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222-jähriges JubiläumKölns OB Reker ehrt das Hänneschen-Theater bei Empfang im Historischen Rathaus

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann, der in ein Gästebuch schreibt, hinter ihm stehen zwei Männer und zwei Frauen

Mitglieder des Hänneschen-Ensembles mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker beim Empfang im Historischen Rathaus.

Das Hänneschen-Theater hat in Köln lange Tradition. Nun durfte sich das Ensemble endlich in das Gästebuch der Stadt Köln eintragen.

Das Hänneschen-Theater, das offiziell den Namen „Puppenspiele der Stadt Köln“ trägt, besteht bereits seit 222 Jahren. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat das Ensemble und Intendantin Mareike Marx anlässlich des närrischen Jubiläums am Mittwoch zu einem Empfang in das Historische Rathaus eingeladen — auch ein Eintrag in das Gästebuch der Stadt Köln gehörte dazu. „Das Publikum sitzt im Hänneschen wie vor einem Spiegel, in dem es sich selbst betrachtet — die Puppen stehen für die Kölschen Typen selbst, sie stehen für die ganze Vielfalt und den Charakter unserer Stadt“, sagte Reker.

Insbesondere die Figuren des einfältigen Tünnes und der gewieften Schäl würden für sie die beiden Charakterpole der Kölschen Identität verkörpern: Rustikalen Frohsinn auf der einen, den Hang zur klüngelhaften Schlitzohrigkeit auf der anderen Seite. „Und natürlich ist es mir eine besondere Ehre, dass ich selbst hin und wieder mit einer Puppe auf der Bühne vertreten bin“, sagte die Oberbürgermeisterin.

Gralshüter der Gleichheit

Das Ensemble werde für das Talent der Puppenspieler, für die vergnügliche Kölsche Sprache, für die Beobachtungsgabe der Autorinnen und Autoren der Stücke und für die Herzlichkeit, die das Theater ausstrahle, gefeiert. Das Hänneschen-Theater bringe alle an einem Ort zusammen – und zwar auf Holzbänken, die in der ersten Reihe genauso bequem seien wie in Reihe 19 sowie mit Tickets zum Einheitspreis. „Allein der Saal drückt eine Haltung aus, die das Hänneschen von vielen anderen Spielstätten abhebt: Vor d'r Britz sind alle gleich – unsere Puppenspiele als Gralshüter der Egalität“, sagte Reker.

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Der Schneider Johann Christoph Winters gründete das Stockpuppentheater 1802 in der Mauthgasse in der Altstadt, nicht weit entfernt vom heutigen Standort am Eisenmarkt. Gab es zunächst Krippenspiele für Kinder und wechselnde Spielstätten, so etbalierte sich das Theater dennoch schnell und gewann an Popularität. So nahm das Hänneschen bereits am ersten Karnevalsumzug im Jahr 1823 teil und ist bis heute dabei.

Stadt Köln übernahm Trägerschaft

Nachdem das Theater 1919 nach dem Tod des letzten Mitglieds der Inhaberfamilie geschlossen wurde, setzten sich der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer und der Theaterwissenschaftler Carl Niessen für eine Wiederbelebung der Tradition ein. So kam es, dass die Stadt Köln 1926 die Trägerschaft übernahm. „Seither wacht die Stadt Köln über die Kölner Traditionsspielstätte, sie erhält den Markenkern und ist damit erfolgreich“, sagte Reker. Nach wie vor erfolge der Erstkontakt vieler Kinder mit der „Kölschen Sproch“ häufig im Hänneschen.

Die Oberbürgermeisterin erinnerte auch an das Jahr 2021, als der Rosenmontagszug aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste. Das Ensemble hatte damals kurzfristig einen Umzug mit 30 Wagen im Stockpuppenformat auf die Beine gestellt. „Es sind solche herzerwärmenden Momente, die viele Kölnerinnen und Kölner mit ihrem Hänneschen verbinden“, sagte Reker und dankte dem Ensemble. (red)