Die Arbeit von „Umsteuern! Robin Sisterhood“ wird von Annette Frier unterstützt, die auf dessen Kinoabend ihren neuen Film präsentierte.
Prominente UnterstützungKölner Verein sammelt Spenden für Opfer sexueller Gewalt in der Kirche
Der Kölner Verein „Umsteuern! Robin Sisterhood“ unterstützt Opfer sexualisierter Gewalt im kirchlichen Kontext mit der „Anlaufstelle Leuchtzeichen“. Die Beratungs- und Begleitungsarbeit wird von vielen Betroffenen in Anspruch genommen. „Im Jahr 2023 haben wir insgesamt 70 Menschen unsere Hilfe zukommen lassen“, berichtet Jochen Ringel im „Filmhaus Köln“ an der Maybachstraße.
Der Lehrer ist Schatzmeister des Vereins und hatte mit der Vorstandsvorsitzenden Maria Mesrian für Dienstagabend eingeladen, um auf Initiative von Roswitha und Erich Bethe für Spenden zu werben. Die Bethe-Stiftung der Eheleute aus Bergisch Gladbach hat angekündigt, bis zum 30. Juni jede eingehende Privatspende in Höhe von bis zu 2000 Euro bis zu einem Gesamtbetrag von 50.000 Euro für „Sisterhood“ mit eigenen Mitteln zu verdoppeln.
Prominente Unterstützung erfährt die Arbeit bei „Leuchtzeichen“ durch die Kölner Schauspielerin und Moderatorin Annette Frier, die am Dienstag ihren Film „#warumbistduhier“ präsentiert, in dem sie mit Freunden und Wegbegleitern über Verantwortung, Solidarität, Liebe und andere große Lebensthemen spricht.
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Schauspielerin Annette Frier betont Wichtigkeit der Vereinsarbeit
Es herrscht Andrang im Filmhaus Köln, wo das Publikum sowohl vor als auch nach dem Film ins Gespräch kommt. „Es ist mir ein Anliegen, die wichtige Arbeit dieses Vereins zu unterstützen“, betont Frier. Die katholische Kirche dürfe sich nicht aus der Verantwortung für die Menschen stehlen, die durch ihre Vertreter Leid erfahren hätten, so die 50-Jährige.
Zwei hauptamtlich beschäftigte Sozialarbeiterinnen sowie ein Team aus ehrenamtlichen Mitarbeitenden betreuen bei „Umsteuern! Robin Sisterhood e.V.“ seit 2022 die bislang einzige Fachberatungsstelle für Menschen, die als Kinder und Jugendliche im Umfeld der katholischen Kirche sexualisierte Gewalt erfahren haben. Um angemessene Entschädigungen zu erhalten, werden Betroffene aus zehn Bistümern im gesamten Bundesgebiet bei der Bewältigung komplizierter kirchlicher Verfahrenswege unterstützt.
Gleichzeitig unterhält der Verein einen ehrenamtlich geführten Treff, in dem Unterstützerinnen und Betroffene einen Raum des Austauschs geschaffen haben. „In den meisten Fällen handelt es sich um Missbrauch in der Kindheit, der oft mehrere Jahrzehnte zurückliegt“, erläutert Ringel. Einige Betroffene meldeten sich aufgrund akuter oder noch anhaltender sexualisierter Gewalt bei der Kölner Anlaufstelle.
Hilfe bei Beantragung von Entschädigungszahlungen
Hauptanliegen der Ratsuchenden sei in den meisten Fällen die Unterstützung im Rahmen der Antragstellung zur „Anerkennung des Leids“ bei der sogenannten Unabhängigen Kommission zur Anerkennung des Leids (UKA) der Deutschen Bischofskonferenz mit Sitz in Bonn – die dann über die Höhe der Entschädigungszahlungen entscheidet. „Die kircheninternen Verfahren sind intransparent, und die Höhe der Entschädigungszahlungen erscheint häufig als willkürlich“, kritisiert Ringel.
Lothar Jaeger, ehemaliger Richter am Oberlandesgericht Köln, bemängelt das Vorgehen aus juristischer Perspektive. Über Jahre hat er sich berufsbedingt mit dem Thema befasst und jetzt ein Buch veröffentlicht, in dem er „ernste Bedenken gegenüber der Arbeitsweise der UKA“ schildert.
„Sexueller Missbrauch und Gewalt – Wege zu hohen Anerkennungsleistungen und Entschädigungen“ lautet der Titel des Werks, das Jaeger kürzlich veröffentlicht hat und im Filmhaus am Dienstag gegen Spende abgibt. Vor allem aufgrund der „immens hohen psychischen Belastung, der die Betroffenen während dieses Verfahrens ausgesetzt sind“, seien Entlastungsgespräche, psychotraumatologische Fachberatung und traumasensible Unterstützung wichtige Bestandteile der Arbeit von Leuchtzeichen, führt Ringel aus.
Verein ist spendenfinanziert
Kernaufgaben des Beratungsteams seien die Kontaktaufnahme zu Interventionsstellen der Bistümer und Ansprechpersonen von Orden, die Begleitung dorthin sowie das Einholen von medizinischen und therapeutischen Gutachten zur Unterstützung in laufenden Verfahren. „Der Bedarf an Beratung ist hoch. Bis heute sind wir zu 100 Prozent spendenfinanziert“ sagt Maria Mesrian, „deshalb freuen wir uns sehr über die großzügige Aktion der Bethe-Stiftung“. Der Antrieb des Vereins sei es, an der Seite der Betroffenen zu stehen und ihre Anliegen gegenüber der Kirche zu vertreten, so die Vorstandsvorsitzende.
Wissenswertes über den Kölner Verein „Umsteuern! Robin Sisterhood“ sowie Details und Kontodaten der Spendenaktion der Bethe-Stiftung sind im Internet zu finden.