Einst war Helmut Berger als Eishockeyspieler erfolgreich, noch heute spielt das Eislaufen im Leben des 85-Jährigen eine große Rolle.
Schon seit 75 JahrenWie das Schlittschuhlaufen das Leben eines Kölners geprägt hat
Es dauert ein wenig, bis Helmut Berger seine abgewetzten Leder-Schlittschuhe aus dem Jahr 1965 angezogen und ordnungsgemäß gebunden hat. Das Bücken geht nicht mehr so geschmeidig wie früher, kein Wunder mit fast 86.
Helmut Berger feiert in diesem Jahr ein persönliches Jubiläum. Vor 75 Jahren hat er mit dem Schlittschuhfahren angefangen. Damals noch im Eis- und Schwimmstadion an der Lentstraße mit seiner unbedachten Eislauffläche. Hier steht heute die Eissport- und Schwimmhalle Lentpark, die äußerlich nichts mehr mit dem Vorgängerbau gemeinsam hat. Aber Helmut Berger geht noch immer aufs Eis. Einmal pro Woche schnürt er seine bestens eingefahrenen Schlittschuhe, die er jedes halbe Jahr nachschleifen lässt.
Helmut Berger läuft sich langsam warm und dreht dann eine Runde nach der anderen. Gesundheitliche Probleme hatte er in fortgeschrittenem Alter einige: „Aber die sportliche Betätigung hat anscheinend alles zu überwinden geholfen.“ Nur wenige Menschen führen mit über 80 noch Schlittschuh, sagt der Longericher: „Sie haben Angst vorm Fallen“. Das versucht allerdings auch er tunlichst zu vermeiden.
Einst war Helmut Berger als Eishockeyspieler erfolgreich, zunächst als Verteidiger, später vor allem als Stürmer. Schon auf der Realschule an der Dagobertstraße spielte er in der Eishockeymannschaft. Entdeckt wurde das Nachwuchstalent 1956 von Arthur Vollstedt, Eishockeyobmann des „Kölner Eis-Klubs“ (KEK) und mehrfacher deutscher Meister im Eisschnelllauf.
Vom Eishockeyobmann eingeladen
Er lud ihn ein, beim KEK an der Lentstraße mitzuspielen. Eishockey genoss damals noch den zweifelhaften Ruf, roh und brutal zu sein. Selbst der Torwart trug weder Kopfschutz oder Zahnspange. „Wer mit Helm spielte, galt als Weichling“, sagt Helmut Berger: „Ich bin bestimmt 25-mal genäht worden.“ Dennoch sagt er heute: „Es gab nichts Schöneres als Eishockey.“
1957 gelang „Molly“, wie Berger genannt wurde, weil er in der Schule ein bisschen mollig war, die Aufnahme in die erste Mannschaft des KEK. Als er Ende des Jahres zu einem Meisterschaftsspiel nach Bad Nauheim fuhr, übernachtete er zum ersten Mal in einem Hotel. „Das war das Größte.“ In der Dortmunder Westfalenhalle spielte er 1958 vor 10.000 Zuschauern. Ein bisschen Geld gab es für jedes Spiel obendrein. In der Saison 1969/70 schaffte es sein Team sogar in die Bundesliga. Das bedeutete für den Verein allerdings mehr Ausgaben für Fahrten, Essen oder Ausrüstung. Den anderen Abteilungen des KEK gefiel dies gar nicht, blieb doch weniger für sie übrig. „Das war der Beginn der Haie“, sagt Helmut Berger.
Die Eishockey-Abteilung wurde vom Stammverein abgespalten und machte sich 1972 unter dem Namen „Kölner Eishockey-Club e.V. „Die Haie“ selbstständig, um wirtschaftlich unabhängig agieren zu können. Der Rest ist große Kölner Sportgeschichte. Helmut Berger wurde ebenfalls Haie-Spieler, blieb aber nur kurz. Aus Altersgründen hörte er ein halbes Jahr später auf und hängte die Schlittschuhe 1980 für lange Zeit sogar komplett an den Nagel. Als Finanzbeamter und Vater von zwei Töchtern gab es schließlich auch andere Verpflichtungen.
Erst 2012 flammte die alte Leidenschaft wieder auf. Helmut Berger wurde Leiter der Abteilung Eishockey des KEK und trainierte unter anderem eine Behindertenmannschaft. Seitdem sei er wieder am Eishockey interessiert und schaue sich auch die Spiele der Haie an. Ein Fan sei er allerdings nicht: „Sportlich sind die natürlich eine ganz andere Liga. Aber was darunter gelitten hat, ist der Gemeinschaftsgedanke.“ Das sei früher anders gewesen.
Rund 400 Spiele trug der Kölner für den KEK aus. Ältestes aktives Mitglied im Eishockey-Bereich darf er sich heute nennen und zudem Ehrenmitglied. Seine wöchentlichen Runden dreht Helmut Berger mit einer ehemaligen Eiskunstläuferin, die ebenfalls die 80 überschritten hat: „Wir sind die beiden Überlebenden der damaligen Zeiten.“