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Klopapier-Dealer und Corona-VerstößeDas verrückte Jahr der Kölner Polizei

Lesezeit 5 Minuten
Polizei Köln

Die Corona-Pandemie hat sich deutlich auf die Kriminalitätsentwicklung in Köln ausgewirkt.

KölnKlopapier-Dealer, Maskenverweigerer, Hacker in Videokonferenzen – der Polizei und dem Ordnungsamt beschert die Pandemie in Köln Einsatzanlässe, die noch vor einem Jahr völlig undenkbar erschienen. Oder wer hätte im Februar 2020 gedacht, dass Streifenpolizisten einmal Menschen von Parkbanken vertreiben würden, weil sie zu zweit nebeneinander sitzen und Bier trinken? Dass sich Lehrer vor Ordnungskräften in Schränken verstecken aus Angst, bei einer Wohnungsparty erwischt zu werden? Oder dass eine Rolle Toilettenpapier auf der Straße zu einem Schwarzmarktwert von zehn Euro gehandelt werden würde?

Insgesamt 3151 Einsätze mit Pandemie-Bezug hat die Kölner Polizei seit März 2020 in der Stadt wahrgenommen, durchschnittlich knapp neun pro Tag. Daraus resultierten bis Dezember 2020 genau 423 Strafanzeigen und 5194 Ordnungswidrigkeiten. Das Ordnungsamt will seine Bilanz erst kommende Woche präsentieren.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat mehr als hundert Pressemeldungen von Polizei und Ordnungsamt aus den vergangenen zwölf Monaten ausgewertet und eine Auswahl typischer und besonders skurriler Corona-Einsätze getroffen.

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29. Februar 2020: Verzweifelter Kunde

Bei der Polizei Köln geht einer der ersten Notrufe mit Corona-Bezug ein – und was für einer: Er stehe gerade in einem Supermarkt, das Toilettenpapier sei vergriffen, meldete ein Anrufer aus Dellbrück über die 110. Was er denn jetzt tun solle. Der Beamte in der Leitstelle beendete das Gespräch rasch: „Dafür sind wir nicht zuständig.“ Weitere Konsequenzen für den verzweifelten Kunden: keine. Die Polizei wertete den Anruf nicht als „gezielten Notrufmissbrauch“.

16. März: 10.000 Masken gestohlen

Eine Mitarbeiterin des Logistikzentrums der Kliniken der Stadt Köln stellt fest, dass im Lager an der Schanzenstraße in Mülheim mehr als 10.000 Atemschutzmasken fehlen – gestohlen. Wer die Diebe waren und wem sie die Ware verkauft haben, ist bis heute nicht geklärt. Der Corona-Krisenstab der Stadt Köln ordnet an, alle Bestände der dringend benötigten Schutzausrüstung zu überprüfen und noch besser gegen Diebstahl zu schützen.

24. März: Klopapier-Dealer in Porz

In den Läden wird der Toilettenpapier-Engpass immer ärger. Schuld sind Hamsterkäufe. In Porz beobachten Passanten einen Mann, der das große Geschäft mit Klopapier machen will. Der 39-Jährige hat mehrere Pakete bei sich, verkauft die Rollen auf der Straße stückweise für zehn Euro. Polizisten schreiben eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Gewerberecht. In Rondorf schlägt eine 69-jährige Kundin eines Discounters einen 19 Jahre alten Sicherheitsmitarbeiter mit der Faust nieder, weil sie vier statt der erlaubten zwei Pakete Klopapier kaufen will.

26. März: Bier trinken verboten

Zu Beginn des ersten Lockdown weigern sich immer noch einige Kölner, die Corona-Schutzmaßnahmen wie Abstandhalten oder Spielplatzverbote zu akzeptieren. Was früher normaler als normal war, ist jetzt plötzlich ein Problem. Man stelle sich folgendes Zitat von Uwe Jacob vom 26. März 2020 nur mal an einem warmen Frühlingstag im Jahr 2019 vor: „Es gibt immer noch Einzelfälle, in denen Menschen in der Öffentlichkeit in kleinen Gruppen Kölsch trinken“, mahnt der Polizeipräsident. Mit ihnen werde gesprochen und versucht, sie zur Einsicht zu bringen.

Polizei am Aachener Weiher

Ein Polizeiwagen fährt durch den Grüngürtel am Aachener Weiher. (Archiv)

4. April: Security-Mann niedergeschlagen

In Humboldt-Gremberg weigert sich der Kunde eines Discounters, einen vorgeschriebenen Einkaufswagen zu benutzen. Als ihm der Zugang verwehrt wird, rastet er laut Polizei aus und schlägt auf einen Sicherheitsmitarbeiter ein.

8. April: Fahrerflucht

In Worringen stoßen zwei Radfahrer zusammen. Ein Neunjähriger stürzt und verletzt sich. Die ungefähr 40 Jahre alte Unfallgegnerin flüchtet und wird fortan von der Polizei gesucht. Nach dem Zusammenstoß mit dem Kind soll sie aufgestanden sein und mit den Worten „Bei Corona kann ich keinem helfen“ weitergefahren sein.

30. April: Trickbetrüger scheitern

Die ersten Trickbetrüger versuchen, sich die Pandemie zunutze zu machen. Einer ruft eine 91-Jährige in Sülz an, gibt sich als ihr Sohn aus und behauptet, infiziert zu sein. Er benötige dringend 60.000 Euro in bar für Arznei. Doch die Rentnerin wird misstrauisch und legt auf. Die Polizei warnt vor der Masche und informiert, dass „eine Abrechnung medizinischer Leistungen per Barzahlung im deutschen Gesundheitssystem“ nicht üblich sei.

25. Juni: Mehr Kinder auf Gleisen

Achtmal in drei Wochen musste die Bundespolizei ausrücken, weil Kinder auf den Gleisen der Deutschen Bahn gemeldet worden waren. Verletzt wurde niemand. Aber mit Blick auf die bevorstehenden Sommerferien warnt eine Behördensprecherin alle Eltern: „Vermehrt werden Familien aufgrund der Corona-Pandemie ihren Urlaub zu Hause verbringen, Kinder kommen womöglich auf Spielideen, die lebensgefährlich sein können.“

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Zweimal ließ die Stadt Köln die Schaafenstraße am einem Wochenende Anfang Juli 2020 räumen.

Juli/August: „Partyszene“ macht Probleme

Regelmäßig räumen Polizei und Ordnungsamt an den Wochenenden abends so genannte Feier-Hotspots im Freien am Brüsseler Platz, am Stadtgarten, auf dem Rheinboulevard, rund um die Schaafenstraße und im Zülpicher Viertel. Dabei sind größere Menschenansammlungen laut Corona-Schutzverordnung untersagt. Ganz überwiegend verhalten sich die Feiernden kooperativ und gehen friedlich nach Hause. Doch immer wieder gibt es auch Pöbeleien, Flaschenwürfe und Spuckattacken gegen die Einsatzkräfte – ein bundesweites Phänomen im Sommer 2020. Der Begriff „problematische Partyszene“ macht die Runde. Ein Kölner Hundertschaftspolizist fasst den gemeinsamen Nenner der Störer so zusammen: „Jung, männlich, Party, Alkohol“. Soziologen sprechen von einer „"situativen Eskalationsdynamik" und einer „feindlichen Einstellung“ gegenüber der Polizei.

7. November: Sekundenschlaf in der Bar

Anwohner der Liebigstraße melden eine Party in einem Lokal an der Liebigstraße in Neuehrenfeld – dies ist verboten, Gaststätten müssen seit Beginn des zweiten Lockdowns Anfang November geschlossen bleiben. Als Polizei und Ordnungsamt eintreffen, ist es in der Shisha-Bar plötzlich mucksmäuschenstill. Das Licht ist aus, niemand öffnet. Ein Schlüsseldienst öffnet die Tür, im Innern treffen die Einsatzkräfte auf den Betreiber und ein Dutzend Gäste. Einige versuchen noch schnell, sich zu verstecken, andere stellen sich schlafend. „Klarer Fall von Sekundenschlaf“, befindet ein Polizeisprecher – und klarer Fall von Verstoß gegen die Corona-Schutzverordnung. Es gibt Bußgelder.

Februar 2021: Hacker stören Unterricht

Hacker stören den digitalen Schulunterricht und verschaffen sich unter falschem Namen Zutritt zu Videokonferenzen. Sie stören durch lautes Rufen und beschimpfen das Lehrpersonal. In einem Fall am Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums in Nippes wird pornografisches Material eingespielt: Für alle sichtbar tauchen auf den Bildschirmen plötzlich Bilder von Geschlechtsteilen auf. Die Polizei ermittelt.

14. Februar: Lehrer im Schrank

In der Innenstadt löst das Ordnungsamt eine Privatparty in einer Wohnung auf. An der Feier hatten mehrheitlich Lehrer teilgenommen. Einige versuchten, sich in Schränken vor den Einsatzkräften zu verstecken – vergeblich.