Der Ausflug mit dem Stand-Up-Paddle-Board auf den Rhein bietet neue Perspektiven auf die Stadt Köln. Doch wie gefährlich ist der Trendsport?
„Wie mit dem Fahrrad auf der Autobahn“So gefährlich ist Stand-Up-Paddling auf dem Rhein in Köln
Stand-Up-Paddling, kurz „SUP“, ist Trend. Ob auf Seen, Kanälen oder Flüssen – die Wassersportler, die sich auf großen Brettern stehend mit einem Stechpaddel durchs Wasser bewegen, erschließen sich immer mehr Reviere – auch den Rhein. Anzutreffen sind sie nicht nur in strömungsberuhigten Buchten, sondern auch unter der Hohenzollernbrücke, inmitten des Schifffahrtsverkehrs. Doch ist das überhaupt erlaubt?
Stand-Up-Paddling auf dem Rhein: „Wie mit dem Fahrrad auf der Autobahn“
Die Antwort, die die Wasserschutzpolizei dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage gab: „Erlaubt ist die Nutzung des Rheins ohne Beschränkungen – mit Ausnahme der Ausweichpflicht gegenüber der Großschifffahrt.“ Denn auf dem Rhein gilt die Binnenschifffahrtsordnung und da haben Schiffe nun einmal Vorfahrt. Die Boards zählen zu den muskelbetriebenen Fahrzeugen, genauso wie Kanus oder Ruderboote. Ihre Nutzung „ist per se nicht gefährlicher als die anderer Wassersportgeräte“, sagt Christopher Dolz, Pressesprecher der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG).
Dennoch wirkt das Stand-Up-Paddling für Außenstehende wesentlich wackliger als etwa Rudern. So stellt sich deshalb die Frage nach dem Risiko, das die sogenannten „Supper“ auf einer der am stärksten befahrenen Wasserstraßen Europas eingehen. Dolz warnt insbesondere vor der Gefahr großer Schiffe. „Man fährt schließlich auch nicht mit dem Fahrrad auf der Autobahn“, sagt er.
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Trotzdem spricht die DLRG keine Unterlassungsempfehlung für das Stand-Up-Paddling auf dem Rhein aus: „Sofern einige simple, aber wichtige Regeln beachtet werden, steht dem Wasserspaß nichts im Weg." Nichtschwimmer würden sich beim Stand-Up-Paddling auf unbewachten Gewässern jedoch in Lebensgefahr bringen. Das Tragen einer Schwimmweste sei für alle wichtig. Ebenso wird eine Sicherungsleine (Leash) von der DLRG empfohlen, die Board und Nutzer miteinander verbindet. Die Wasserschutzpolizei bleibt mit ihrer Einschätzung vage: „Die Gefährlichkeit des Stand-Up-Paddlings ist abhängig von der individuellen Leistungsfähigkeit des Sportlers."
Der Rhein – kein Ausflugsziel für SUP-Anfänger
Anfänger zumindest sollten Fließgewässer „tunlichst vermeiden“, sagt Peter Rochel, Vizepräsident des Deutschen Wellenreitverbands. Der Kölner leitet SUP-Workshops auf großen Flüssen, auch auf dem Rhein. Ohne Vorwissen könne es gefährlich werden. „Viele neigen zum Übermut.“ Das bestätigt auch die Wasserschutzpolizei: „Insbesondere in den Bereichen von Brücken, Hafenein- und ausfahrten sowie Kribben werden die Strömungsverhältnisse oft unterschätzt.“ Kribben sind Buhnen, die quer zur Fließrichtung ins Wasser ragen. Auch Pfeiler, Wehre oder andere Hindernisse können die Strömung verstärken. Schiffswellen müssen ebenfalls einkalkuliert werden, seien für Könner aber ein zusätzlicher Spaßfaktor.
Peter Rochel lässt in seinen Sicherheitskursen auf dem Rhein deshalb nur Teilnehmende zu, die bereits über bestimmte Paddeltechniken verfügen und zum Beispiel auch aus dem tiefen Wasser auf ihr Board klettern können. „Bestenfalls sind die Sportler nicht allein auf dem Wasser und geben Bescheid, wo und wie lange sie unterwegs sind“, rät der SUP-Tourenanbieter.
Beeindruckende Flusstouren entlang der Kölner Innenstadt
Gehen Wassersportler das Risiko ein, lädt der Rhein-Abschnitt entlang der Kölner Innenstadt laut Peter Rochel zu „beeindruckenden Ausflügen“ ein. Ob eine Tour vom Niehler Hafen bis zum Fähranleger in Langel oder von Köln-Sürth bis zur Zoobrücke – Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten gebe es entlang des Flusses genug. Da die Bretter aufpumpbar sind, sei auch der Transport der bis zu vier Meter langen Boards unproblematisch.
Damit der SUP-Ausflug nicht im Unglück endet, brauche es gut ausgebildete Leute, die wissen, wie sie sich – auch in Notsituationen – verhalten. Trotz der Gefahren warnt Rochel aber davor, zu dramatisieren. „Das Gefährlichste ist es, den Leuten einzureden, wie gefährlich es im Wasser ist.“ So würden die Menschen in Notsituation schneller in Panik verfallen und „dann geht es schief“.
Wenn man weiß, auf was man sich einlässt, sei die Fusion aus Kanusport und Surfen gerade für Großstädter ein perfekter Zugang zur Natur, selbst in der Metropole Köln, findet Rochel. „Es ist schön, wenn die Gelegenheit genutzt wird, setzt aber den verantwortungsvollen Umgang mit sich selbst und anderen voraus.“