Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung gibt es auch im Breitensport. Eine Studie der Sporthochschule Köln befasst sich damit.
Studie der Spoho KölnJeder Zehnte erlebt im Sport sexistische, homophobe Äußerungen oder Gewalt
Als der Profifußballer Thomas Hitzlsberger 2014 sein Coming-Out in der Öffentlichkeit hatte, war seine Profikarriere schon zu Ende. Ganz bewusst hat er diesen Zeitpunkt gewählt, um sich als Schwuler zu outen: Schließlich stimmt das Klischee des „weichen, homosexuellen Mannes“ nicht mit dem Bild des männlichen, ehrgeizigen Profisportlers überein. Die Fans hätten es ihm nicht leicht gemacht.
Kampf gegen Stereotypen
Wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen kämpfen auch im organisierten Sport Betroffene mit Stereoytpen bis hin zu Feindseligkeiten. Die Deutsche Sporthochschule Köln hat im Rahmen einer Studie nun rund 2800 Menschen in Deutschland und anderen europäischen Ländern, die als Trainerinnen, Freiwillige oder Teilnehmer tätig sind, nach ihren Erfahrungen befragt.
„Das Ziel der Forschung bestand darin, die im organisierten Sport vorherrschenden Geschlechternormen und -stereotypen zu ermitteln und ihre Auswirkungen auf Diskriminierungserfahrungen und den Ausschluss von Mädchen, Frauen und LGBT+ Personen im Breitensport zu verstehen“, heißt es in einer Mitteilung der Spoho.
Im Breitensport ist Diskriminierung aufgrund des Geschlechts sehr verbreitet
Ein zentrales Ergebnis der Studie war laut Spoho, dass 77 bis 84 Prozent der Befragten bejahen, dass es im Sport Einstellungen und Verhaltensweisen gebe, die lesbische/bisexuelle Frauen, schwule/bisexuelle Männer sowie trans-/inter-/nicht-binäre Personen benachteiligen.
Während Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter erzielt worden seien (79 Prozent), setzten sich deutlich weniger Sportorganisationen für eine Gleichstellung im Kontext der sexuellen Orientierung (56 Prozent) und der Geschlechtsidentität (43 Prozent) ein. Weniger als die Hälfte verwende eine inklusive Sprache (40 Prozent) oder berichte von einer im Verein verankerten Antidiskriminierungspolitik (40 Prozent) oder einer Antidiskriminierungsstelle (25 Prozent).
Zehn Prozent erlebten persönlich negative Vorfälle
Im letzten Jahr seien die Befragten Zeugen von sexistischer (46 Prozent), homofeindlicher (28 Prozent) und transfeindlicher Sprache (16 Prozent) bei ihren sportlichen Aktivitäten gewesen. Etwa 10 Prozent der Befragten erlebten persönlich negative Vorfälle in ihren Hauptsportarten, darunter sexistische und homofeindliche Äußerungen, ungerechte Behandlung und sogar körperliche Gewalt.
Die Studie ist Teil des von der EU kofinanzierten Projekt „SGS – Sport for all Genders and Sexualities“, mit dem Ziel eine inklusive Sportkultur für alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität im europäischen Breitensport zu fördern.