Kölner BestsellerautorWas Leser im Jamaika-Krimi von Carsten Henn zu erwarten haben
Köln – Damit hatte Carsten Sebastian Henn nicht gerechnet: „Dass ich mal ein Buch schreiben muss wie einst Karl May...“ Schuld daran ist die Pandemie, die zwei geplante Jamaika-Reisen des Autors, der auch als Restaurantkritiker für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ tätig ist, verhinderte.
Stark Frauen und ein deutscher Pirat
Ohne endlose Internetrecherchen wäre Henns neuer Krimi „Rum oder Ehre“ aber wohl nicht das geworden, was er ist: ein sehr unterhaltsamer, bunter Roman, chaotisch und anarchisch, der sich am faszinierenden Thema Rum langhangelt, der aber dennoch seine teils herrlich schrägen Typen in den Mittelpunkt stellt: Babe, die „Chaka-Chaka“-Taxifahrerin, Jo’anna, die Polizistin, die ständig Miss Marple zitiert, Queenie, die schrille Chefin der Stranddisco "Last Exit Jamaica" oder den mürrischen Martin, Käpt'n genannt, der auf Kindergeburtstagen den einbeinigen Piraten gibt und bei den Flensburger Förde-Möwen singt.
Die Brüche seiner Figuren interessieren Henn besonders, und starke Frauen sind ihm wichtig. Beim Schreiben merke er allerdings oft, „dass die Figuren ihren eigenen Willen haben. Man muss sie an der langen Leine lassen, damit sie glaubwürdig bleiben.“ Und dann auch mal auf eine Idee verzichten. Im ehemaligen Anwesen des James-Bond-Autors Ian Fleming, heute für sehr viel Geld zu mieten, wollte er eine zentrale Szene spielen lassen. „Aber das hätte zum Käpt'n nicht gepasst. Schade.“
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Die Schauplätze sind für ihn "mehr als Kulissen. Einen Ort wie Jamaika muss man sinnlich nutzen." Das funktioniere über Essen, Trinken, Musik - oder Piraten. Jamaika sei bis heute von der Sklaverei geprägt, „eine Historie des Leids und des Schmerzes“, wie Henn es ausdrückt. Dieser „leicht morbide Touch“ verbunden mit organisierter Kriminalität sei der ideale Hintergrund für einen Krimi mit zahlreichen Morden. „Dort ist der Tod irgendwie präsent.“
Dass der Autor nicht vor Ort in der Karibik war, ist dem Buch nicht anzumerken. „Man muss lange suchen, aber dann findet man ungeschönte Videos im Netz, die helfen“, erzählt Henn bei der Buchpremiere in der Bar Suderman im Agnesviertel. „Etwa eine Fahrt zu einer Rum-Distillery, gefilmt durch die Frontscheibe eines Autos. Eigentlich langweilig, aber für mich perfekt.“
Zwischen Flensburg und Jamaica
Spannend geht es auch zu in dem Krimi, der auf Jamaika und in Flensburg spielt, der deutschen Rum-Metropole. „Selbst eine routinierte Krimileserin wie ich war vom Ende überrascht – Kompliment“, lobte Moderatorin Margarete von Schwarzkopf den gebürtigen Kölner, der schon zahlreiche Bücher veröffentlicht hat: den Bestseller „Der Buchspazierer“, Krimis, die an der Ahr spielen, die sich um Whisky oder Gin drehen. Sein Lieblingsgetränk? Da will er sich nicht festlegen, aber „der Wein ist meine Heimat.“ Henn, der einst Weinbau studierte, hat sogar einen eigenen Weinberg an der Mosel.
„Rum oder Ehre“, Kriminalroman von Carsten Sebastian Henn, DuMont Buchverlag, 333 Seiten, 16 Euro