Marode BausubstanzKatastrophale Mängel beim Dom-Hotel entdeckt
Köln – Der Kauf eines Altbaus birgt große Risiken, weil sich unter der schönen Oberfläche oft katastrophale Mängel verbergen.
So ist es auch der Bayerischen Versorgungskammer ergangen, die dem Kölner Immobilienunternehmen Lammerting 2009 das Dom-Hotel am Roncalliplatz abkaufte.
Die ehemalige Luxusherberge sollte saniert und so schnell wie möglich als Haus der Fünf-Sterne-Plus-Kategorie wiedereröffnet werden. Doch daraus wurde bislang nichts, weil die Bausubstanz völlig marode ist.
„Wenn man das Ausmaß gekannt hätte, dann hätten hier sicher keine Gäste mehr übernachten dürfen“, sagt Projektsteuerer Turadj Zarinfar, der in ähnlicher Funktion an der Sanierung des Opernhauses am Offenbachplatz beteiligt ist.
Lebensgefährliche Situation
Angesichts des Zustands der Bausubstanz spricht er von „einer lebensgefährlichen Situation“. Das Dom-Hotel erfülle die Anforderungen an die Statik und den Brandschutz schon lange nicht mehr. Dennoch übernachteten bis zur Schließung 2012 Gäste in dem Haus in zentraler Lage. „Ich weiß nicht, ob ich hier vor zehn Jahren noch abgestiegen wäre, wenn ich gewusst hätte, dass mein Doppelbett auf so einer Bausubstanz steht“, sagt Zarinfar.
Der Kern des Problems liegt im schnellen Wiederaufbau des ursprünglich 1893 eröffneten Gebäudes nach dem Zweiten Weltkrieg.
Im März 1945 wurde das Dom-Hotel bei einem Luftangriff fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau zwischen 1947 und 1952 erfolgte schnell und mit den damals noch vorhandenen Ressourcen.
„Aus Sicht des heutigen Brandschutzes alles nicht mehr zulässig“
„Man fischte damals für die Träger den Stahl der zerstörten Brücken aus dem Rhein und baute sie ein“, sagt Zarinfar.
Die verhältnismäßig dünnen Decken bestehen aus einer Betonfüllung, die mit Rheinkies angereichert wurde. Dazwischen verlaufen schmale Holzbalken, an denen eine abgehängte Decke befestigt wurde. „Das ist aus Sicht des heutigen Brandschutzes alles nicht mehr zulässig“, sagt Zarinfar, der das Projekt seit Mai 2016 betreut.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Hotelkomplex im Abstand einiger Jahre mit verschiedenen Anbauten vergrößert. „Wir haben deshalb unterschiedliche Raumhöhen, versetzt liegende Stahlträger und tragende Wände, die bröckeln“, sagt Zarinfar. All das trage zur mangelnden Stabilität bei.
„Wir wollen das Dom-Hotel wieder so herstellen, dass es noch einmal 100 Jahre hält“, sagt Daniel Just, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Versorgungskammer.
Dauerbaustelle nicht gewollt
Eine Sanierung der maroden Immobilie würde das allerdings nicht sicherstellen. „Es müsste ständig nachgebessert werden, und dann hätten wir hier am Roncalliplatz eine Dauerbaustelle“, so Just. Das könne niemand wollen.
Deshalb wird das Dom-Hotel, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits berichtete, bis auf die Fassade und das denkmalgeschützte Treppenhaus abgerissen, wieder neu aufgebaut und mit einem gläsernen Flachdach aufgestockt.
Zu den Kosten will sich die Versorgungskammer nicht äußern. Man hofft auf einen Baubeginn 2018. „Es wäre unseriös, jetzt schon einen Eröffnungstermin zu nennen“, sagt Just. Die Versorgungskammer werde das Gebäude auf jeden Fall dauerhaft behalten und einen langen Atem beweisen, ergänzt Sprecherin Maike Kolbeck.
Da man Pensionsgelder investiere, sei man an nachhaltigen Mieterträgen interessiert und nicht an Spekulationen und schnellem Geld.
Bei Entkernung Probleme bemerkt
Die Tatsache, dass das Dom-Hotel bereits seit 2012 leer steht, schreibt die Versorgungskammer auch dem Kölner Immobilienunternehmen Lammerting zu, das nach dem Verkauf bis Anfang 2015 als Generalübernehmer für die Sanierung des Gebäudes zuständig war.
„Als wir feststellten, dass es nicht schnell gut voran geht, haben wir den Vertrag einvernehmlich aufgelöst“, sagt Vorstandschef Just. Danach sei im Dom-Hotel alles entkernt worden, was statisch nicht relevant ist, und erst dabei hätten die Arbeiter nach und nach die Probleme zutage gefördert.
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