„Klare Kante Cologne“ und „Köln stellt sich quer“ wollen das Konzert am Samstag verhindern. Mitglieder der Band waren in der Neonaziszene aktiv.
„Keine Bühne für Nazis“Kölner Vereine rufen zu Protest gegen Weimar-Konzert auf
Gegen das für Samstag (4. Mai) geplante Konzert der Band Weimar in den Kölner Sartory-Sälen hat ein Bündnis Protest angekündigt. „Wir rufen alle Kölnerinnen und Kölner und alle Gäste dieser Stadt auf, sich demokratisch und friedlich gegen die Band Weimar zu stellen“, schreibt der Verein „Klare Kante Cologne“ in einem offenen Brief. Die Band ist umstritten, weil mehrere Bandmitglieder eine rechtsextreme Vergangenheit haben.
Öffentlich bekannt wurde das durch die Enthüllungen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Die Mitglieder hatten sich daraufhin in einem Statement von dieser Vergangenheit distanziert. Kritiker halten das für unzureichend und wenig glaubwürdig. So hatte bereits die Klubkomm, der Interessenverband der Kölner Clubs und Veranstalter, die Sartory-Säle öffentlich dazu aufgefordert, das Konzert abzusagen.
Dieser Forderung schließt sich auch das Bündnis „Köln stellt sich quer“ an: „‚Köln stellt sich quer‘ steht für Demokratie, Weltoffenheit, Diversität und den Einsatz für Menschenwürde und Menschenrechte. Das ist gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je. Die Band Weimar steht für das Gegenteil und spricht vor allem Menschen an, die unsere Grundwerte ablehnen.“ Marcus Sartory, Geschäftsführer der Sartory-Säle, hingegen findet: „Die Band hat eine zweite Chance verdient.“
Die Verfasser des offenen Briefs sehen das anders: „Die Gewährung einer zweiten Chance sollte bei Aussteigern aus der rechtsextremen Szene immer gegeben sein. Dies setzt allerdings eine klare Distanzierung und ein eindeutiges Engagement gegen Rechtsextremismus voraus.“ Zu berücksichtigen seien auch die Opfer rechtsextremer Gewalt: „Für diese ist es unzumutbar, wenn ehemaligen Unterstützern eine Bühne gewährt wird und dabei auf das Recht des Vergessens verwiesen wird.“
Köln: Aufruf zum Protest gegen das Konzert der Band Weimar
Der Brief wurde unter anderem von „Omas gegen Rechts“, „City of Hope Cologne“ und der kulturpolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion, Maria Helmis-Arend, unterzeichnet. „Wir alle tragen eine Verantwortung, uns gegen Rechtsextremismus zu stellen, ein ‚Nie wieder‘ sicherzustellen und dafür zu sorgen, dass es in Köln weiterhin kein Kölsch für Nazis gibt“, schreiben die Verfasser weiter.
Unter dem Motto „Keine Bühne für Nazis“ soll es am Konzerttag ab 17 Uhr unweit der Sartory-Säle eine Protestaktion geben. Ein Polizeisprecher bestätigte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass zwei Kundgebungen mit jeweils 70 bis 100 Personen angemeldet worden seien. „Wir bereiten uns entsprechend vor und werden personell gut aufgestellt vor Ort sein.“
Die Kölner SPD ruft ebenfalls zum Protest gegen das Konzert auf: „Die maskiert auftretenden Musiker spielen in ihren Texten begrifflich mit demokratiefeindlichen Sprachbildern und antisemitischen Stereotypen.“ Das Recherche-Antifabündnis gegen Antisemitismus (Raba) unterstützt den Aufruf, das Konzert abzusagen: „Die Band mag sich strafrechtlich an der Grenze der Strafbarkeit bewegen. Doch Veranstalter Sartory muss sich die Frage stellen, ob er einem braunen Milieu die Tür für ihre Party öffnet.“
„Für uns gibt es keine rechtlichen und moralischen Gründe, das Konzert abzusagen. Wir sehen keine aktuellen Anhaltspunkte, die Band als rechtsextrem einzustufen“, so Sartory.
„Der Spiegel“ hatte im Februar 2023 enthüllt, dass zwei der vier Bandmitglieder aus der Neonaziszene stammen und den Holocaust geleugnet haben. Einer soll Verbindungen zu einem inzwischen verurteilten Unterstützer des rechtsterroristischen Netzwerks NSU gehabt haben. Die betreffenden Mitglieder räumten ihre „politisch rechtsmotivierte Vergangenheit“ in einem Statement ein, wiesen aber zurück, weiterhin in der rechten Szene aktiv zu sein.
Im Hinblick auf die Proteste gegen ihr Konzert in Köln bittet die Band Weimar ihre Fans, „die Gegenproteste weder zu stören, noch zu provozieren“. „Macht euch bitte klar, dass diese Proteste mitunter dazu dienen, Reaktionen zu provozieren, die man euch als Fans und uns als Band hinterher wieder negativ anlasten wird, um uns den Weg für weitere Konzerte zu erschweren.“
Weiter appelliert die Band, „höflich zu den Einsatzkräften der Polizei“ zu sein. Die seien nicht da, „um euch zu ärgern, sondern dafür, euer Grundrecht, ein Konzert besuchen zu dürfen, durchzusetzen“.