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Werkstatt im Kölner FortWie das Schmieden zum Erlebnis wird

Lesezeit 4 Minuten

Andreas Müller mit Teilnehmern seines Kurses

  1. Schon der Raum verheißt einen außergewöhnlichen Erlebnistrip: Andreas Müller arbeitet in einem ehemaligen Fort-Gebäude des preußischen Festungsringes an der Militärringstraße.
  2. In seiner Werkstatt lehrt der Schmied auch Anfängern die Kunst der Eisen-Verarbeitung.
  3. Unser Reporter hat an einem Kurs teilgenommen und sich an das heiße Eisen rangewagt.

Köln-Ossendorf – Ob wirklich jeder seines Glückes Schmied sein kann, sei mal dahingestellt. Sicher ist aber: Schmieden macht glücklich. Auch wenn hinterher eine Weile der Arm schmerzt oder die eine oder andere Brandblase abheilen muss. Mit seinen Schmiedekursen bietet Andreas Müller Erlebnispädagogik mit Hammer und Amboss, Feuer und Eisen an. Manager, Ehepaare, Jugendgruppen und viele weitere hatte er schon in seiner Werkstatt zu Gast.

Köln: Schmiede im ehemaligen Fort-Gebäude

Schon der Raum verheißt einen außergewöhnlichen Erlebnistrip. Andreas Müller arbeitet in einem ehemaligen Fort-Gebäude des preußischen Festungsringes an der Militärringstraße. Man könnte auf den Gedanken kommen, als wäre in diesen 1877 erbauten Gewölben schon zu Kaisers Zeiten der Hammer geschwungen worden. Die Werkstatt, oder besser sein Atelier, hat Andreas Müller selbst eingerichtet, nachdem er zunächst hartnäckig um die Nutzung des zuvor leerstehenden Forts hatte kämpfen müssen.

Zur Person

2010 ist Andreas Müller (52) mit seinem Schmiede-Kunst- und Kunstschlosser-Atelier in die Gewölbe des ehemaligen Forts in der preußischen Festungsanlage am Militärring eingezogen. Das Schmiedehandwerk wurde ihm in die Wiege gelegt. Großvater und Urgroßvater sowie weitere Familienangehörige waren im Aachener Revier als Schlosser oder Schmiede tätig.

Seine zweite Leidenschaft gehört der Musik, besonders kubanische und lateinamerikanische Percussion, die er in Havanna studierte. Handwerk, Kunst und Musik verbindet er in seinem A.M. Ironart-Atelier, wo er arbeitet, Musikunterricht erteilt, Schmiedeworkshops und sozial-kulturelle Jugendprojekte abhält. (Rös)

www.am-ironart.com

Die Anlage ist wie gemacht für einen wie Andreas Müller, dessen Urgroßvater schon Schmied war. „Es hat natürlich etwas Archaisches. Das fasziniert die Leute“, weiß Müller. Seine Seminare – Einsteigerkurs und Messerkurs – sind auch bei einer Agentur buchbar, die sonst unter anderem Fallschirmspringen oder Wildwasserkanufahrten im Angebot hat.

Autor Heribert Rösgen müht sich mit dem heißen Eisen. 

Wer hierher kommt, sucht den besonderen Kick. Und den kann Andreas Müller bieten: Die Kurse versprechen auch deshalb ein paar Stunden Auszeit vom Alltag, weil es hinter den meterdicken Mauern des einstigen „Zwischenwerks IIIb“ am Nüssenberger Busch kein Handynetz gibt. Aber mit Handschuhen, Lederschürze und Schutzbrille telefoniert es sich ohnehin schlecht.

In der Esse knistern zwei Feuerstellen. Bevor die vier Kursteilnehmer hier ihre Eisen im Feuer haben werden, gibt der Schmiedekünstler, wie er sich selbst bezeichnet, einen Crashkurs im Umgang mit den glühend heißen Elementen. Nebenbei wird darüber geplaudert, wie sehr das Handwerk den Sprachgebrauch beeinflusst hat. Bei Namen wie Schmitz, Wagner oder Recker und in vielen Redewendungen.

Die Auswahl an Hämmern in der Schmiede von Andreas Müller ist recht groß. 

Während er aus einem runden Stab aus Eisenstahl eine Spitze treibt, erklärt er die wichtigste Regel: Das Werkstück immer so ablegen, dass die heiße Seite weg von der Arbeitsstelle weist. „So weiß man immer, wo man es anfassen darf und wo besser nicht“, sagt Müller.

Das ist wichtig, denn auch wenn das glühende Orange wieder zu Eisengrau geworden ist, ist so ein Stück noch eine ganze Weile ein paar hundert Grad heiß.

Müller: Das Eisen kann auch verbrennen

Die Farbe des Eisens sollte man ohnehin immer im Blick haben. Vor allem, wenn man es im Feuer hat. „Eisen kann nämlich auch verbrennen“, erklärt Müller und zieht die Stange mit fast weiß glühender Spitze heraus. Funken sprühen wie bei einer Wunderkerze. Der verbrannte Teil ist nicht mehr zu retten. Eher beiläufig gibt es noch einen kleinen Exkurs über das richtige Verhältnis von Eisen- und Kohlenstoffmolekülen.

Mit einer Mischung aus Respekt und Vorfreude machen sich die Teilnehmer zunächst daran, sich selbst als Spitzenformer zu versuchen. Bevor die Teilnehmer – an diesem Nachmittag sind es eine Ärztin, ein Lehrer, ein Banker und ein Zeitungsreporter – glücklich und zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Hände-Arbeit den Heimweg antreten können, ist noch viel zu tun.

Es wird gehämmert, so lange das Eisen heiß ist.

Aus jeweils einem Meter Eisenstab, rund und acht Millimeter dick, soll eine Grillzange entstehen. Darauf einigte sich die Gruppe. Zur Wahl stand auch ein Kerzenständer. „Die meisten wollen die Grillzange. Ist ja auch praktischer“, schmunzelt Andreas Müller. Nun wird das harte Material zugespitzt, abgeflacht, gebogen. Es wird konzentriert gehämmert. Die Geräuschkulisse ist dabei fast melodiös. Zwischendurch muss das Eisen immer wieder einmal nachgemessen und – mit einem Hammerschlag – markiert werden.

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Andreas Müller ist geduldig, sein Tonfall immer aufmunternd, auch wenn er selbst zuvor sein Musterstück innerhalb von gerade mal zehn Minuten zurecht geschmiedet hatte.

Das Glücksgefühl der Hobbyschmiede stellt sich spätestens mit der fertigen Zange in Händen ein. Die nächste Grillsaison kann kommen. Für das richtige Werkzeug und viel Gesprächsstoff ist schon mal gesorgt.