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Wohnungsmarkt in KölnWie erfolgversprechend ist die Suche über Ebay und Facebook?

Lesezeit 5 Minuten
Wohnungssuche in Köln

In Köln gibt es zu wenige bezahlbare Wohnungen. Migranten haben es oft schwer, auch die freien Wohnungen zu erhalten. (Symbolbild)

Köln – Wer in Köln eine bezahlbare Wohnung sucht, muss aus der Masse der Gleichgesinnten herausstechen, um potenzielle Vermieter auf sich aufmerksam zu machen. Viele Kölner posten ihre Inserate mittlerweile nicht nur auf den großen Immobilienportalen, sondern auch auf Facebook oder Ebay. Doch wie erfolgversprechend ist die Wohnungssuche über die Social Media-Plattform?

Als Jacqueline D´Avila-Oswald ihr Wohnungsinserat formulierte, hatte sie vor allem eins im Sinn: mit einem ungewöhnlichen Text auffallen. „Achtung! Wohnung entlaufen!“, schrieb die 33-Jährige, „Wir, das sind Er und Sie (solvent, verheiratet, berufstätig, ltd. Angestellter) mit zwei kleinen Buben suchen dringend unsere verlorene 4-Zimmer-Wohnung im Umreis Holweide, Bergisch Gladbach/ Refrath.“

Jacqueline D“Avila-Oswald

Jacqueline D´Avila-Oswald sucht seit zwei Jahren eine Wohnung für sich und ihre Familie.

Die Versicherungsangestellte aus Holweide platzierte ihren Aufruf nicht nur auf verschiedenen Immobilienportalen, sondern auch auf Facebook. Und hofft seitdem, dass sich ein Vermieter bei ihr meldet. Oder jemand, der einen Nachmieter sucht. Oder jemand, der wen kennt, der etwas gehört hat.

Ein Kampf, ein Abenteuer, die Hölle: Wer in Köln eine Wohnung sucht, greift schnell zu solchen Beschreibungen. Längst konzentriert sich der Markt nicht mehr nur auf Portale wie Immobilienscout24 oder Immowelt. Mieter ebenso wie Vermieter sind inzwischen auch in allen erdenklichen Facebook-Gruppen unterwegs – von Nett-Werk, über Stadtteilgruppen bis hin zu „WG und Wohnung gesucht“ oder „Wohnungssuche in Köln“.

Wohnungen Südstadt

Altbauwohnungen in der Kölner Südstadt sind besonders begehrt.

Einschlägige Special-Interest-Seiten auf Facebook boomen, sagt Daniel Schlüter, Gründer und Administrator der Gruppe „Wohnungssuche in Köln“. Mehr als 30 000 Mitglieder hat die Gruppe, ein Drittel davon seien allein in den vergangenen Monaten dazugekommen. Selbst die Ebay-Kleinanzeigen haben sich zum ernstzunehmenden Mieterportal entwickelt, so die Beobachtung von Ursula Zimmermann von der Rheinischen Immobilienbörse. Wer dort sucht, hoffe auf günstige Angebote von kleinen Privatvermietern. „Aber auch Makler inserieren auf Ebay, weil der Account billiger ist und sie überall präsent sein wollen.“

Bewerbungsschreiben mit Familienfoto

Viele, die auf Facebook eine Wohnung suchen, verfassen regelrechte Bewerbungsschreiben, in denen sie ihre persönlichen Lebensumstände offenlegen – inklusive Familienfoto, dem Schnappschuss aus dem letzten Urlaub oder dem Hochzeitsbild. Doch lohnt es sich überhaupt, derart viele Daten von sich preiszugeben? Noch dazu an eine Datenkrake wie Facebook?

Philine Elster

Philine Elster, Studentin aus Köln, hat über Facebook eine Wohnung gefunden.

„Es ist auf jeden Fall möglich, via Facebook fündig zu werden“, so die Erfahrung von Philine Elster. Dreimal ist die 22-jährige Studentin schon in Köln umgezogen und hat ihre Wohnungen oder WG-Zimmer immer auf diesem Weg gefunden – alle im begehrten Lindenthal, wo dreistellig Bewerberzahlen an der Tagesordnung sind. „Man muss in möglichst viele Gruppen rein und dann dranbleiben, intensiv suchen und sehr schnell reagieren, wenn ein gutes Angebot inseriert ist.“

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Verfolgt man die Diskussion in den Gruppen, wird jedoch schnell klar: Viele machen weniger gute Erfahrungen. Alle Angebote bisher seien über ihrem Budget von 1000 Euro gewesen, klagt etwa Jacqueline D“Avila-Oswald, die seit zwei Jahren sucht. „Einmal waren wir ganz nah dran, doch zwei Kinder waren dem Vermieter letztendlich wohl doch zu viel, weil zu laut.“ Selbst als alleinstehende Person mit unbefristetem Job, sauberer Schufa, ohne Kinder und Haustiere habe sie bislang kaum Rückmeldungen erhalten, schreibt eine Kölnerin, die ungenannt bleiben möchte.

Eine weitere Schwierigkeit sind Fake-Profile, die mit gefälschten Wohnungsinseraten auf Kundenfang gehen. Regelmäßig müssen Daniel Schlüter und seine Co-Administratoren von „Wohnungssuche in Köln“ solche Posts erkennen und herausfiltern; nicht immer gelingt das. „Dahinter verbergen sich zum Beispiel unseriöse Kreditangebote, die schnelles und günstiges Geld auch ohne positive Schufa-Auskunft versprechen“, so Schlüter. Oder es werde versucht, die Suchenden vorab zur Zahlung von Kautionen zu verleiten.

Vermieter suchen Interessenten auf Facebook

Fakt ist aber auch: Wer bei Facebook postet, dass er eine Wohnung sucht, kann in kürzester Zeit sehr viele Leute erreichen. Und hilfreiche Hinweise von Menschen erhalten, die er oder sie selbst gar nicht kennt – vorausgesetzt, Freunde und Freunde von Freunden teilen die Information fleißig.

Immer mehr Privatvermieter machen sich dies zunutze. Eigentümerin Gabriele Musculus etwa, die in Köln 30 Wohnungen besitzt, hat es sich längst abgewöhnt, selbst zu inserieren. „Wenn mir eine Bewerbung auf Facebook zusagt, schicke ich eine Freundschaftsanfrage und schaue mir das Profil genau an.“ Wie der- oder diejenige gekleidet ist, was er über sein Leben schreibt, ob er seriös aussieht. „Im besten Falle sehe ich sogar Fotos von seiner aktuellen Wohnung.“ Musculus geht es dabei nach eigenen Angaben vor allem darum, Messis auszusortieren.

„Sehr entspannt“ findet auch Eigentümer Bernd Kethorn die Mietersuche per Facebook. „Wenn ein Mieter kündigt, muss ich mir lediglich die passenden Inserate anschauen und drei bis vier Suchende anschreiben. So halte ich die Zahl der Interessenten auf einem niedrigen Level.“ Eine Woche brauche er im Schnitt, um den richtigen Kandidaten herauszufiltern, ganz ohne Besichtigungsmarathon.

„Mit viel Glück können Umzugswillige selbst in Köln in kürzester Zeit eine Wohnung finden“, so die Erfahrung einer Kölnerin, die nach nur einer Woche Suche von einem Vermieter kontaktiert wurde. Eine Freundin hatte ihr Inserat auf Facebook in einer Stadtteilgruppe im Rechtsrheinischen geteilt. Flexibel müsse man allerdings schon sein. „Wer auf die Zwei-Zimmer-Altbauwohnung mit Balkon in Lindenthal/Sülz/ Südstadt für 700 Euro fixiert ist, wird es schwer haben.“