Baubeginn 2026 geplantBehörde prüft zwölf Varianten für neue Rheinquerung im Süden
Köln – Die „Rheinspange“, eine geplante Querung über den Fluss im Süden Kölns, bleibt ein kontroverses Thema. Die Verbindung soll die Autobahnen 555 im Linksrheinischen mit der rechtsrheinischen Autobahn 59 verbinden. Über die mögliche Streckenführung gibt es immer wieder Streit, betroffene Gemeinden wie Wesseling oder Bornheim und Initiativen und Anwohner äußern lautstark Bedenken. Auch die Frage, ob es eine Brücke oder ein Tunnel werden soll, erhitzt die Gemüter.
Mitunter gebe es viele Gerüchte und gar „Verschwörungstheorien“, sagt Rüdiger Däumer, Leiter des Rheinspangen-Projekts, das die Autobahn GmbH des Bunds ausführt. Deshalb wolle man einige Sachverhalte klarstellen.
Zwölf Varianten werden untersucht
Näher untersucht würden nun zwölf, anstatt neun Varianten mit unterschiedlichen Streckenführungen und Umsetzungsmöglichkeiten. Davon sehen acht eine Lösung als Brücke vor, vier sind als Tunnel unter dem Rhein ausgearbeitet. „Alle zwölf Varianten haben dieselbe Chance. Ich präferiere keine“, versichert Däumer. Noch lägen aber nicht alle Gutachten vor, sodass noch keine Variante konkret als die sinnvollste präsentiert werden könne.
Voraussichtlich Ende August würden alle Ergebnisse der Verkehrsgutachten vorliegen, die die Leistungsfähigkeit der Varianten und die Auswirkung auf den umliegenden Verkehr untersucht. Etwa Mitte Dezember seien die Umweltverträglichkeitsprüfungen beendet. Im Vorfeld werde zudem die Verkehrsbelastung der Anwohner der verschiedenen Varianten während der Entstehung der Rheinspange untersucht. „Wir reden hier immerhin von einer Bauzeit von fünf, sechs, sieben Jahren“, erklärt Däumer.
Baubeginn ist für 2026 geplant
Bereits abgeschlossen ist das so genannte „Seveso III“-Gutachten. Es hat die Auswirkungen verschiedener Varianten auf die Industriebetriebe wie Shell oder Evonik im Süden Kölns und südlich der Stadt untersucht und ob durch den Bau der Querung zum Beispiel giftige Stoffe austreten könnten. Es kommt im Hinblick auf die Varianten zu dem Ergebnis, dass die nördlicheren Vorschläge, etwa die von Godorf aus, besser seien, und eine Tunnellösung einer Brücke vorzuziehen sei. „Das ist aber nur eines von vielen Gutachten“, es gebe noch keine Tendenz zu einer bestimmten Bauform, betonte Bäumer.
Es müssten zunächst sämtliche Expertisen vorliegen und ausgewertet werden. „Wir hoffen, im Frühjahr 2022 eine Vorzugsvariante vorstellen zu können“, sagt Däumer, der Baubeginn sei momentan für 2026 geplant. „Letztlich entscheidet der Bund, welche Variante gebaut wird.“
Kritik aus Kommunen im Einzugsgebiet
Manche Kommunen im Einzugsgebiet haben zusätzlich eigene Gutachten in Auftrag gegeben, etwa Wesseling, die juristische Aspekte im Fokus hatte. „Wir freuen uns über alle Gutachten“, sagt Däumer, sie trügen zur weiteren Qualitätssicherung bei. Die Wesselinger Ausarbeitung kritisierte unter anderem, dass beim Auswahlprozess der Varianten das „Schutzgut Mensch“ zu wenig berücksichtigt werde. „Die Menschen – und hier in erster Linie die Anwohner – stehen immer im Zentrum der Betrachtung“, versichert Däumer. Untersuchungen zu Grundwasser, Bodenschutz, zu erwartende Emissionen, Auswirkungen auf Landschaftsbild und Klima oder die Wirtschaftlichkeit, da das Projekt ja vom Bund und damit durch Steuern finanziert werde, „beziehen sich letztlich auf den Menschen“, erklärt Däumer.
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Auch im benachbarten Bornheim wurde Kritik laut, die Kommunalpolitiker beklagten Intransparenz bei der Planung. „Das ist für mich absolut nicht nachvollziehbar“, entgegnet Däumer. In den vergangenen Jahren habe es viele Bürgerinformationsveranstaltungen gegeben, die Politik werde regelmäßig unterrichtet, es gebe Erklär-Videos, alle Planungsschritte und deren Sachstand werde auf der Rheinspangen-Website dargelegt und ständig aktualisiert.
„Die Rheinspange ist in der Bevölkerung ein hochemotionales Thema“, ist aus der Behörde zu erfahren. „Den meisten ist das Thema egal, einige sind dafür, andere dagegen“, vermutet man. Bei den Gegnern spiele auch der „Zeitgeist“ eine Rolle: eine grundsätzliche Ablehnung gegenüber Autobahnen sowie die gegenüber Bauprojekten vor der eigenen Haustür. „Das Projekt hat aber einen extrem hohen Nutzen-Kosten-Faktor“, wirbt Däumer gegen den nicht unerheblichen Widerstand von Anwohnern und Lokalpolitikern an. Es sei eine große Verbesserung „für den gesamten Verkehr im Bereich Köln/Bonn“.