Kommentar zu Kölner GrünenDie stärkste Kraft wirkt immer noch wie ein Juniorpartner
Bescheidenheit und Zurückhaltung sind grundsätzlich ja sympathische Eigenschaften. Die in der Politik jedoch nur selten zu finden sind. Um so mehr erstaunt es, dass die Kölner Grünen – seit der Kommunalwahl 2020 die stärkste Kraft im Stadtrat – bei der Vorstellung ihrer Erfolge ein Jahr nach der Wahl noch immer so auftreten, als seien sie weiterhin der Juniorpartner im Bündnis und wollten auf keinen Fall jemand verärgern.
Am fehlenden Erfolg liegt das nicht. Der grüne Verkehrsdezernent wie auch der grüne Umweltdezernent wurden unfallfrei gewählt und ernannt, ein Debakel wie bei den CDU-Dezernenten für Stadtentwicklung (und möglicherweise auch beim Kulturdezernent) blieb aus. Das grüne Schlüsselressort sollte eben der Verkehr sein, auch wenn manche in der Partei meinen, der Preis dafür sei zu hoch gewesen. Doch jeder Meter Radweg, der nun eröffnet wird, ist ab jetzt ein grüner Radweg. Und auch beim Klima- und beim Umweltschutz sehen sich Fraktion und Partei auf dem richtigen Weg.
Erwartungen der Wähler sind groß
Die Erwartungen der Wähler an den Sieger der Kommunalwahl gehen über diese urgrünen Herzensangelegenheiten aber inzwischen weit hinaus. Sie wollen auch wissen, wie die Grünen den Spagat zwischen dem so dringend notwendigen Bau bezahlbarer Wohnungen in großem Stil und der Flächenversiegelung hinkriegen. Sie wollen wissen, wie Armut und Spaltung in der Gesellschaft bekämpft werden. Sie wollen aber auch wissen, wann ihre Kinder endlich neugebaute Schulen besuchen können – auch wenn dafür tatsächlich Grünflächen verschwinden müssen.
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Auch auf solche Fragen müssen die Grünen im Rat klare Antworten geben, wenn die Themen nicht dem kleineren Koalitionspartner CDU überlassen wollen. Und dazu braucht es deutliche Worte. Wer die Wähler in der Sache wirklich überzeugen will, darf die eigene Bescheidenheit ruhig auch mal hinten anstellen. CDU und SPD machen es vor.