Köln – Während in Köln einige der letzten Regenschäden beseitigt werden und langsam Normalität zurückkehrt, sind die ersten Menschen angekommen, die es mitunter schlimmer getroffen hat. Die Stadt nimmt etwa 80 Einwohnerinnen und Einwohner aus Erftstadt auf, die durch die Hochwasserkatastrophe ihre Häuser verloren haben. Oberbürgermeisterin Henriette Reker spricht von einer „Selbstverständlichkeit“, dass den Menschen aus Rhein-Erft geholfen werde. Für solche Katastrophenfälle hält die Stadt leerstehende Gebäude vor: eine ehemalige Unterkunft für Geflüchtete in Roggendorf/Thenhoven, eine leere Sozialhaussiedlung in Klettenberg und bei Bedarf ein weiteres Gebäude in Riehl. Insgesamt stünden 250 Plätze bereit, hieß es von der Stadt. Erftstadts Bürgermeisterin Carolin Weitzel hatte ein Hilfeersuchen an Reker gesandt. Auch ein Hotel, das Premier Inn am Perlengraben, kündigte an, „unbürokratisch“ Flutopfer zu beherbergen.
Zwei Menschen waren in Köln im Zusammenhang mit dem Starkregen gestorben. Nach der Obduktion des 54-jährigen Mannes aus Longerich, der am Mittwochabend tot im Keller seines Hauses gefunden wurde, schließen Rechtsmediziner einen Tod durch Ertrinken oder durch einen Stromschlag aus. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sollen sich aber Hinweise darauf ergeben haben, dass der Mann womöglich an einer internistischen Erkrankung gestorben sein könnte, etwa an einem Herzinfarkt.
Höchststand des Rheins für Samstagfrüh erwartet
Unterdessen gingen im gesamten Stadtgebiet die Aufräumarbeiten weiter. Die Feuerwehr arbeitete bis zum frühen Abend – gezählt seit Mittwochfrüh – insgesamt etwa 3800 Einsätze ab. Am Morgen hatte die Leitstelle noch mehr als 700 offene Einsätze gemeldet – am Abend war keiner davon mehr offen. Seit Mittwoch wurde der Notruf 112 mehr als 11.500 Mal gewählt. Auch das kurzfristig eingerichtete Sondertelefon für Hochwasserschäden wurde stark nachgefragt. Ab dem Freitagmittag seien die Notrufzahlen langsam gesunken. Mehrere Spezialisten der Kölner Feuerwehr halfen und helfen in den stärker betroffenen Gebieten im Umland. So flogen die Höhenretter nach Ahrweiler, um dort Anwohnerinnen und Anwohner von den Dächern zu holen, Strömungsretter und Taucher konnten in Euskirchen Menschen aus dem Wasser ziehen. Außerdem unterstützten die Kölner Kräfte bei der Evakuierung des Klinikums und bei der Bergung eines havarierten Gastanks in Leverkusen.
Einen kritischen Einsatz hatte die Feuerwehr am Morgen im Rhein. Auf Höhe des Kennedy-Ufers in Deutz wurde eine Frau mit ihrem Hund gerettet. Beide blieben unverletzt. Offenbar sprang die Frau ihrem Hund hinterher, nachdem der in den Fluss gefallen war. Der Pegel überstieg am Freitagabend den Stand von 7,90 Metern. Für Samstagfrüh wird mit einem Höchststand von 8,10 Metern gerechnet. Die Hochwasserstufe II mit 8,30 Metern, ab der die Schifffahrt eingestellt werden muss, wird den Prognosen zufolge nicht erreicht.
Linie 13 weiterhin getrennt
Die KVB meldete am Freitag nur noch wenige Störungen. Die größte könnte noch einige Tage dauern. Die Haltestelle Geldernstraße/Parkgürtel war immer noch meterhoch überflutet. Am Freitag pumpten Technisches Hilfswerk (THW) und Feuerwehr das Wasser aus der Station in die Gullys auf der Fahrbahn – unter den Augen einiger Schaulustigen. Man hoffe, die Station am Montag zumindest ohne Halt durchfahren zu können, sagte KVB-Sprecher Stephan Anemüller. Wann dort wieder Fahrgäste ein- und aussteigen können, ist noch unklar. Derzeit ist die Linie 13 zwischen Nußbaumerstraße und Slabystraße getrennt. Im Westen der Stadt blieb auch am Freitag der Busverkehr wegen des gesperrten Militärrings gestört. Auch Teile des Zugverkehrs ins Umland wie in die Eifel und nach Wuppertal waren noch immer lahm gelegt, gleiches gilt für die KVB-Linie 18 in Hürth.
Weiterhin haben auch einige Haushalte in der Stadt keinen Strom. 80 „kleinteilige“ Störungen gebe es noch, teilte die Rhein-Energie am Freitagnachmittag mit. Alle verfügbaren Kräfte seien am Wochenende im Einsatz, um die Störungen zu beheben.