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Opfer in ganz Deutschland?Kölner erfindet Ferienwohnungen und ergaunert 58.000 Euro

Lesezeit 3 Minuten

Der Angeklagte verbirgt sein Gesicht hinter einer Mappe.

Köln – Die Traumlage mit Meeresblick klang ebenso reizvoll wie die exklusive Ausstattung der Ferienwohnung mit Marmorböden oder das Wellness-Penthouse in unmittelbarer Metropolennähe. Doch in der Realität existierten die einzigartigen Traumhausangebote in südlichen Urlaubsländern nicht, sie waren frei erfunden.

Michael J. hatte Fotos aus Urlaubskatalogen und dem Internet kopiert, das Ganze noch einmal aufgehübscht und über seine eigene Ferienhaus-Seite ins Internet gestellt. Mit der Bitte um prompte Anzahlung bei Interesse. In anderen Fällen hatte er sich über reguläre Webseiten von Ferienwohnungsanbietern wie Airbnb eingehakt und die Empfänger- und Bankdaten so manipuliert, dass die Kunden glaubten, mit einem legalen Anbieter einen Vertrag geschlossen zu haben.

Prozess in Köln: Täter erbeutet insgesamt 58.000 Euro

Das tat er nicht zum ersten Mal, wie ein Blick in sein Vorstrafenregister zeigt. Bereits 2015 war er wegen exakt derselben Betrugsmasche zu einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Er ließ gerade mal ein Jahr verstreichen und machte weiter wie bisher.

Im Tatzeitraum von 2016 bis 2018 buchten insgesamt 50 potenzielle Urlauber bei ihm eine Wohnung oder ein ganzes Haus, die Einheiten sollten pro Woche zwischen 1500 und 3000 Euro kosten. Die Interessenten zahlten im guten Glauben die geforderte Anzahlung oder oft auch gleich den Gesamtbetrag. Insgesamt 58.000 Euro gingen auf das Konto des Betrügers, der sich 2018 ins Ausland absetzte, denn inzwischen wurde er mit internationalem Haftbefehl gesucht. Die Staatsanwältin sprach in ihrer Anklage von einem „Serienbetrüger, der mit der Masche seinen Lebensstil finanzieren wollte“.

Ermittler vermuten Opfer aus ganz Deutschland

Nach Überzeugung der Ermittler waren die rund 60 Anzeigen nur die Spitze eines Eisberges und Interessenten aus ganz Deutschland auf die Betrugsmasche reingefallen. Deshalb drangen die Kölner Ermittler beim Landeskriminalamt auf Einschaltung eines Zielfahnderteams, das normalerweise nur bei schweren Verbrechen wie Mord oder Vergewaltigung tätig wird.

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Die Sonderermittler hatten auch prompt Erfolg, im Juli dieses Jahres wurde der Betrüger mit seinem Komplizen in Portugal festgenommen. Weil der Komplize und Lebenspartner auf eigene Rechnung nach exakt demselben Schema Urlaubsträume hatte platzen lassen, war der Kompagnon bereits im Oktober dieses Jahres zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Angeklagter schweigt in Köln zu den Vorwürfen

Seit Donnerstag sitzt nun Michael J. (39), als Wiederholungstäter auf der Anklagebank. Er schwieg zunächst zu den Vorwürfen, wartete ein Rechtsgespräch ab. Das Ergebnis, eine Straferwartung von drei Jahren und acht Monaten, wird wohl seine geständige Einlassung möglich machen, hieß es im Gerichtssaal. Immerhin ist dann die Vernehmung von geprellten Opfern überflüssig, die aus ganz Deutschland anreisen müssten, nur um zu erklären, wie sie mit wenigen Klicks im Internet auf den Betrüger reinfielen.

Aufgeflogen war das Ganze übrigens, weil einige wenige Interessenten im Internet weiter recherchiert hatten und dabei auf Webseiten stießen, die exakt das gleiche Ferienhaus zum selben Zeitpunkt angeboten hatten. Sie hatten nichts angezahlt sondern stattdessen Anzeige erstattet.