Pro & ContraIst es richtig, dass der Kölner Fernsehturm unter Denkmalschutz steht?
- Die Stadt Köln hat den 266 Meter hohen Fernsehturm „Colonius“ offiziell zum schützenswerten Denkmal erklärt. Ist das richtig?
- Tim Attenberger findet ja: Der Colonius hat für die Kölner Stadtsilhouette eine prägende Wirkung.
- Martin Dowideit sagt nein: Ein Betonstab, der in den Himmel ragt, hat den Status eines Denkmals nicht verdient.
Köln – Pro von Tim Attenberger: Der Colonius ist ein sinnvolles Denkmal
Der Colonius gehört zu den wenigen Bauwerken, die für die Kölner Stadtsilhouette eine stadtgestaltende Wirkung haben. Wer über die Autobahn A 4 auf die Stadt zufährt, sieht schon von weitem das typische Köln-Panorama mit Dom und Fernsehturm. Und damit ist auch schon ein wichtiges Kriterium dafür gegeben, dass der Colonius jetzt unter Denkmalschutz steht. Der massive Funkturm hat ohne Zweifel eine prägende Bedeutung. Das ist nicht nur in Köln so – auch in Tokyo, Toronto und Berlin sind die jeweiligen Fernsehtürme Wahrzeichen ihrer jeweiligen Metropolen. Und bei Baudenkmälern geht es eben genau darum, Bauwerke zu schützen, die zum kulturellen Erbe einer Region gehören.
Ob ein 266 Meter hoher Betonmast mit Kanzel „schön“ ist, spielt dabei wohlgemerkt keine Rolle, da die Ästhetik nicht zu den Kriterien gehört, die ein Denkmalschützer ansetzt. Vielmehr liegt dem Schutz die Frage zugrunde, ob ein Bauwerk ein typisches Kind seiner Zeit ist und als beispielhaft für die Architektur dieser Zeit gilt. Es geht darum, ein lebendiges Bild der Baukunst und Lebensweise vergangener Zeiten zu erhalten. Genau das ist beim Colonius der Fall. Es handelt sich um ein Zeugnis einer Zeit, in der es in der Bevölkerung einen zunehmenden Bedarf an Funk- und Fernsehübertragungen gab, lange bevor das digitale Zeitalter anbrach.
Der Zeitpunkt ist genau der richtige
Dass der Colonius gerade einmal etwas mehr 40 Jahre alt ist, stellt ebenfalls keinen Hinderungsgrund dar – ganz im Gegenteil handelt es sich um den exakt richtigen Zeitpunkt dafür. Die Denkmalschützer prüfen derzeit intensiv die als Denkmäler infrage kommenden Bauwerke der 1980er Jahre, da viele von ihnen saniert werden müssen. Wollen sie den möglichst originalen Zustand eines Bauwerks retten, müssen sie eingreifen, bevor es zu gravierenden Veränderungen kommt.
Beim Denkmalschutz geht es allerdings einfach nicht nur darum, ein Bauwerk ohne jede Vernunft zu erhalten. Es muss auch wirtschaftlich vertretbar sein, den damit verbundenen höheren Aufwand bei der Instandhaltung zu finanzieren. Deshalb wäre es absolut naheliegend, die ehemalige Aussichts- und Restaurantplattform im Fernsehturm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Damit das gelingen kann, sind Fördermittel notwendig, die ein Denkmal mit großer Wahrscheinlichkeit bekommen wird. Das Kölner Wahrzeichen Colonius unter Schutz zu stellen, war also mit Abstand das Sinnvollste, das passieren konnte.
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Contra von Martin Dowideit: Den Colonius als Denkmal adeln? Das finde ich falsch.
Es ist ein Trend, Fernsehtürme unter Denkmalschutz zu stellen. Ob in Berlin, Stuttgart, Frankfurt oder Nürnberg – die mächtigen Funkmasten sind offiziell geschützt. Köln zieht jetzt nach. Die Stadt kann so auf Fördermittel hoffen, den Turm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Einen Besuch im sich drehenden Restaurant habe ich gut in Erinnerung, nicht nur wegen der Aussicht. Wer eine Tasche am Fenster auf den Sims stellte, merkte nach kurzer Zeit, dass sich der eigene Tisch weggedreht hatte und die Tasche am selben Fleck stehen blieb. Aber das ist auch ein wenig verklärte Erinnerung. Denn ein Restaurant würde sich dort kaum noch einmal betreiben lassen – Brandschutz und Logistik machen das sehr schwer.
41 Jahre ist kein Alter für ein Denkmal
Dennoch finde ich das Ziel, den Colonius wieder öffentlich zugänglich zu machen, absolut lobenswert. Und klar ist auch: Der Colonius prägt das Stadtbild und das auf positive Weise. Dennoch tue ich mich schwer mit der Einstufung als Denkmal.
Der Turm ist vor gerade einmal 41 Jahren fertiggestellt worden. Und nicht nur, weil ich wenig älter bin, frage ich mich: Ist das ein Alter für ein Denkmal? Und ist ein Betonstab, der in den Himmel ragt, wirklich den Status eines Denkmals wert? Wenn ich sehe, wie in Köln zum Beispiel prachtvolle Mosaike aus der Römerzeit überteert werden (Vogelsanger Straße), finde ich, wird mit zweierlei Maß gemessen, wenn es um Schutzwürdigkeit geht.
Selbst der Stadtkonservator war lange skeptisch, was die Klassifikation als Denkmal angeht. Andere Fernsehtürme wie in Stuttgart sind wesentlich älter (1954) und waren innovativer, was die Bautechnik angeht. Und gerade, wenn es um Bauwerke geht, die in die Höhe ragen, steht die Stadt sonst doch eher auf der Bremse.
Abriss wäre verkraftbar
Jedes geplante Hochhaus führt zu einer riesigen Debatte, während der Fernsehturm noch in jungen Jahren zum Denkmal erklärt wird. Selbst wenn die Konsequenz für einen nicht geschützten „Colonius“ im ungünstigsten Fall der Abriss wäre, hielte ich das für verkraftbar. Wer sagt, dass nicht etwas anderes Großartiges in der Stadt entstehen könnte, das die Silhouette verändert und verbessert?