Köln – Das Jubiläumsbier zum 160. Geburtstag des Brauhaus zur Malzmühle am Heumarkt hat Braumeister Andree Vrana längst angesetzt und auch schon mit Melanie Schwartz (35), die die Familienbrauerei in der fünften Generation führt, gekostet und für gut befunden. „Es ist obergärig und unfiltriert. Mit einen Aroma von Citrus und Banane“, verkündet Vrana.
Insgesamt sollen nach dem Fassanstich beim Brauereifest zum runden Geburtstag am 9. Juni (Samstag) um 14 Uhr nach dem ersten Fass Freibier 6000 Liter des Jubiläumsbieres in die eigens angeschafften Glaskrüge (0,3 Liter für drei Euro) gezapft werden. „Mehr gibt es dann auch nicht. Wat fott is, is fott“, sagt die Chefin, die auch dem Vorstand des Kölner Brauerei-Verbandes angehört, und lacht. Mit knapp drei Prozent Marktanteil sieht sie sich mit dem Mühlen-Kölsch auf dem Kölschmarkt dennoch solide aufgestellt. „Unser Kölschabsatz steigt seit dem Jahr 2011 entgegen dem Markttrend sichtlich an.“ Lag man 2010 noch bei 34.000 Hektolitern, so wird man in diesem Jahr wohl die 50.000-Hektoliter-Marke knacken.
Kapazitäten ausgeweitet
„Die Investitionen in die Zukunft haben sich bezahlt gemacht“, ist sich Schwartz mit Geschäftsführer Michael Rosenbaum einig. Mit dem Umbau des gesamten Gebäudekomplexes in den Jahren zwischen 2010 bis 2015 wurden die Kapazitäten deutlich ausgeweitet. Das Brauhaus wurde von 200 auf mehr als 400 Plätze erweitert. Die Mühlen-Bar und der Höhner-Stall sind als Erlebnis-Gastronomie hinzugekommen und das in den oberen Etagen entstandene Hotel bietet 37 Zimmer – sechs davon haben sogar einen Zapfhahn im Bad: kalt, warm, kölsch.
Und das Obergärige hat nur einen kurzen Weg auf die Zimmer, denn das Kölsch wird weiterhin an der historischen Adresse in der Altstadt gebraut. Denn die „Malzmühle“ war 1858 im Haus Heumarkt 6 – das Patrizierhaus war im frühen Mittelalter ein Klosterhof der Abtei Wesel mit kleiner Hausbrauerei – von Hubert Koch, einem Ururururonkel der heutigen Besitzerin, als „Bier und Malzextrakt-Dampfbrauerei“ gegründet worden. Damals galt der Heumarkt als Umschlagplatz für den Kornhandel. Dort stand die städtische Rats-Malzmühle, die Brauer mit geschrotetem Malz aus Weizen und Gerste versorgte. Nach der Rezeptur des Gründers, die dessen Sohn Jakob Anfang des 20. Jahrhunderts patentieren ließ, wird in der Mühlen-Brauerei heute noch Koch’sches Malzbier gebraut und in Flaschen abgefüllt.
Malzmühle einer der beliebtsten Hausbrauereien
Dieses Malzbier wurde bei der Weltausstellung 1888 in Ostende mit sieben Goldmedaillen ausgezeichnet und war seinerzeit „besonders von ärztlicher Seite hoffenden und stillenden Frauen sowie Blutarmen als wertvolles Nähr- und Kräftigungsmittel empfohlen“. Jakob Koch war es dann auch, der 1912 die Dampfbrauerei an Gottfried Joseph Schwartz verkaufte, der sie in „Obergärige Brauerei zur Malzmühle“ umbenannte. Unter seiner Regie entwickelte sich die Malzmühle zu einer der beliebtesten Hausbrauereien Kölns. Nach dem Tod von Hubert Josef Schwartz (zweite Generation) 1944 regelte die Witwe Sybille Schwartz die Geschäfte. Köln war nach den Bombenangriffen fast völlig zerstört, und vom historischen Gebäude der Malzmühle stand nur noch das Eingangsportal. Das wurde in den Wiederaufbau integriert.
Ab 1948 wurde wieder Bier verkauft, 1952 die Schankstuben neu eröffnet. Zum 100-jährigen Bestehen übernahm mit Theodor Josef und Anneliese Schwartz 1958 die dritte Generation die Leitung. Nach dem Unfalltod des Mannes vier Jahre später, wurde die Witwe Kölns erste Braumeisterin sowie die erste Frau an der Spitze der Innung. Bis zu ihrem Tod 1995 blieb die moderne Technik weitgehend vor der Tür. „Was man hat, hat man“, war ihr Wahlspruch. Dazu bestand sie stets auf Barzahlung.
Bill Clinton war zu Gast
Dann übernahm Sohn Josef Schwartz mit Ehefrau Gaby den Betrieb und die konnten nach dem früheren Oberbürgermeister und Bundeskanzler Konrad Adenauer den wohl prominentesten Gast begrüßen.
Am 17. Juni 1999 spazierte der damalige US-Präsident Bill Clinton, der im Rahmen eines G-8-Treffens in Köln weilte, in das Brauhaus.
Mit dem Bonner US-Botschafter John C. Kornblum setzte er sich an einen braunen Holztisch und bestellte zum Kölsch eine Portion rheinischen Sauerbraten mit Klößen und Apfelkompott. Zuvor hatte sich Clinton vergewissert, dass das Fleisch nicht von einem Pferd, sondern vom Rind stamme – Das Foto ziert auch heute noch den Schankraum. Doch die Zeiten in denen anschließend die Touristen aus Amerika und Asien in Scharen in die Malzmühle kamen, um am Clinton-Tisch zu sitzen und ebenfalls den Sauerbraten zu bestellen, sind inzwischen vorbei.
Melanie Schwartz: „Es gibt schon noch Touristen, die sich vor dem Clinton-Bild fotografieren, aber es sind deutlich weniger geworden.“ Der rheinische Sauerbraten ist inzwischen aus der Top Drei der am meisten bestellten Gerichte verschwunden. Heute liegt „Himmel un Äd“, gebratene Blutwurst mit Schmorzwiebeln, Kartoffelpüree und Apfelkompott an der Spitze. Vor der gegrillten Haxe und dem Schnitzel Wiener Art mit Fritten und Salat.
Den 160. Geburtstag feiert die Brauerei zur Malzmühle am Heumarkt am 9. Juni (Samstag) ab 13 Uhr mit einem Brauereifest und einem Tag der Offenen Tür, Führungen durch den Betrieb, Foto-Aktionen und Gewinnspielen. Um 17 Uhr tritt die Band Miljö auf und um 20 Uhr folgt ein Mitsing-Konzert mit den beiden Ur-Höhnern Janus Fröhlich und Peter Werner.