Das Hänneschen-Theater feiert mit 222 Jahren ein urkölsches Jubiläum. So ist das passende neue Stück rund um die Knollendorfer.
„Medden im kölsche Levve, iewich jung jeblevve“Kölner Jubiläumsstück gibt seltene Einblicke ins Knollendorfer Seelenleben
Die Knollendorfer sind kaum wiederzuerkennen. Da gleich die große Galavorstellung beginnt, haben sie sich ordentlich in Schale geworfen. Aber natürlich bleiben sie die Alten, seinen Charakter legt man nicht ab wie einen „Schmoking“. „Ist das Kleid von Kölsche & Banana?“, wird Bärbelchen gefragt: „Ne, von Jean Paul Oje“. Alles klar: Dat Schmölzje ist schlagfertig wie eh und je. Die Party kann beginnen.
Und doch ist alles anders in diesem Jahr auf der Bühne des Hänneschen-Theaters, das seit 2022 von Intendantin Mareike Marx geführt wird. Da es sein Publikum seit urkölschen 222 Jahren belustigt, ist die Puppentruppe vom Eisenmarkt verstärkt in eigener Sache unterwegs, gewährt wie selten Einblicke in ihr Seelen- und Beziehungsleben. Warum sind Hänneschen und Bärbelchen seit 222 Jahren nur verlobt und nicht verheiratet? Wer ist die Mutter von Röschen, der Tochter von Schäl? Und in wen ist Köbeschen, der Sohn von Tünnes, heimlich verliebt? Das Jubiläumsstück lüftet so manches Geheimnis.
Hänneschen-Theater: Neue Gags funktionieren von Anfang an
Den Rahmen der von Silke Essert inszenierten Aufführung bildet die opulente Gala, zu der sich die Knollendorfer fein herausgeputzt einfinden. Die Gags sitzen von Anfang an und funktionieren auch in der selbstironischen Variante. „Wir können uns ja setzen“, schlagen Zänkmanns Kätt und Maritzebill vor. Großer Lacher im Publikum. Sitzen geht schließlich nicht: die Figuren haben seit 222 Jahren einen Stock im Allerwertesten. Und so viel steht fest: „Angenehm es dat nit.“
So gehandicapt eröffnet Hänneschen den Abend in bester Frank-Sinatra-Manier mit dem Song „Kölle am Rhing“. Sonst geht ihm die große Pose allerdings in die Hose: Wann immer er Bärbelchen einen Heiratsantrag machen will, kommt etwas dazwischen. Mal ist es das Frühstück, mal hat der FC verloren. Aber auch die Heinzelmännchen haben ihre Finger im Spiel. Sie statten den Knollendorfern ebenso einen Besuch ab wie eine Reihe sehr skurriler Figuren aus vergangenen Produktionen. Selbst der Düvel bekommt seinen teuflischen Auftritt.
Sebus, Engel, Köllner: Kölsche Prominenz verfolgt Hänneschen-Premiere
Die Premiere des Jubiläumsstücks „Medden im kölsche Levve, iewich jung jeblevve“ sorgte mit Tempo, Witz und einem liebevollen Bühnenbild für Standing Ovations. Zur unterhaltsamen Mischung trugen auch die vielen musikalischen Einlagen bei, für die die Hänneschen-Band zwischendurch sogar vor der Bühne trat. Im Publikum applaudierte das Who is Who der kölschen Bühnenkunst.
Gekommen waren unter anderen Marita Köllner, Gerd Köster, Tommy Engel und Ludwig Sebus. Sebus, 98 Jahre alt und regelmäßiger Hänneschen-Besucher seit 1950, zeigte sich begeistert von der „zeitgemäßen“ Darbietung. Er wünsche den Knollendorfern, „dass sie weiterhin frech, offen und humorig das Leben dieser Stadt beleuchten, mit allen Schwächen und Stärken, die wir haben“.
So manch Promi fand sich in der Puppen-Variante auf der Bühne wieder: Aber auch Kölschrocker Peter Brings, Oberbürgermeisterin Henriette Reker oder Comedian Carolin Kebekus gratulierten den Knollendorfern als Double aus Holz und Pappmaché. So verging der Abend wie im Flug, wobei freilich einige Abgründe offenbar wurden. Schäl rückt einfach nicht raus mit der Info, wer denn Röschens Mutter ist. Er beruft sich auf „Erinnerungslücken“. Wenigstens spendet Maritzebill dem Töchterchen ein bisschen Trost: „Janz Knollendorf es ding Mamm. Un janz Kölle.“
Das Stück „Medden im kölsche Levve, iewich jung jeblevve“ wird aufgeführt bis zum 23. Juni 2024 (nur noch Restkarten vorhanden) sowie vom 17. August bis 27. Oktober. Die Vorstellungen finden mittwochs, freitags und samstags um 19.30 Uhr, donnerstags um 15 Uhr und sonntags um 17 Uhr statt.