„Straße hat sehr gelitten“Kölner Gastronom zieht mit seinem „Café Laura“ nach Sülz
- Als 18-Jähriger floh Marsel Alajbegovic mit seinem Bruder nach Köln, um den Jugoslawien-Kriegen in den 90ern zu entkommen.
- 2010 machte sich der Gastronom mit seinem „Café Laura“ an der Hohen Pforte selbstständig.
- Doch als 2018 dort einige Groß-Unternehmen wegzogen, hat „die ganze Straße sehr gelitten“.
Köln – Bevor die Brücke im bosnischen Mostar im Jugoslawien-Krieg 1993 zerbombt wurde, war Café-Betreiber Marsel Alajbegovic nie auf die Idee gekommen, von ihr ein Foto zu machen. „Ich erinnere mich, dass wir alle geweint haben, als sie zerstört wurde“, sagt der 46-Jährige. Seitdem fotografiert er sein Umfeld, um Erinnerungen zu behalten. Auf Fotos kann er in seinem neu eröffneten „Café Laura“ am Gottesweg auch nicht verzichten.
Alajbegovic hat zu den selbstgemalten Bildern seiner Tochter Laura (12) viele private Fotos an die Wand gehängt: eine Schwarz-Weiß-Aufnahme seiner Mutter, die im heutigen Bosnien lebt, dazu die Tochter („Die heimliche Chefin hier“) und andere Familienmitglieder. Manch ein Kunde erkennt sofort die sogenannte Petersburger Hängung: Die Bilder sind in einem organisierten Chaos dicht beieinander angebracht.
Café Laura in Köln soll „nicht so steril“ sein
„Ich habe meine halbe Wohnung hier drin. Wie das Regal mit dem mehr als 50 Jahre alten Radio-Rekorder meines Vaters“, sagt Alajbegovic. Es soll gemütlich sein, wie in einem Wohnzimmer, und „nicht so steril“, so der Café-Betreiber, der als 18-Jähriger mit seinem Bruder nach Köln flüchtete, um den Jugoslawien-Kriegen in den 90er Jahren zu entkommen.
Die Gastronomie ist für den gelernten Hotelfachmann kein Neuland. Mehrere Jahre arbeitete er in verschiedenen Kölner Hotels und machte sich 2010 schließlich mit einem ersten „Café Laura“ an der Hohen Pforte selbstständig. Doch als 2018 einige der dort ansässigen Groß-Unternehmen wegzogen, lohnte sich das Geschäft nicht mehr. „Die ganze Straße hat sehr gelitten“, sagt Alajbegovic.
Café-Umzug in Köln habe viel Mühe und Nerven gekostet
Auf das schmucke Ladenlokal an der Grenze von Sülz und Klettenberg sei er schließlich nach einjähriger Suche gestoßen. Es habe ihn viel Mühe und Nerven gekostet, mit seinem Café umzuziehen: „Hier war vorher ein Blumenladen drin , auf die Nutzungsänderung habe ich sechs Monate gewartet“. Nun ist aber endlich alles an- und eingerichtet: Tische, Stühle und Sessel in verschiedenen Formen und Farben. Und die Türen der vollverglasten Fensterfront sollen im Sommer aufgehen, sodass die Gäste auf den Fensterbänken teilweise im Freien sitzen können.
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Neben Kalt- und Heißgetränken – der Kaffee kommt von der kölschen Rösterei van Dyck – bietet Alajbegovic kleine Gerichte an: selbstgemachte Quiches, Salate wie Ziegenkäsesalat mit Birne, Walnüssen und Oliven (9,40 Euro) und wechselnde Kuchen. Eine kleine Frühstücksauswahl findet sich auf der Karte ebenso wie verschiedene Rührei-Varianten (mit Schafskäse und Blattspinat für 6,80 Euro). Auch bei den Eiern setzt der Gastronom auf Produkte aus der Region.
Kölner Café bietet vegane und vegetarische Speisen
Er habe einen Landwirt aus dem Umland gefunden, der auch andere Geschäfte im Veedel beliefere. Für seine belegten Focaccia vertraut Alajbegovic auf seinen italienischen Kumpel und „Lieblingsbäcker“ Giovanni. Neben der Focaccia mit Hähnchenbrust oder Salami gibt es auch eine vegetarische und eine vegane Variante, die „nach den individuellen Wünschen“ des Kunden 5,10 Euro kostet.
Das Café Laura, Gottesweg 116, ist montags sowie mittwochs bis sonntags von 9 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Dienstags ist zunächst einmal Ruhetag.