Das Eis- und Schwimmstadion am Lentpark im Agnesviertel hat Geschichte.
Köln früher und heuteErinnerung an die Vergangenheit: Am Lentpark war die erste Heimat der Kölner Haie
Im Lentpark, der großen Eissport- und Schwimmhalle im Agnesviertel, wagt sich Helmut Berger noch immer gern aufs Eis. Wenn der 83-Jährige jedoch über das alte Eis- und Schwimmstadion spricht, gerät er regelrecht ins Schwärmen. Das Eis- und Schwimmstadion war der Vorgängerkomplex des Lentparks – und die alte Heimat des vor 50 Jahren gegründeten Eishockeyclubs Kölner Haie.
Während sich der Lentpark mit seinen abgerundeten Ecken auf dreiecksförmigem Grundriss organisch präsentiert, zeigte das alte Stadion klare Kante. „Das hatte etwas Bauhaus-mäßiges“, sagt Helmut Berger, der als Mitglied des Kölner Eis-Klubs (KEK) und späterer Haie-Spieler regelmäßig auf dem weitläufigen Gelände mit dem markanten Turm zu Gast war. Schon mit zehn Jahren hatte der Junge aus Riehl hier das Schlittschuhfahren gelernt.
Kölner träumten lange von einer ganzjährigen Eisfläche
Das war 1949, der Zweite Weltkrieg lag gerade mal vier Jahre zurück. Drei Jahre vor dem Krieg wurde das Eis- und Schwimmstadion eröffnet. Die Kölner hatten schon lange von einer Eisfläche geträumt, auf der sie unabhängig vom Wetter Schlittschuh laufen konnten. 1936 war es so weit: Die Blockeis-Fabrik Gottfried Linde baute eine Kombination aus Freibad, Tennisplätzen, Sauna und zwei Eislaufflächen. Die NS-Zeit hinterließ auch in dem damals hochmodernen Freizeitkomplex ihre Spuren. Auf dem historischen Foto aus der Zeit um 1938 drehen die Besucher unter einem Hakenkreuz ihre Runden.
Die Ausgrenzung von Juden aus dem Sportleben war auch in Köln bereits weit fortgeschritten. Die Firma Linde wollte mit dem Gebäude ihre technische Kompetenz in der Kältetechnik demonstrieren. „Heutzutage würde man das möglicherweise einen Showroom nennen“, sagt Doris Lindemann, Autorin des Buchs „Bäder für Köln“. Lukrativ war die Geschäftsidee ebenfalls, denn der Betrieb war über das gesamte Jahr möglich. Das Wasser des Schwimmbads konnte praktischerweise im Winter für Kühlzwecke bei der Eiserzeugung genutzt werden.
Anfangs war die Kölner Eisfläche nicht überdacht
Als das „Lindebad“ öffnete, gab es den Kölner Eis-Klub bereits seit drei Monaten. Eishockey, Eiskunst- und Eisschnelllauf gehörten zu den Betätigungsfeldern. Bad und Klub verschmolzen zu einer Einheit: „Das Eisstadion war quasi der Kölner Eis-Klub“, sagt Helmut Berger. Zu den Stars des Vereins gehörte Gundi Busch, die 1954 erste deutsche Weltmeisterin im Eiskunstlauf wurde. Doch die Bedingungen waren andere als heute. Mangels moderner Eismaschinen sei eine frische Eisfläche noch in den 1950er Jahren quasi wie ein Geburtstagsgeschenk gewesen, so Helmut Berger.
Um neues Wasser aufzutragen, sei ein Schlitten mit einem gefüllten Fass von Hand über die Fläche gezogen worden: „Hinter dem Fass war eine Querstange mit Löchern und alten Säcken, das Wasser in diesem Fass ging in diese Stange und wurde über die alten Säcke auf der Eisfläche verteilt.“ Die Pausen während der Eishockeyspiele hätten für diese Prozedur nicht ausgereicht. Auch schönes Wetter gehörte zu den Geschenken. Die Eislauffläche mit den Tribünen für rund 7000 Zuschauer war anfangs nicht überdacht, Helmut Berger und seine Mitspieler wurden des Öfteren „klatschnass“. Doch die Zeiten änderten sich auch im Eis- und Schwimmstadion.
Eishockey-Abteilung spaltete sich 1972 als Kölner Haie ab
Weil die Firma Linde nach dem Krieg in finanzielle Schieflage geriet und das Geld für die dringend nötige Sanierung fehlte, ging die Anlage 1959 in städtische Hand über. Der Turm musste weichen, dafür bekam eine der beiden Eislaufflächen ein Dach, unter dem später die Spiele der Haie zu den Top-Events gehörten. 1972 hatte sich die Eishockey-Abteilung, die kurz zuvor in die Bundesliga aufgestiegen war, vom KEK getrennt und als Haie weitergemacht. Auch Helmut Berger wurde Haie-Spieler, aus Altersgründen aber nur für kurze Zeit. Ende der 1990er Jahre wechselten die Haie in die Lanxess-Arena.
„Die Stimmung in der Lanxess-Arena ist echt gut“, sagt Helmut Berger: „Aber die Stimmung in dem alten Eisstadion an der Lentstraße war zehnmal so groß. Das Eisstadion war gedrungen, die Leute waren enger am Eis – da hatte jeder das Gefühl, er gehört dazu.“ 2007 übernahm die Kölnbäder GmbH die Anlage, kurze Zeit später folgte der Abriss des Lindebads. Die Eishalle war schon kurz zuvor wegen Einsturzgefahr geschlossen worden.
Kölner Eishalle musste wegen Einsturzgefahr schließen
Im Lentpark, 2011 eröffnet, erinnern noch heute Fotos an die alten Zeiten. „Die Leute, die das früher erlebt haben, trauern jetzt noch dem Eisstadion nach“, sagt Helmut Berger. Doris Lindemann schwärmt vor allem vom damaligen Freibad und seinem üppigen Blumenschmuck. Sie habe es in den 1990er Jahren geliebt, vor der Arbeit dort zu schwimmen. „Außerdem ist die Ecke einfach chillig, daran hat sich bis heute nichts geändert.“