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Günstige Mieten durch öffentlich geförderte WohnungenWas die Stadt Köln von Wien lernen kann

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Lernen von Wien: Stadtentwicklungsamts-Leiterin Brigitte Scholz (links) zeigte sich sehr interessiert an der Wohnpolitik von Klaus Hofstetter und seinen Kollegen.

Lernen von Wien: Stadtentwicklungsamts-Leiterin Brigitte Scholz (links) zeigte sich sehr interessiert an der Wohnpolitik von Klaus Hofstetter und seinen Kollegen.

Günstig und komfortabel in einer Stadt mit großer Flächenkonkurrenz wohnen: Was Köln zum Ziel hat, ist in Wien längst Realität.

Grüne Wohnblocks mit bezahlbaren Mieten, in denen der gesamte Alltagsbedarf abgedeckt ist und die gut an die Stadt angebunden sind. Um dieses Idealbild kreiste die Diskussionsrunde zum Thema „Stadt im Bestand“ am Montagabend. Als Vorbild für die Kölner Stadtentwicklung sollte dabei Wien herhalten. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ veranstaltete den Abend gemeinsam mit der Stadt Köln und weiteren Akteuren.

Die österreichische Hauptstadt hat eine bemerkenswerte Ausgangsposition in der Wohn- und Stadtentwicklungspolitik. Mehr als drei Viertel aller Wienerinnen und Wiener haben Zugang zu öffentlich geförderten Wohnungen. Die Stadt hat im vergangenen Jahr mehr als 400 Millionen Euro in die Wohnungsförderung gesteckt, einen Großteil davon in Bestand und Neubau.

„Der soziale Aspekt ist zentral für die Pläne der Stadt“

„Der soziale Aspekt ist zentral für die Pläne der Stadt“, sagte Kurt Hofstetter, städtischer Experte für den Wohnbereich in Wien, in seinem Vortrag. Untersuchungen würden zeigen, dass die Förderung in breite Schichten der Stadt hinein nicht nur für den sozialen Frieden in der Stadt („Hier kann man an der Adresse nicht das Gehalt ablesen“), sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung von Vorteil sei. Durch vergleichsweise niedrige Mieten – mehr als 7,50 Euro warm pro Quadratmeter kosten die geförderten Wohnungen nicht – werde in der Stadt mehr konsumiert.

„Wir versuchen, Wohnen als Menschenrecht im Sinne der UN-Menschenrechtscharta zu verstehen und damit auch den Markt zu steuern“, sagte Hofstetter. Ein Beispiel: Im Jahr 2019 hat die Stadt Wien eine Regel beschlossen, nach der zwei Drittel von Wohnflächen, die erstmals als solche zur Verfügung stehen, im geförderten Bereich angesiedelt sein müssen. Für Eigentümer bedeutet das deutliche Einschränkungen. „Es war eine große Diskussion, ob die Regelung eine Art der Enteignung ist. Wie sich herausstellte, wird damit aber nur eine Renditehoffnung enteignet, kein Recht am Gewinn. Das hat es nie gegeben.“ Man fahre mit der Regel seit vier Jahren sehr gut – auch, weil staatsnahe Banken oft die Finanzierung übernehmen. Ein entscheidender Vorteil Wiens: In den 80er-Jahren hat die damals schrumpfende Stadt massiv in erschwingliche Grundstücke investiert, die heute ein Vielfaches wert sind.

Wie sich herausstellte, wird damit aber nur eine Renditehoffnung enteignet, kein Recht am Gewinn.
Kurt Hofstetter, Wohnexeperte der Stadt Wien

Seit einigen Jahren versucht die Stadt, Eigentümer in Wohnblocks von einer kooperativen Stadtentwicklung zu überzeugen. Das heißt: Gemeinsame Solar- und Erdwärme-Anlagen versorgen mehrere Wohneinheiten und machen diese unabhängig von Erdgas. Ein Schritt, der langfristig sowieso notwendig wäre und den Eigentümern Kosten sparen kann. Auch „Erdgeschosspläne“ für Blocks wie „Mannerhatten“ im Westen der Stadt helfen dabei, „dass nicht drei Cafés geplant werden und zwei davon nicht überleben“, wie Hofstetter erklärt.

Andree Haack: Masterplan Grün für mehr Aufenthaltsqualität

Der Kölner Architekt Peter Berner zeigte sich von Hofstetters Ausführungen ebenso begeistert wie der Kölner Stadtentwicklungsdezernent Andree Haack und Stadtentwicklungsamts-Leiterin Brigitte Scholz. „Wien ist eine der am dichtesten besiedelten Zonen der Welt“, sagte Berner. Tatsächlich ist Wien ähnlich groß wie Köln, es leben aber fast doppelt so viele Menschen dort. Als Stadtstaat habe Wien große Vorteile, betont Berner. Er lobte die Qualitätssicherung von Wohnungen in ökonomischer, ökologischer, architektonischer und sozialer Hinsicht. Hiervon könne sich Köln etwas abschauen, das bei der Qualitätssicherung oft stark auf den stadtplanerischen Aspekt beschränkt sei.

Haack verglich das „Mannerhatten“-Quartier mit dem Konzept der „15-Minuten-Stadt“, das in Köln dazu führen soll, dass alle wichtigen Orte des Alltags innerhalb einer Viertelstunde zu erreichen sind. Den „Masterplan Grün“ nannte er in diesem Zusammenhang eine „gute Sache“, um die Qualität des öffentlichen Raums zu steigern – wenngleich nicht jeder dort eingezogene Grünstreifen tatsächlich umzusetzen sei. Scholz sagte, sie habe „mächtig Respekt“ davor, wie Wien es schafft, mit Hauseigentümern zusammenzuarbeiten.

Vom 6. bis 27. November ist die „Bauausstellung Wien“ im Kölner Rathaus öffentlich zu sehen. Die innovativen Ansätze aus Österreich werden dort für interessierte Kölnerinnen und Kölner auf rund 50 Plakaten erläutert.