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SeniorenhilfeZweites Friedhofsmobil für Köln bringt Senioren zum Grab ihrer Liebsten

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Das zweite Friedhofsmobil ist nun im Einsatz. V.l.: Josef F. Terfrüchte, Fahrerin Josefine Dau und Fahrgast Frau Camaggio.

Köln – Manchmal trifft ein Angebot auf einen Bedarf. Mit dem Friedhofsmobil hat der Vorsitzende Josef Terfrüchte einen Nerv getroffen: Wer den kostenlosen Service des „Senioren Servicedienstes Köln e.V.“ in Anspruch nehmen wollte, musste sechs bis acht Wochen Wartezeit in Anspruch nehmen.

Der Andrang der Kölner Senioren, die sich von dem eigens angestellten Fahrer Godehard Bettel auf den Friedhof direkt an das Grab ihrer Lieben fahren lassen wollten, wurde immer größer. „Immer mehr alte Menschen schaffen es nicht mehr aus eigener Kraft ans Grab ihres Verstorbenen“, erläutert der Vereinsvorsitzende Terfrüchte. Für diese oft sehr einsamen Menschen sei der Friedhofsbesuch mit dem Mobil oft „das Highlight der Woche“.

In dieser Form in Deutschland einzigartig

Jetzt gibt es ein zweites Friedhofsmobil, das dazu dienen soll, die Wartezeiten zu verkürzen und mehr Menschen den Besuch bei ihren Lieben zu ermöglichen. „Sogar ein ganz leise surrendes mit Elektromotor“, freut sich Terfrüchte. Durch das neue Mobil könne die Zahl der Fahrten auf die 59 Kölner Friedhöfe verdoppelt werden. Die Wartezeit verkürze sich auf zwei Wochen.

Das in dieser Form in Deutschland einmalige Friedhofsmobil holt die Senioren kostenlos daheim ab und fährt sie mit einer Sondergenehmigung direkt vor das Grab. Wer aussteigen kann, kann aussteigen. Wer das nicht mehr kann, der bleibt sitzen und schaut durch die offene Beifahrertür auf die letzte Ruhestätte der Angehörigen.

200 Kilometer am Tag

Als Fahrerin des zweiten Mobils konnte Terfrüchte eine junge Frau gewinnen: Josefine Dau wurde aus 57 Bewerbern ausgesucht. Die 34-Jährige war zuvor als Köchin in einem Pflegeheim tätig und hat laut Terfrüchte einen „sehr guten Draht zu Senioren“. Ihm war es wichtig, eine junge Mitarbeiterin zu gewinnen, um eine möglichst kontinuierliche Beziehung zwischen den Friedhofsbesuchern und den beiden Fahrern herzustellen. Mit Godehard Bettel, der bereits seit 2002 das erste Mobil fahre, sei das auch gelungen. Denn es geht nicht nur um einen Fahrservice: Oft entstehe eine kontinuierliche Beziehung und der Fahrer sei auch Zuhörer und Trauerbegleiter. Oft sei es für die Senioren die einzige Möglichkeit am Tag zu sprechen.

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Rund 200 Kilometer legte das Friedhofsmobil pro Tag zurück. 1800 Fahrten im Jahr. Das Durchschnittsalter der Nutzer ist 82,9 Jahre. Möglich wurde die Erweiterung des Angebotes unter anderem dadurch, dass der Verein Senioren Service-Dienste Köln von der Stadt jährlich mit einem mittleren fünfstelligen Betrag unterstützt wird. Interessierte können sich werktags unter der Nummer 0800/7897777 (aus dem Festnetz kostenfrei) melden). Die Telefonzentrale nimmt montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr die Anrufe der Senioren entgegen. Der Service ist kostenlos.