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Kölner Luxus-HotelWas hinter den verschlossenen Türen des Excelsior passiert

Lesezeit 4 Minuten
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Azubi Julian Aschekowsky und der Vize-Empfangschef Manuel Kauer an der Rezeption

Köln – Die Arbeitsdevise könnte heißen: Dornröschen schläft nicht. Das Foyer des Excelsior Hotel Ernst am Dom liegt im Halbdunkel, der Haupteingang ist verschlossen. Doch immer wieder huschen Menschen hin und her. Und sogar an der Rezeption steht jemand und telefoniert.

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Azubi Julian Aschekowsky, erstes Lehrjahr, hat seinen ersten Arbeitstag an der Rezeption – ohne Gäste. Das Fünf-Sterne-Haus ist wie alle Hotels in Deutschland geschlossen. Aber gearbeitet wird hier trotzdem. 15 Festangestellte sind in Schichten da, ebenso wie 37 Azubis – die dürfen nicht in Kurzarbeit geschickt werden. Julian Aschekowsky hat auch ohne Gäste etwas zu tun. Denn tatsächlich rufen viele Menschen im Hotel an.

Gäste wollen im Excelsior buchen

Die muss er erstmal formvollendet und freundlich begrüßen. „Die meisten Anrufer fragen: Wann machen Sie wieder auf, kann ich für den Herbst buchen?“, sagt Aschekowsky. Die verbindet er an Annalena Lohmann, ebenfalls Azubi. „Viele buchen tatsächlich für September oder Oktober. Natürlich können wir nicht sagen, ob das Hotel dann auf ist. Aber wir haben viele Stammgäste, die wollen unbedingt wiederkommen“, sagt Lohmann.

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Carolin Carlsdotter bessert mit einem Spezialstift einen Stuhl aus.

Ungewohnt für die Auszubildenden: Sie müssen in dieser außergewöhnlichen Zeit keine Uniformen tragen. So auch Carolin Carlsdotter, die heute in den Zimmern nach dem Rechten sieht. Unter anderem muss jeden Tag in jedem der 137 Zimmer und Suiten zwei, drei Minuten das Wasser im Badezimmer laufen – damit keine Gerüche durch stehendes Wasser entstehen.

Abgestaubt wird ebenfalls regelmäßig. Und man hat Muße, mit einem Spezialstift kleine Macken in den Holzmöbeln zu kaschieren. Das Ganze geschieht im Halbdunkel und ohne Klimaanlage – denn aus Spargründen ist in weiten Teilen des Hotels der Strom abgestellt.

Regelmäßig Videos aus dem Hotel

„Für mich ist es ein Highlight, dass ich hier arbeiten kann“, sagt Carolin Carlsdotter. „Wir lernen viel, kriegen viel Verantwortung und wir sind wie eine Familie.“ Um dieses Gefühl zu unterstützen, dreht Marketingchef Markus Beus regelmäßig ein Video über die Arbeit im Hotel für Mitarbeiter und auch Stammgäste. „Damit die wissen, was hier passiert.“

Die Gästelosigkeit hat auch Vorteile: Umbauten stören nun niemanden. Gerade wird eine neue Lüftungsanlage in dem Traditionshaus von 1863 installiert. Die alte stand auf dem Dach, für die neue, extrem leise Anlage wurde Zimmer 111 zum Technikraum gemacht. Auch fürs Großreinemachen und Aufräumen ist nun Zeit. Der Pavillon im Innenhof wurde gesandstrahlt. Im Gobelinsaal stehen ausgemusterte Stühle, Matratzen und Tischchen.

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Küchenchef Joschua Tepner

Gearbeitet wird weiterhin auch in der Küche der Hanse Stube, die zum Hotel gehört. Das Restaurant ist geschlossen, aber die Mitarbeiterkantine muss noch bekocht werden – und seit kurzem gibt es den Lieferdienst „Hanse Stube on Tour“. Heute steht ein prächtiger frischer Steinbutt auf der Speisekarte.

Stille in der Hanse Stube

Doch vom üblichen Trubel in einer Restaurantküche ist nichts zu spüren. Küchenchef Joschua Tepner sagt: „Es ist sehr still hier, das ist ein bisschen merkwürdig.“ Für dieses Jahr hatte Tepner, der erst im September ins Excelsior gekommen ist, sich einige Projekte vorgenommen, die jetzt alle auf Eis liegen. Andererseits hat er mehr Zeit für Frau und Kind. „Und ich komme um 19 Uhr nach Haus, da beginnt hier sonst immer der Hochbetrieb. Jetzt sehe ich mal, wie normale Menschen leben.“

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Auch Hoteldirektor Georg Plesser ist im Haus. Er hat gerade mit einem Kollegen in Italien telefoniert und sagt: „Da geht es uns noch gold.“ 100 Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit geschickt werden, die Privatbesitzer des Hotels haben das Kurzarbeitergeld aufgestockt. Entlassen werden musste niemand.

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Im feinen Gobelinsaal stehen ausgemusterte Möbel.

„Wir sind gut gerüstet, aber ewig darf die Schließung nicht dauern“, sagt Plesser. Er wartet nun, ob beim nächsten Termin der Bundesregierung am 30. April auch Lockerungen für die Hotels verkündet werden. „Ansonsten tun wir alles dafür, um perfekt wieder aufzumachen. Wir sind schließlich eine Kölner Institution.“ Bis dahin wird die Kernmannschaft im Haus sein – auch nachts, dann wird mit Taschenlampen nach dem Rechten geschaut. „Wir lassen das Hotel nicht allein.“