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Kommunale WärmeplanungBis 2026 soll jeder Kölner wissen, wie er am Wohnort am besten heizen kann

Lesezeit 4 Minuten
04.08.2023, Köln: Baustellenschild für den Ausbau und Anschluß des Mauritiussteinwegs an das Fernwärmenetz. Foto:Dirk Borm

Baustellenschild an einer Baustelle für den Ausbau und Anschluss an das Fernwärmenetz in der Kölner Innenstadt.

Für die Stadt ist die Erstellung der Wärmeplanung eine „große Herausforderung“. Für Kölner wird die Umsetzung des Heizungsgesetzes leichter.

Im Zuge des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), oft auch Heizungsgesetz genannt, machen sich aktuell viele Bürgerinnen und Bürger Gedanken, wie sie bei sich zu Hause die Heizquelle umstellen. Doch auch Städte und Kommunen sind gefordert. Flankierend zum GEG ist das „Wärmeplanungsgesetz“ in Arbeit.

Städte müssen sich überlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur klimaneutral umbauen wollen. Das nennt sich dann „kommunale Wärmeplanung“. Laut Gesetzentwurf müssen Städte mit über 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, also auch Köln, dieses Konzept bereits bis 2026 vorlegen.

Kommunale Wärmeplanung soll Kölnern Orientierung bieten

Für die Bürger wird die kommunale Wärmeplanung eine Entlastung sein, weil sie wichtige Informationen über mögliche Heizungsvarianten am eigenen Wohnort zur Verfügung stellt. „Die kommunale Wärmeplanung muss für jedes Quartier, jede Straße und letztlich jedes Haus eine Orientierung geben“, sagt Oliver Wagner, Co-Leiter des Forschungsbereichs Energiepolitik am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie.

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Oliver Wagner, Co-Leiter des Forschungsbereichs Energiepolitik am Wuppertal Institut

Oliver Wagner ist Co-Leiter des Forschungsbereichs Energiepolitik am Wuppertal Institut.

„Wenn ich sicher sein kann, dass ich mich in vier oder fünf Jahren an ein Nah- oder Fernwärmenetz anschließen kann und zudem weiß, dass die Gasleitung in meiner Straße über kurz oder lang zurückgebaut wird, werde ich mir keine Gasheizung holen und vermutlich auch keine Wärmepumpe. Um die zentralen Ziele der kommunalen Wärmeplanung, nämlich Klimaschutz und Vermeidung von Fehlinvestitionen zu vermeiden, ist die Wärmeplanung als strategisches Instrument von zentraler Bedeutung.“

Stadt Köln nennt Zeitplanung „große Herausforderung“

Doch diese Übersicht zu erstellen, verursacht hohe Kosten und braucht viel Personal. Köln ist als Metropole im Städtevergleich in der Wärmeplanung zwar bereits weiter fortgeschritten. Die kurze Zeitfrist bis Juni 2026 nennt eine Stadtsprecherin auf Anfrage trotzdem „eine große Herausforderung.“

Grafik Fernwärme Köln

Diese Gebiete in Köln sind bereits an die Fernwärme angeschlossen.

Und: Da der Gesetzentwurf höhere Anforderungen an die Kommunen als bislang stellt, sind die Kosten für die Erstellung des Wärmeplans noch nicht abzuschätzen. „Die Stadt Köln finanziert die zusätzliche, zukünftig verpflichtende Aufgabe der kommunalen Wärmeplanung bisher selbst“, so die Sprecherin. Bereits beim Deutschen Städtetag in Köln in diesem Jahr sprachen sich die Kommunen dafür aus, diese neuen Aufgaben finanziell von Bund und Land ausgeglichen zu bekommen.

„Köln kommt bei Wärmewende entscheidende Bedeutung zu“

Grundsätzlich nehmen die Kommunen die Wärmeplanung in vier Schritten vor: Bestandsanalyse, Potenzialanalyse, Aufstellung von Zielszenarien und Maßnahmenentwicklung, so die Stadt Köln. Man befinde sich derzeit bereits in der Bestands- und Potenzialanalyse. „Es ist geplant, als Zwischenschritt, voraussichtlich bis Ende 2023, eine erste Kartenversion zur Information zur veröffentlichen, die die Ergebnisse der bereits durchgeführten Analysen verdeutlicht und Eignungsgebiete aufzeigt“, so die Stadt. Kölnerinnen und Kölner müssen also unter Umständen gar nicht bis 2026 warten, um zumindest erste Informationen zum Heizpotenzial an ihrem Wohnort zu bekommen.

Fernwärmeleitung bei Merkenich.

Fernwärmeleitung der Rhein-Energie bei Merkenich.

Die kommunale Wärmeplanung sei notwendig, um die Strategie zu einem klimaneutralen Köln bis 2035 zu verwirklichen, heißt es von der Stadt. Und auch Oliver Wagner sagt: „Köln kommt, wie allen Städten und Gemeinden, für das Gelingen der Wärmewende eine entscheidende Bedeutung zu. Denn die relevanten Weichenstellungen in diesem Bereich werden nicht nur auf Bundes- und Landesebene, sondern vor Ort gestellt.“

Rhein-Energie plant Großwärmepumpe für 30.000 Wohnungen

Parallel arbeitet auch die Rhein-Energie an einem Transformationsplan für das innerstädtische Wärmenetz. Ein Kernprojekt bei der Rhein-Energie ist der Bau einer sogenannten Großwärmepumpe. Im Juni kündigte die Rhein-Energie an, eine solche Anlage bauen zu wollen. Sie soll die Abwärme des Rheins nutzen und somit 150 Megawatt grüne Wärmeleistung liefern.

Die Anlage soll nach Inbetriebnahme Anfang 2027 30.000 Wohneinheiten beheizen können. Laut Rhein-Energie wäre sie damit in dieser Größenordnung in Europa einmalig. „Insbesondere der kommunalen Wärmewende gilt unsere hohe Aufmerksamkeit, vor allem dem Ausbau der Fernwärme und deren Umstellung auf erneuerbare Quellen“, sagte Andreas Feicht, Vorstandschef bei der Rhein-Energie, damals.

Die Rhein-Energie bestätigte auf Anfrage, dass der Generalplanerauftrag Mitte Juni vergeben wurde, man halte weiterhin an einem Baubeginn im ersten Quartal 2024 fest. Aktuell werden Wärme und Strom meist noch nicht aus erneuerbaren Energiequellen generiert. „Es kommt vor allem Erdgas (bis 2025 auch noch zu einem geringen Anteil auf Basis von Braunkohle) zum Einsatz“, so ein Rhein-Energie-Sprecher. Bis 2035 will man die Fernwärmeerzeugung aber vollständig klimaneutral, wie durch die Großwärmepumpen, gestalten. Momentan gibt es in Köln drei wesentliche Fernwärmenetze: das Innenstadtnetz inklusive Deutz, das Nordnetz inklusive Bocklemünd und das Netz in Merheim/Neubrück.

Gerade der Ausbau von Nah- und Fernwärmenetzen könnte laut Experte Oliver Wagner zu einem zentralen Faktor in der Wärmewende werden. „Denn wer an ein Fernwärmenetz angeschlossen wird, erfüllt automatisch die Vorgaben des Heizungsgesetzes.“