausgeschlossen.
Barrieren auf KVB-Linie 13: „Verkehrsdezernat braucht dringend mehr Stellen“
Zwar hat Ladenberger Verständnis für die personelle Notlage in der Verwaltung, die als Grund für die Verzögerung bei der Bildung der Projektgruppe verstanden werden muss. Und dennoch sitzt die Enttäuschung tief, Ladenberger ist nicht sicher, ob die Barrierefreiheit innerhalb der Verwaltung hoch genug priorisiert wird – trotz der eindeutigen Vorgaben und Beschlüsse. Über die Antwort der Stadt auf die Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagt er: „Das klingt schlimm. Wir wissen, dass der Grund dafür die personelle Situation ist, es ist aber dennoch ein Trauerspiel.“
Auch in der Politik ist Unzufriedenheit über den Stand der Dinge zu vernehmen. Die Ungeduld bei Lino Hammer (Grüne), dem Vorsitzenden des Verkehrsausschusses, scheint größer zu werden: „Das Verkehrsdezernat braucht dringend mehr Stellen, damit es an der Linie 13 endlich losgehen kann und die Verkehrswende vorangetrieben werden kann“, sagte er. Hammer ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der KVB. „Der barrierefreie Umbau der Linie 13 ist dringend notwendig. Außerdem wird der Straßenraum zugunsten einer Verbesserung der Rad- und Fußverkehrsführung neu aufgeteilt. Wir begrüßen die ganzheitliche Planung, die sich nicht nur auf die Barrierefreiheit beschränkt“, so Hammer weiter. Die Umsetzung der Planung allerdings ist bislang nicht absehbar.