Kurz nach dem der Bund sich auf ein Gebäudeenergiegesetz geeinigt hat, zeigt Kölns größter Versorger seine Pläne. Dazu gehört eine riesige Wärmepumpe.
Energiewende mit WärmepumpenSo will die Rhein-Energie Fernwärme in Köln ausbauen
Die Bundesregierung und die Energiebranche wollen dafür sorgen, dass die Wärmenetze schneller ausgebaut werden. Bis 2030 solle zudem die Hälfte dieser Wärme klimaneutral erzeugt werden, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag nach einem Treffen mit Branchenvertretern zum sogenannten Fernwärmegipfel. Die Rhein-Energie begrüßt das und zeigte am Freitag erstmals eigene Ausbaupläne. Außerdem sollen Großwärmepumpen am Rhein grüne Energie liefern. Ein Überblick:
Welche Pläne hat die Rhein-Energie für Fernwärme in Köln?
Die Rhein-Energie will zum weiteren Ausbau der klimascho-nenden Fernwärme den Netzausbau deutlich ausweiten. Alleinbis 2030 gibt es einen Zuwachs von 50 Kilometern Netzlänge,bis 2035 kommen weitere 150 Kilometer hinzu. Das wäre eine Erweiterung um 53 Prozent. „Um die gesteckten Zielezu erreichen, müssen rein rechnerisch pro Monat 1,1 KilometerWärmeleitung in Köln entstehen“, sagte Rhein-Energie-Chef Andreas Feicht bei der Bilanzpressekonferenz. Die Gesamtleistung soll von 1,0 auf 1,4 Terrawatt steigen. „Das Gebäudeenergiegesetz ist wichtig für die Planungssicherheit von Mietern und Vermietern“, sagt Feicht.
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Wo gibt es bereits Fernwärme?
Derzeit umfasst die Gesamtlänge der Fernwärmeleitungen etwa 380 Kilometer. Die Rhein-Energie betreibt drei Fernwärmenetze, deren Namen in etwa umreißen, welche Stadtteile Kölns bereits heute mit Fernwärme versorgt werden. Die Netze heißen Innenstadt/Deutz, Neue Stadt/Bocklemünd und Merheim. Die Rhein-Energie zählt auch noch das Wärmenetz Junkersdorf hinzu, das ist strenggenommen ein Nahwärmenetz, das mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) betrieben wird. Für die Verbraucher stellt das aber keinen Unterschied dar.
Wo können Kunden künftig Fernwärme beziehen?
Auf konkrete Viertel oder gar Straßen will sich die Rhein-Energie nicht festlegen. Eine Grafik des Energieversorgers zeigt aber, dass prinzipiell der gesamte Innenstadtring infrage kommt. Ein zweiter Gürtel am Stadtrand ist dagegen heute eher ein Bereich für Gasheizungen und künftig für Wärmepumpen, sofern diese in der engen Stadtbebauung möglich sind. Der Vorstadtgürtel ist für Wärmepumpen wegen der weniger dichten Bebauung ideal, aber auch sogenannte Nahwärme wäre möglich, etwa durch BHKW.
Woher stammt die Energie der Kölner Fernwärme?
Sie wird von den überwiegend mit Gas betriebenen Heizkraftwerken Niehl, Merkenich, Merheim und Südstadt gespeist. Das Prinzip dieser Kraftwerke ist sehr effizient. Die Meiler produzieren Strom, die Wärme fällt quasi als Abfall an und wird weiterverwertet. Oder umgekehrt, je nach Betrachtung.
Wo soll die Wärme künftig auch herkommen?
Der Rhein-Energie will schon bald die Wärme des Rheins nutzen, um mit einer Großwärmepumpe „grüne Wärme“ für rund 30.000 Wohnungen zu produzieren. Der Versorger habe in dieser Woche den Generalplanauftrag für das Projekt erteilt, das in dieser Größenordnung in Europa seines Wissens nach einmalig sei, sagte Andreas Feicht. Die Großwärmepumpe soll die Abwärme des Rheinwassers nutzen und 150 Megawatt Wärmeleistung liefern, mit der Wohnungen in der Kölner Innenstadt versorgt werden können. Nach den aktuellen Planungen soll der Bau der Anlage Anfang 2024 beginnen. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2027 geplant. Eine weitere 50-Megawatt-Wärmepumpe sei am Standort Merkenich im Kölner Norden geplant, berichtete Feicht.
Was ist das Besondere an dieser Wärmepumpe?
Laut Andreas Feicht ist es die glückliche Lage. Denn die Rhein-Energie besitzt bereits ein Grundstück im Niehler Hafen. Das Becken ist so tief, dass die Großwärmepumpe auch bei extremem Niedrigwasser laufen könnte. Außerdem gibt es einen Netzanschluss und eine bereits bestehende Anlage zum Einleiten von Abwasser in den Rhein. Sie kann in die neue Wärmepumpe integriert werden.
Stellt die Großwärmepumpe eine ökologische Gefahr dar?
Laut Feicht nicht. Denn sie leitet Wasser zurück in den Rhein, das kälter ist als der Strom. Laut Feicht wird sonst meist wärmeres Wasser eingeleitet, was Fische zum früheren Laichen anregt und daher unerwünscht ist. Kaltes Wasser schade dem Ökosystem Rhein dagegen nicht. Zum Schutz von Fischen würden geeignete bauliche Maßnahmen gefunden.
Haben die Sparappelle an die Verbraucher 2022 gewirkt?
Den Zahlen nach ja. Der Absatz von Strom, Erdgas, Wärme und sogar Wasser ist im Jahr 2022 im einstelligen Prozentbereich gesunken. Das liege an den Sparanstrengungen der Bürger, aber auch am vergleichsweise milden Winter 2022/2023.
Hat die Rhein-Energie nun weniger verdient?
Der Umsatz der Rhein-Energie-Gruppe hat sich von fünf Milliarden auf 9,3 Milliarden Euro fast verdoppelt. Der Grund sind die im vergangenen Jahr drastisch gestiegenen Energiepreise. Allerdings haben sich laut Finanzchefin Birgit Lichtenstein die Beschaffungskosten gleichermaßen erhöht. So liegt der Gewinn mit 183 Millionen Euro nur geringfügig über dem des Vorjahres. 136 Millionen davon werden an die Stadt Köln ausgeschüttet.