Todesfälle bei Kindern nach Zahn-OP'sFahrlässig hingenommener Systemfehler

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Eine Patientin wird in mit einer Narkose auf die Operation vorbereitet.

Köln – Jedes Jahr sterben Kinder nach Routine-Operationen in Zahnarztpraxen (lesen Sie hier über den Fall eines Mädchens aus Köln). Wie viele Todesfälle es gibt, wie oft leichte und schwere Komplikationen vorkommen, ist in Deutschland nicht bekannt. Weil es – vorgeblich aus Datenschutzgründen – weder Register noch Statistiken dazu gibt. Der Missstand ist seit vielen Jahren bekannt. Es ein Systemfehler, den auch die Anästhesisten kritisieren, die die ambulanten Vollnarkosen durchführen.

Den eklatanten Pflegenotstand hat erst die Corona-Pandemie nachhaltig in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Vermeidbare Todesfälle durch ambulante Operationen, die nach Tragödien wie jener von Sophia (6) aus Köln die Menschen erschüttern, werden von der Politik ausgesessen. Wenn ein Mediziner eindeutig gegen gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse verstößt, handelt er grob fahrlässig. Was tut der Gesetzgeber, der Risiken von Todesfällen bei Kindern, die bekannt sind, nicht minimiert, sondern vergrößert?

Ambulante Operationen werden besonders gefördert

Seit dem Jahr 2000 werden ambulante Eingriffe besonders gefördert. Ambulante Operationen haben sich auch deswegen in den vergangenen 25 Jahren mehr als verdoppelt. Für Routineeingriffe bei Erwachsenen mag das eine geeignete Alternative zu Klinikaufenthalten sein. Laut Berufsverband Deutscher Anästhesisten stirbt heute nur noch ein Erwachsener von 100.000 Patienten nach einer Vollnarkose, vor 50 Jahren waren es noch 79. Bei Kindern wird die Todesrate in der Fachliteratur allerdings mit 1: 10.000 beschrieben, sie liegt demnach um das Zehnfache höher als bei Erwachsenen. Dass bei Komplikationen in einer Klinik schneller und angemessener interveniert werden kann als in einer Praxis, liegt auf der Hand.

Praxen werden fast nie überprüft

Das Bundesgesundheitsministerium verweist auf Qualitätsvereinbarungen, die regelten, wie Praxen größtmögliche Sicherheit bei Operationen gewährleisten könnten. Die Kassenärztliche Vereinigung hat jüngst mitgeteilt, dass solche Begehungen fast nie stattfänden. Der Systemfehler wird also nicht behoben.

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Warum nicht? Weil immer nur Einzelfälle in die Öffentlichkeit gelangen? Und keine Statistik belegen kann, wie groß der Missstand tatsächlich ist? In Großbritannien sind ambulante Zahnoperationen im Jahr 2020 verboten worden. Die Todesrate nach diesen Routineeingriffen ist Anästhesisten zufolge seitdem auf Null gesunken.  

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