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Galeria Karstadt KaufhofHarte Verhandlungen mit der katholischen Kirche

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Die Karstadt-Sports-Filiale  in der Kölner Schildergasse

  1. Die finanziell angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof plant bundesweit Schließungen von Filialen.
  2. Durch neu verhandelte Mietverträge könnten Filialen eventuell gerettet werden.
  3. In sechs Fällen ist Galeria Karstadt Kaufhof Mieter der Aachener Grundvermögen und somit der katholischen Kirche. Die betont, helfen zu wollen.

Köln – Nach der Verkündung der harten Schließungspläne von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) gibt es zumindest für einige der betroffenen Häuser doch noch eine Chance. Derzeit wird bundesweit an mehreren Standorten mit den Vermietern verhandelt, um doch noch günstigere Konditionen für die von Schließung bedrohten Filialen von Karstadt, Kaufhof sowie Karstadt Sports zu erreichen.

In Köln soll nach derzeitigem Stand das Sports-Haus auf der Schildergasse mit rund 40 Mitarbeitern dicht gemacht werden, ebenso wie der Kaufhof im Rheincenter in Weiden, wo rund 50 Beschäftigte arbeiten.

Erzbistum Köln ist Obergesellschafter

Die Liegenschaft auf der Schildergasse gehört der Aachener Grundvermögen. Obergesellschafter der Kapitalverwaltungsgesellschaft ist das Erzbistum Köln. Karstadt Sport oder GKK sind aktuell Mieter in sechs weiteren Immobilen der Aachener Grundvermögen. Dazu gehört auch der Karstadt in Bonn, der ebenfalls auf der Schließungsliste steht.

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Aus Teilen der betroffenen Belegschaft war zu hören, dass man sich bei gerade bei der katholischen Kirche mehr Entgegenkommen in den harten Mietverhandlungen wünschen würde, um Häuser und Arbeitsplätze zu erhalten. „Seit dem Bekanntwerden des Schutzschirmverfahrens stehen wir in intensiven Verhandlungen mit dem Unternehmen“, sagt Sonja Nees, Leiterin Kommunikation der Aachener Grundvermögen. Mit Blick auf den Standort Bonn sei es das Ziel, den Standort zu erhalten, so Nees. „Dazu haben wir Karstadt einen neuen Mietvertrag mit einer festen Laufzeit von 20 Jahren angeboten.“ Der Mietvertrag laufe noch bis Mitte 2026. Er kann aber wie auch an den anderen Standorten im Rahmen der Insolvenz vorzeitig gekündigt werden. „Wir arbeiten weiter daran, dies noch abzuwenden“, sagt Nees. Bislang liege aber noch keine einzige Kündigung durch Galeria vor.

Komplizierte Lage beim Kölner Sports-Haus

Für das Kölner Sports-Haus ist die Lage etwas komplizierter. Dort ist nicht Galeria der Hauptmieter, sondern die britische Kaufhaus-Kette Marks & Spencer. Vor vielen Jahren hatte das Unternehmen versucht, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen, ohne Erfolg. Offenbar hatte man aber zu Beginn mit einer optimistischen Erwartung einen sehr langfristigen Mietvertrag geschlossen und vermietet jetzt unter. Dem Vernehmen nach zahlt Karstadt Sports 155 000 Euro Miete im Monat, pro Jahr sind das 1,86 Millionen. „Keine der beteiligten Parteien ist in dieser Sache auf uns zugekommen, es gab also keinerlei Verhandlungen bezüglich der Miethöhe, in die die Aachener Grundvermögen involviert war“, so Sprecherin Nees.

Am vergangenen Freitag hatte GKK angekündigt, 62 seiner 172 Häuser zu schließen. Dadurch werden rund 5300 Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren. Der Konzern hat derzeit noch 28 000 Beschäftigte. Am Samstag wurde dann bekannt, dass auch 20 der 30 Niederlassungen der Tochter Karstadt Sports schließen sollen, darunter die Standorte in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Hamburg und München sowie die Hauptverwaltung von Karstadt Sports in Essen (der „Kölner Stadt-Anzeigers“ berichtete). Insgesamt seien 700 Arbeitsplätze betroffen.

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GKK war durch die pandemiebedingte Schließung in eine schwere Krise geraten und hatte Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Das Unternehmen rechnet aufgrund der Pandemie und des Konjunkturabschwungs bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von bis zu 1,4 Milliarden Euro. Sachwalter Frank Kebekus und das Management müssen bis Ende Juni dem Amtsgericht Essen ihren Sanierungsplan vorlegen. Am Montag musste zunächst der Gläubigerausschuss zustimmen. Die Beratungen dauerten bei Redaktionsschluss noch an. Eine Zustimmung gilt aber als sehr wahrscheinlich.