Die Kölner Telefonseelsorge ist seit Jahrzehnten 24 Stunden erreichbar –das ganze Jahr. Um das weiter zu gewährleisten, sucht sie neues Personal.
„Nachfrage uneingeschränkt groß“Kölner Telefonseelsorge sucht ehrenamtliche Mitarbeiter

Dorit Felsch (l.) und Annelie Bracke koordinieren die kirchliche Telefonseelsorge für Köln und die Region.
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Die Telefonseelsorge für Köln und das Umland sucht Unterstützung für ihr ehrenamtlich arbeitendes Team. Das teilen Annelie Bracke sowie Dorit Felsch, die Leiterinnen des bundesweit seit Jahrzehnten von der katholischen und der evangelischen Kirche gemeinschaftlich organisierten Hilfsangebotes für Köln, Bonn, das Rhein-Sieg-Gebiet und den Oberbergischen Bereich am Dienstag in der Geschäftsstelle der Telefonseelsorge in der Kölner City mit.
„Die Nachfrage der Menschen nach einer persönlichen Beratung in schwierigen Lebenssituationen ist uneingeschränkt groß“, sagt Bracke, die seit mehr als 30 Jahren für die katholische Kirche in der Seelsorge tätig ist. Nicht zuletzt in Zeiten von Pandemien, Kriegen und Krisen auf der Welt, bestehe seit Jahren ein ungebrochen hohes Bedürfnis, „vollständig anonym über ganz persönliche Ängste und Sorgen, mitunter aber auch über akute Notlagen sprechen zu können – mit unvoreingenommenen und gut ausgebildeten Personen, die ohne eine Terminverabredung und womöglich längere Wartezeit für sie da sind“, erläutert die 63-jährige Theologin und Psychologin.
Die von beiden Kirchen erhobenen Zahlen der Statistik für den Zeitraum 2022 und 2023 untermauern das: 24.000 Telefongespräche seien demnach im gesamten vergangenen Jahr registriert worden, bis 14. November 2023 habe es demnach 23.200 Anrufe gegeben. Beziehungsprobleme – ob in Partnerschaft, Familie oder Alltagsbeziehungen – stehen den Verantwortlichen zufolge dabei auf dem ersten Platz der Anliegen, gefolgt von „persönlichen Ängsten“ aller Art, ausgelöst etwa von unsicheren Zeiten und Umständen. Platz drei belegt „Stress“, depressive Stimmungen und Einsamkeit beziehungsweise Isolation folgen dahinter, bevor schließlich Themen rund um das körperliche Befinden von den Anruferinnen und Anrufern besprochen werden wollen.
Telefonseelsorge in Köln: Hotline ist 24 Stunden täglich erreichbar
Seitdem die Telefonseelsorge auch Beratung per E-Mail sowie im direkten Chat anbietet, kommen der anonymen Erhebungen im Anschluss an die Beratungen nach auch immer mehr junge Menschen auf die Seelsorgerinnen und Seelsorger zu. In dieser Gruppe ist auch häufiger das Thema der „Suizidalität“ im Fokus. Während am Telefon hierbei rund zehn Prozent der Anrufe davon handelten, seien dies im Chat bereits 23 Prozent, in der Mailseelsorge sogar ein Viertel aller Fälle.
„Unsere Hotline ist an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden täglich erreichbar, ein Angebot, dass wir nur mit entsprechend hoher personeller Besetzung erbringen können“, hebt Pfarrerin Felsch hervor, die seit 2017 die Leitung der Einrichtung im evangelischen Kirchenverband Köln und Region innehat. Gemeinsam mit Bracke ist die 44-Jährige für die in beiden Kirchen etwa ein Jahr dauernde Ausbildung der Kolleginnen und Kollegen – derzeit 93 in der evangelischen sowie 73 in der katholischen – in der Telefonseelsorge sowie für alle Organisationsfragen dazu verantwortlich.
„Das Gefühl, etwas sinnvolles zu tun, steht hier im Vordergrund“ sagt die Psychologin.
Einschließlich der regelmäßigen Supervision und kontinuierlicher Fortbildungen beträgt die monatlich für die Mitarbeit in der Telefonseelsorge aufzubringende Zeit 15 Stunden, so Felsch weiter. Daran interessierte Menschen sollten Empathie mitbringen sowie die Fähigkeit, sich sprachlich auszudrücken und auch in problematischeren Situationen nicht überfordert zu sein mit den teils komplexen und zwischenmenschlich fordernden Anliegen der Menschen.
Keine Vorerfahrungen erforderlich
Pädagogische, therapeutische oder andere Qualifikationen oder Vorerfahrungen seinen allerdings nicht erforderlich, „Wir wählen vorab diesbezüglich auch unter den Bewerbungen aus, um sicherzustellen, dass das Angebot der Telefonseelsorge einen hohen Qualitätsstandard aufrechterhält“, ergänzt Annelie Bracke. Aus ihrer eigenen Erfahrung und dem Austausch im Team sind beide Frauen überzeugt von der Arbeit, die sie tun. „Das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, steht hier im Vordergrund“, sagt die Psychologin.
„Und obwohl die Gespräche ohne Namen und nach dem Auflegen ohne Wissen darüber, wie es weitergeht, verlaufen, gibt es immer wieder auch Fälle, in denen Menschen uns per Brief oder E-Mail mitteilen, dass wir ihnen helfen konnten“, sagt Dorit Felsch. „Das ist zwar nicht notwendig“, betont die Pfarrerin, „tut uns allen hier aber richtig gut.“
Die kostenfreien sowie rund um die Uhr besetzten Nummer der kirchlichen Telefonseelsorge für Köln und das Umland lauten 0800-1110111 sowie 0800-1110222. Informationen und Kontakte für eine mögliche ehrenamtliche Mitarbeit bei der Telefonseelsorge, sind im Internet zu finden: www.telefonseelsorge-koeln.de (katholisch) und www.ev-telefonseelsorge-koeln.de (evangelisch).