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„Sterben auf der Straße“Köln hat nach Berlin die zweitmeisten Drogentoten

Lesezeit 3 Minuten

Drogenkonsum in einem Treppenabgang am Josef-Haubrich-Hof. (Symbolbild)

Köln – Die Zahl der Drogentoten ist in Köln erneut hoch. 50 Menschen verstarben 2020 am Konsum illegaler Substanzen, das entspricht exakt der Zahl des Vorjahres. In den vergangenen zehn Jahren gab es nur 2018 mehr Tote als im vergangenen Jahr, damals waren es 73. Auch im Vergleich zu anderen Großstädten schneidet Köln schlecht ab.

Nach Berlin weist Köln in Relation zur Einwohnerzahl die höchste Zahl an Drogentoten aus. Der Verein Vision gedenkt nun am kommenden Mittwoch, 21. Juli, der Toten. Bei einer Veranstaltung im Vereinssitz an der Neuerburgstraße kommen Freunde, Verwandte und Kollegen der Verstorbenen zusammen.

Initiative fordert besseres Hilfssystem von Bund und Ländern

„Viele der Todesfälle wären zu vermeiden, wenn die Politik im Bund und in den Ländern den Mut hätten, das Hilfesystem weiterzuentwickeln“, sagt David Tepr von Vision. Es bedürfe individueller Hilfsangebote statt der standardisierten Behandlung mit L-Polamidon und Methadon. „Es ist deutlich erkennbar, dass viele Menschen, die mit diesen Substanzen substituiert werden, zusätzlichen Konsum von Heroin betreiben, weil das Substitut bei ihnen keinen Erfolg bringt.“ Die Palette an Medikamenten, mit denen Drogenkonsumenten unterstützt werden können, sei breit. Die Ärzte müssten sie aber auch nutzen.

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Geschäftsführerin Claudia Schieren kritisiert, dass es in Köln zu wenige Plätze in den Drogenambulanzen gebe. Die zehn Plätze am Neumarkt und am Hauptbahnhof reichten nicht aus. Städte wie Hamburg und Frankfurt verfügten über drei- bis viermal so viele Konsummöglichkeiten. Schieren fordert im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auch, dass die Konsumplätze in der Stadt besser verteilt werden. Menschen, die in Kalk, Vingst oder Ostheim Drogen nähmen, kämen nicht zum Neumarkt. „Die Menschen sterben auf der Straße.“

Der Ratsbeschluss für weitere Konsumplätze reiche nicht aus, es müssten nun Taten folgen. Die Stadt will im Herbst einen festen Konsumraum im Gesundheitsamt einrichten. Ein zweiter Raum ist an der Dillenburger Straße in Kalk geplant. Offen ist aber, wann er an den Start gehen kann. Zusätzlich soll es Drogenmobile für das Rechtsrheinische geben.

Staatlich regulierte Drogenabgabe

Weiter fordert Schieren, dass der Drogenkonsum staatlich reguliert werden sollte. Drogenkonsumenten müssten etwa in Apotheken, Fachgeschäften oder bei staatlichen Abgabenstellen Drogen kontrolliert erhalten können. Dies würde den Schwarzmarkt austrocknen. „Dort erhalten sie gestrecktes Zeug. Das ist das, was sie kaputt macht.“ Andere Länder wie Portugal oder die Schweiz seien an diesem Punkt schon weiter.

Bundesweit mehr Drogentote

Bundesweit ist die Zahl der Drogentoten erneut deutlich gestiegen. Wegen des Konsums illegaler Substanzen starben im vergangenen Jahr 1581 Menschen. Das waren 183 gemeldete Fälle (13 Prozent) mehr als 2019. Häufigste Ursache waren Überdosierungen von Opioiden wie Heroin und Morphin. Daran starben 572 Menschen, nachdem es im Jahr zuvor noch 650 gewesen waren. An Langzeitschädigungen durch Drogenkonsum starben 432 Menschen.