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Großer WirtschaftsfaktorWas Dönerspieße mit der Lanxess-Arena zu tun haben

Lesezeit 4 Minuten
Die Lanxess-Arena von einem erhöhten Standpunkt gesehen, im Vordergrund Häuser.

Die Lanxess-Arena in Deutz.

Die Lanxess-Arena hat pro Jahr knapp zwei Millionen Besucher. Für die Gastro und Hotels in Deutz bedeutet das jede Menge Umsatz.

Es ist ein festes Ritual bei Fatih Yildirim, Chef von „Pizza & Döner Mediterrane“ an der Justinianstraße: Er schaut regelmäßig nach, welcher Star in den nächsten Tagen in der Lanxess-Arena, die nur wenige Hundert Meter entfernt ist, auftritt. Zusätzlich schaut er sich auch den Saalplan im Internet an. Wird die gesamte Arena für die Veranstaltung genutzt, ist sie ausverkauft?

Fatih Yildirim steht mit einem Döner-Teller in der Hand in seinem Imbiss.

Fatih Yildirim in seinem Imbiss in Deutz

Sprich: Wie viele Menschen sind zu erwarten und stehen sie mutmaßlich auf Döner? Bis zu 20.000 Gäste fasst die Arena. „Bei Hiphop-, Pop- und Rockkonzerten ist bei uns am meisten los. Und deutscher Rap boomt. Capital Bra im nächsten Sommer wird stark und Apache im Januar.“

Und die Haie-Spiele seien sowieso eine sichere Bank. „Wenn sowas ansteht, dann werden auch mehr Döner-Spieße vorbereitet.“ Nachts wird erst zugemacht, bis auch der letzte Gast versorgt ist. Die Lanxess-Arena sei für sein Geschäft lebenswichtig: „Die Konzertbesucher machen 50 Prozent unseres Umsatzes aus.“

Lanxess-Arena hat pro Jahr bis zu zwei Millionen Besucher

Die Arena ist Deutschlands größte und bestbesuchte Multifunktionsarena, fast zwei Millionen Besucher kommen pro Jahr – und die wollen vor oder nach den Konzerten essen und trinken. Für die gastronomische Nachbarschaft in Köln ist das ein Glücksfall. Auch der Mitarbeiter im Arena-Kiosk ein paar Schritte weiter schätzt den Anteil auf 50 Prozent. Für ihn ist der Blick ins Konzertprogramm selbstverständlich. „Danach richtet sich, was wir einkaufen, was wir vorrätig haben müssen.“

Beim „Arsch Huh“-Jubiläumskonzert im November kamen viele Jugendliche und Eltern mit Kindern. Da brauchte er keine Zusatzpalette Bier, sondern Süßigkeiten und Softdrinks. Anders ist das natürlich bei Hardrock-Fans. „Die glühen hier dann vor.“

Am krassesten sei der Bierumsatz allerdings bei der Basketball-EM im September gewesen.Viel ruhiger geht es im „Sushi Haus“ zu. Auch hier spüre man deutlich die Ströme aus der Arena, aber das sei je nach Star sehr unterschiedlich. Es kämen vor allem Leute „mittleren Alters“ – also mutmaßlich eher Typ George-Ezra- oder Riverdance-Fan.

AnnenMayKantereit ist im Reservierungsbuch vermerkt

Robert van Leeuwen, Gründer und Chef des Tex-Mex-Restaurants „Cafe Especial“ gleich gegenüber dem Deutzer Bahnhof, sagt: „Wir sind immer voll.“ Einen so großen Anteil wie bei den Kollegen habe die Arena dabei zwar nicht, aber die Besucher belebten den Betrieb am späten Nachmittag und späten Abend doch sehr. Das will alles geplant sein.

Im dicken Reservierungsbuch ist jeden Tag vermerkt, wer in der Arena auftritt – vor Weihnachten zum Beispiel zweimal AnnenMayKantereit, mit dem Zusatz „Einlass 18 Uhr“. „Wenn jemand für 17 Uhr reserviert, fragen wir nach, ob die Gäste danach in Arena gehen. Dann wissen wir, wann wir den Tisch wieder besetzen können.“ Nach den Konzerten strömen die Besucher dann nochmal zum Trinken herein. „Wir könnten dreimal so groß sein. Aber voll ist voll.“

Robert van Leeuwen, Chef vom Cafe Especial, zeigt das dicke Reservierungsbuch, im Hintergrund ist das große Lokal zu sehen.

Robert van Leeuwen, Chef vom Cafe Especial mit dem dicken Reservierungsbuch

1998 wurde die Arena eröffnet, in diesem Jahr wurde die Marke von 33.333.333 Besuchern überschritten. Dadurch hat sich eine geschätzte Rendite von 6,6 Milliarden ergeben, die unter anderem in die Gastronomie und Hotels fließt. 2016 sagte der damalige Chef von Köln-Tourismus, Josef Sommer: „Schätzungsweise zehn Prozent des Tourismus in ganz Köln sind allein durch die Lanxess-Arena bedingt.“

Der jetzige Chef Jürgen Amann betont: „Events stellen für viele Personen einen wichtigen Reiseimpuls dar. Wer für eine Abendveranstaltung anreist, macht sich häufig nicht mehr auf den langen Heimweg, sondern übernachtet im Hotel. Durchschnittlich gibt ein Gast bei uns um die 200 Euro pro Tag aus.“

Internationale Stars wie Robbie Williams sorgen für Übernachtungen

Vor allem wegen der vielen internationalen Superstars kommen Besucher auch von weiter her. Befragungen ergaben, dass bei Spitzenkonzerten die Gäste im Durchschnitt einen Anreiseweg von 300 Kilometern haben und rund 20 Prozent mindestens eine Nacht in Kölner Hotels übernachten. Die Hälfte davon bleibt sogar zwei bis drei Nächte. Davon profitiert auch das kleine Insel-Hotel mit 42 Zimmern in der Constantinstraße. Ein Mitarbeiter sagte: „Das ist ein sehr wichtiger Teil unseres Geschäfts, die Arena ist ja nur ein paar Meter entfernt. Wenn die Kelly Family auftritt, dann ist das hier wie eine große Familie.“

Nah dran ist auch das große Dorint-Hotel an der Messe. „Wir sind seit Jahren eine der ersten Anlaufstellen für Veranstaltungsbesucher, die auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit in direkter Nachbarschaft sind“, sagt Regionalmanager Marko Markovic. Wie laut und anstrengend das Konzert oder die Sportveranstaltung war, könne man unter anderem daran sehen, wie stark und wie lange das Frühstücksbuffet angenommen werde.

Die Strahlkraft der Arena geht über Deutz hinaus. „Im Dorint am Heumarkt verzeichnen wir in der Regel eine höhere Nachfrage, wenn internationale Künstler in der Arena auftreten.“ Viele Gäste verbinden dann den Konzert-Besuch mit Sightseeing und wählten deshalb das zentrale Haus. Allgemein machten sich Konzerte mit internationalen Größen wie Robbie Williams oder Peter Maffay stärker bei Nachfrage und Auslastung bemerkbar als beispielsweise mit Marteria oder AnnenMayKantereit.

Im Februar kommt Superstar Robbie Williams für zwei Konzerte, und im März/April Helene Fischer gar für sechs. Dann wird es brummen in Deutz. „Wir sind gerüstet“, sagt Fatih Yildirim.