Köln – Der Drogenkonsumraum im Gesundheitsamt am Neumarkt soll einige Wochen später als geplant eröffnet werden. Wie die Stadt dem Gesundheitsausschuss mitteilte, soll der Start nicht im Juli, sondern erst im Herbst erfolgen. Die Stadt begründet die Verzögerung mit umfangreichen Umbaumaßnahmen, die trotz Pandemie in der Behörde durchgeführt werden müssten. Am Ende sollen in der ehemaligen Tuberkulose-Beratungsstelle im Gesundheitsamt auf 126 Quadratmetern zwei Drogenkonsumräume mit zwölf Plätzen, ein medizinischer Behandlungsraum, sanitäre Anlagen und ein Aufenthaltsraum realisiert werden. Trotz der Verzögerung stimmte der Gesundheitsausschuss einstimmig für das Projekt. „Es geht um ein Projekt, mit dem Menschenleben gerettet werden“, sagte der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Ralf Unna (Grüne).
Der Rat hatte sich 2016 für einen Drogenkonsumraum am Neumarkt ausgesprochen. Weil die Verwaltung keine geeignete Immobilie für das Projekt finden konnte, wurde im Dezember 2019 ein mobiles Beratungsangebot am Cäcilienhof unter der Leitung des Gesundheitsamts eingerichtet. Drogenabhängige können dort unter medizinischer Aufsicht und Beratung mitgebrachte Drogen injizieren oder rauchen. Die Busse sollen solange stehen bleiben, bis der Drogenkonsumraum fertig ist und anschließend als mobile Einheiten im Bezirk Mülheim eingesetzt werden.
Bus wird rege genutzt
Wie die Stadt auf Anfrage mitteilte, wird das mobile Angebot rege genutzt. Im vergangenen Jahr gab es im Beratungsbus 24.630 Besuche, 1030 Beratungen und 1287 Vermittlungen in weiterführende Angebote. Im Drogenkonsumbus wurden 14.237-mal Drogen genutzt. In diesem Jahr gab es im Beratungsbus 6593 Besuche, 365 Beratungen und 368 Vermittlungen sowie 3270 Konsumvorgänge.
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Dem Bericht der Stadt zufolge wird der feste Drogenkonsumraum, der auf das mobile Angebot nun folgen soll, aber dringend gebraucht: „Die Situation am Neumarkt ist trotz des mobilen Drogenhilfeangebotes angespannt; die Konsumplätze sind nicht ausreichend und zurzeit nur werktags verfügbar“, heißt es in dem Papier. In der Vergangenheit hatten Anwohner und Passanten trotz erhöhter Polizeipräsenz über Belästigungen und Verwahrlosung geklagt, erläutert ein Stadtsprecher.
Neumarkt ist Drogen-Hotspot
„Seit Anfang 2014 haben der öffentliche Konsum illegaler Drogen in Zugängen zu Tiefgaragen, Kellern und U-Bahnhaltestellen sowie die Verschmutzung durch Konsumutensilien zugenommen.“ 2019 habe das Aufsuchende Suchtclearing über mehrere Monate eine Szenebeobachtung durchgeführt. „Die Ergebnisse zeigen, dass sich der größte Drogenhotspot am Neumarkt und in der unmittelbaren Umgebung befindet.“
Für den Betrieb des stationären Drogenkonsumraums würden weitere Stellen benötigt, so die Stadt. Für das zusätzliche Personal entstehe ein Mehraufwand in Höhe von 74.600 Euro für 2021 und 232.000 Euro für das kommende Jahr. Dafür werde der Drogenkonsumraum künftig nicht nur werktags von 8 bis 19 Uhr, sondern auch am Wochenende in Betrieb gehen. Gesucht wird zudem eine zweite Immobilie in der Nähe des Neumarkts, in der weitere Angebote gemacht werden können. Die Suche nach der zweiten Immobilie gefährde den Start des Drogenkonsumraums im Gesundheitsamt im Herbst aber nicht. Zudem laufen auch die Planungen für den rechtrheinischen Drogenkonsumraum an der Dillenburger Straße in Kalk weiter. Nach bisherigem Stand soll der Raum Anfang 2022 in Betrieb gehen.
Fast 100 Prozent Auslastung
Für Ratsherrn Unna ist das Angebot am Neumarkt eine Erfolgsgeschichte. Das mobile Angebot sei fast zu 100 Prozent ausgelastet, das Team habe zahlreiche Leben gerettet. Zudem habe es keine Sogwirkung auf andere Stadtteile gegeben. „Wenn der Drogenkonsumraum so akzeptiert wird, wie das mobile Angebot, dann können wir zufrieden sein.“ Unterstützung für das Projekt kommt auch von der SPD: Durch das mobile Angebot habe sich die Situation am Neumarkt befriedet, sagte Ratsherr Michael Petzold. Ursula Gärtner (CDU) zeigt sich dagegen verwundert darüber, dass sich der Start des Projekts zeitlich verschiebt. Insgesamt will ihre Partei den Drogenkonsumraum aber mittragen. „Wichtig ist, dass wir die Menschen aus dem Elend holen können.“