„Schockiert mich“Kölner Pfarrer Hans Mörtter kritisiert Kita-Schließung scharf
Köln – Der Kölner Pfarrer Hans Mörtter kritisiert die evangelische Kirchengemeinde Köln-Zollstock für die Entscheidung, ihre Kindertagesstätte im kommenden Jahr aus finanziellen Gründen zu schließen. „Die Hilflosigkeit der Kirchengemeinde Zollstock schockiert mich ebenso wie ihre Visions- und Dialog-Unfähigkeit“, sagt Mörtter im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Man hätte sich erst einmal mit allen Beteiligten zusammen setzen und das Gespräch suchen sollen, „bevor man aufgibt und einfach den Kopf in den Sand steckt“.
Mörtter weiß um die großen Nöte der Kirchengemeinde angesichts schwindender Mitgliederzahlen und einbrechender Kirchensteuereinnahmen: 1000 Kirchenaustritte pro Jahr bedeuteten ein jährliches Minus von 110.000 Euro im Haushalt der Gemeinden. Dass die Gemeinde in Zollstock „in Panik gerät, um irgendwie das Überleben zu sichern, ist kein Wunder. Aber dass sie nicht mit den Eltern gemeinsam in den Widerstand geht, ist arm“.
Kita in Köln-Zollstock hat einen guten Ruf
„Die Kita hat einen wunderbaren Ruf, sie hat Bedeutung in Zollstock“, betont der Pfarrer der Lutherkirche in der Südstadt. Das wird auch deutlich angesichts der vielen Kommentare unter der Online-Petition zur Rettung der Kita, die schon mehr als 1000 Menschen unterzeichnet haben. „Die Kita gehört zur Siedlung. Die Siedlung ist meine Heimat“, schreibt eine Frau aus Zollstock, eine andere bezeichnet die Kita als „Oase“ für die Kinder in Zollstock.
Die evangelische Kirchengemeinde Köln-Zollstock begründet die Schließung mit gestiegenen Kosten. Als Kita-Träger zahlt die Gemeinde 10,3 Prozent Trägeranteil an die Stadt, die übrigen Mittel für den Betrieb übernehmen Kommune und Land. Diese Mittel reichten jedoch nicht aus: „Die laufenden Kosten sind seit Jahren gestiegen. Auch größere Einzelaufwendungen schlagen zu Buche. Für diese Kosten gibt es keine Gegenfinanzierung“, erklärt Finanzkirchmeister Olaf Theis. Der zuständige Superintendent Bernhard Seiger stellt sich hinter die Entscheidung die Kita zu schließen, auch wenn sie „bitter“ sei. „Ich bedaure das sehr, kann aber auch keine Alternative nennen“, schreibt Seiger in einem Brief an die betroffenen Eltern der Kita.
Pfarrer: „Weitere kirchliche Kitas könnten schließen“
Südstadt-Pfarrer Mörtter hingegen fordert einen „Schulterschluss aller“ mit der Gemeinde und bürgerschaftliches Engagement für die Kita: Statt in „hilflose Schockstarre“ zu verfallen sollte die Gemeinde kämpfen: „Resignieren und Aufgeben ist keine Option!“ Man könnte mit kreativen Ideen und Aktionen Geld sammeln, ein jährliches Benefizkonzert im Südstadion mit bekannten Kölner Bands veranstalten oder spendierfreudige Menschen mit ins Boot holen.
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„So machen wir es in unserer Gemeinde. Wenn es mal brennt, springen die Fördervereine der Schulen oder Kitas ein. Ohne die geht es nicht mehr.“ Angesichts der „Lawine von Kirchenaustritten“ müsse man Mörtter zufolge neue Wege gehen. „Ich befürchte, dass es nicht die letzte kirchliche Kita in Köln bleibt, die schließen wird.“