Kölner Butlers-Chef im Interview„In der Krise wollen alle ihr Zuhause verschönern“
- Das Kölner Unternehmen Butlers ist Spezialist für Deko und Schönes für den Tisch. In der Corona-Krise boomt das Geschäft rund um das Zuhause wie nie.
- Butlers-Gründer Wilhelm Josten erklärt im Interview, warum das so ist und welche Artikel besonders gefragt sind.
- Außerdem verrät er, was sich durch die Corona-Krise am Sortiment ändern wird.
Köln – Wie ist Butlers über die Krise gekommen?Sehr gut. Während des Shutdowns hat sich unser Online-Geschäft verdreifacht – das war vom Umsatz her, als seien 55 von 90 Filialen weiterhin geöffnet gewesen. Die Nachfrage war so groß, dass wir nach drei Tagen 100 Filialmitarbeiter aus der Kurzarbeit holen mussten, die im Zentrallager in Neuss beim Verpacken halfen.
Womit erklären Sie sich den großen Erfolg?Die Menschen konnten zunächst nichts machen – außer ihr Zuhause richtig schön gestalten. Das war für unser Handelssegment natürlich gut. Unser Hauptsortiment beschäftigt sich mit dem gedeckten Tisch.
Wie lief es nach der Öffnung?Wir haben schon in der zweiten Woche das alte Niveau wieder erreicht und sind jetzt auf Tagesbasis deutlich über dem Vorjahr. Und die Online-Nachfrage ist immer noch wesentlich stärker als vor der Shutdown-Phase.
Waren die Kunden nicht zunächst vorsichtig, die Läden sind ja recht eng?Wir haben festgestellt, dass zuerst die Stammkunden gekommen sind, die gezielt und mehr als sonst eingekauft haben. In den letzten Wochen kamen dann auch wieder Leute, die einfach nur stöbern wollten.
Was waren die Bestseller?Während des Lockdowns wurden insbesondere Dekorationsartikel und Gartenmöbel gekauft. Mittlerweile werden auch wieder viele Dinge für den gedeckten Tisch gekauft, weil auch wieder Gäste eingeladen werden.
Hat sich das Sortiment durch die Krise geändert?Wir werden demnächst eine ganze Hygieneabteilung mit Mundschutz, stylischen Desinfektionsspendern und ähnlichem einrichten. Denn in Fernost sehen wir: Nach solchen Viruserfahrungen bleibt die Nachfrage nach diesen Artikeln.
Butlers ist vor drei Jahren insolvent gegangen. Warum?Das lag an Fehlern im Sortiment. Wir wollten auf einmal auch Wohnzimmer einrichten, Sofas und Betten verkaufen. Darüber hinaus haben wir unseren Fokus verloren und unsere Kunden wussten nicht mehr, wofür wir stehen.
Wie sieht die wirtschaftliche Lage jetzt aus?Wir haben damals neue Investoren gefunden. Die Nachwirkungen der Insolvenz haben wir gut überstanden, wir stehen heute besser da als je zuvor. Wir sind mit der Umstellung des Sortiments eigentlich von Anfang an wieder gewachsen, in 2018 und 2019 um vier bis fünf Prozent auf den bestehenden Flächen. Seit Oktober letzten Jahres wachsen wir zweistellig.
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Wollen Sie noch größer werden?Wir haben in den letzten neun Monaten bundesweit zehn neue Filialen aufgemacht, in Köln zum Beispiel am Chlodwigplatz. Ende des Jahres wird die Zahl der Mitarbeiter von 800 auf 900 gewachsen sein. Bald eröffnen die ersten Franchise-Filialen in Frankreich.
Was steht als nächstes an?Wir beschäftigen uns jetzt mit dem Weihnachtsgeschäft. Wenn da die Zehn-Quadratmeter-Regel immer noch gilt und weiterhin weniger Kunden in den Laden dürfen, wird es eine Herausforderung. Denn erfahrungsgemäß kommen an starken Vorweihnachtstagen dreimal mehr Kunden als sonst.