Die Rheinuferstraße wird für zehntausende schottische und englische Fußballfans gesperrt. Nun wurde ein vorläufiges Konzept vorgestellt.
Neue Public-Viewing-FlächeFinales Verkehrskonzept zur EM in Köln steht noch nicht – Anwohner sauer
Einen Monat vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft gibt es noch kein finales Verkehrskonzept rund um die Public Viewing Fläche am Konrad-Adenauer-Ufer. Das wurde bei einer für Anwohnerinnen und Anwohner veranstalteten Informationsveranstaltung am Montagabend deutlich. „Das ist noch zu klären“ und „Wir sind noch in der Planung“ waren zwei häufige Sätze, die bei den EM-Verantwortlichen der Stadt Köln fielen – sehr zum Unmut der Bürgerinnen und Bürger. „Das geht auf Kosten der Anwohner, dass Sie hier Ihr großes Ding durchziehen“, fasste es eine Anwohnerin zusammen.
Stadt richtet zusätzliches Public Viewing für Schotten und Engländer ein
Hintergrund der Aufregung ist, dass die Stadt Köln vor zwei Wochen ankündigte, mitten auf der Rheinuferstraße für mindestens zwei Partien eine zusätzliche Public Viewing Fläche einrichten zu wollen. Das sei nötig geworden, da schottische und englische Fanverbände sowie Sicherheitsbehörden darauf hingewiesen hätten, dass die bisherigen Angebote am Heumarkt und Tanzbrunnen für die zu erwartenden Fanmassen nicht ausreichen werden. Man rechne mit jeweils bis zu 100.000 Engländern und Schotten, die nach Köln kommen werden. Die Anwohnenden reagierten schockiert auf diese Zahl. „Das ist eine Sicherheitsmaßnahme, kein neues Event“, bemühte sich der EM-Beauftragte Sven Stolz zu betonen.
Dafür sei eine zentrumsnahe Fläche die einzige Möglichkeit, von 26 geprüften Optionen sei das Konrad-Adenauer-Ufer die einzig machbare gewesen. „Damit haben wir eine sehr gute Wahl getroffen, weil wir die Gäste da empfangen, wo sie sich sowieso aufhalten“, so Stolz. Ein Ausweichen auf die Deutzer Werft, wie zur Fußball-WM 2006, sei nicht möglich gewesen, da der dort gültige Bebauungsplan das nicht vorsehe. Die Ausnahme 2006 sei nur möglich gewesen, weil man innerhalb von wenigen Tagen ein Angebot hatte schaffen müssen. Insofern sehen sich die Verantwortlichen mit dem jetzigen Vorlauf von mehreren Wochen zum Turnierstart gut vorbereitet.
Daten zur Public-Viewing-FlächeFeste Termine: 19.6. und 25.6., Partien Schottland/Schweiz und England/Slowenien Optionale Termine: 22.6. Partie Belgien/Rumänien, 30.6. Achtelfinale Plus: je nachdem, wie weit die deutsche Mannschaft kommt
Sperrungen:Initialer Aufbau: 16./17. Juni von 10-20 Uhr, eine Fahrspur pro Richtung am Konrad-Adenauer-Ufer gesperrt 18. Juni Vollsperrung für den Aufbau
Spieltage:Aufbau: 19.6. 8-14 Uhr Aufbau Vollsperrung, 14-0 Uhr Vollsperrung Veranstaltung, 20.6. 0-14 Uhr Vollsperrung Abbau25.6. 8-14 Uhr Aufbau Vollsperrung, 14-0 Uhr Vollsperrung Veranstaltung, 26.6. 0-14 Uhr Vollsperrung AbbauAbbau: 15.7. 10-20 Uhr Vollsperrung, 16.7. +17.7. 10-20 Uhr eine Fahrbahn pro Richtung frei
Sechs Leinwände bei EM-Public-Viewing - Größte an der Bastei
Insgesamt sechs Leinwände werden an der Public-Viewing-Fläche aufgebaut, die in drei Sektoren aufgeteilt ist. Diese soll von unten nach oben aufgefüllt werden, deshalb steht die größte Leinwand mit 80 Quadratmetern auf Höhe der Bastei. „Die schottischen und englischen Fangruppen sollen hier die Spiele gucken können, nicht mehr und nicht weniger“, sagte Sebastian Lange, der bei der Stadt die Fan-Zonen verantwortet. Es werde zwar eine gastronomische Versorgung und Musik vom Band geben – „aber alles ohne große Blümchen dran“. Die Kommunikation richte sich gezielt an diese Fangruppen.
Sieben Eingänge wird es zum Public-Viewing-Gelände geben: Am Theodor-Heuss-Ring, am Thürmchenswall, an der Dagobertstraße, der Kunibertsklostergasse, der Machabäerstraße, der Servagasse und der Goldgasse. Erst, wenn die volle Kapazität von 50.000 Personen erreicht ist, werden Sperren eingezogen. Die Fläche öffnet jeweils um 16 Uhr an den entsprechenden Tagen und damit fünf Stunden vor dem Spiel, bis um 24 Uhr soll das Gelände dann jeweils geräumt sein – „wenn die Fans den Rückweg in die Altstadt antreten“, so Lange.
Unklare Verkehrssituation für Altenheim und Krankenhaus im Kunibertsviertel
300 Security-Mitarbeiter der Firma Kompakt B sollen den Public-Viewing-Bereich schützen, dazu wird eine großflächige Glasabgabezone eingerichtet. Verkehrlich gibt es aber noch einige Unwägbarkeiten. Erst Anfang Juni und damit zwei Wochen vor Turnierstart werden die finalen Sperrungen und Zuwege in einem zweiten Informationsschreiben an die Anwohnerinnen und Anwohner versendet.
Mit dem St. Vincenz-Haus befindet sich direkt am Konrad-Adenauer-Ufer ein Seniorenheim, mit dem St. Marien-Hospital ein Krankenhaus. „Mit uns wurde noch kein Kontakt aufgenommen“, so ein Krankenhaus-Mitarbeiter, „und unsere Dienstpläne stehen schon, wir müssen irgendwie zu unseren Schichten kommen.“ Das Villenviertel solle über die Cleverstraße erreichbar bleiben, dazu würden auch Einbahnstraßenregelungen aufgehoben oder umgedreht, so Gerrit Hingst von der Firma „step“, die das Verkehrskonzept für die Stadt erstellt. Auch das Kunibertsviertel soll über die Clever Straße und die Dagobertstraße erreichbar bleiben.
Anwohner der Innenstadt sind sauer auf die Stadt Köln
Eine Anwohnerin weist aber darauf hin, dass es in der Dagobertstraße eine Sperrung und eine Baustelle gibt – dort baut gerade die Hochschule für Musik und Tanz. Doch darauf, und auch auf die Frage, was mit den Parkplätzen für die schwerbehinderten Anwohnerinnen und Anwohner passiert, gibt es noch keine Antwort. Auch wie die Anfahrt in der Zeit zum Musical Dome und zur Philharmonie geregelt wird, ist noch zu klären.
Die Anwohnerinnen und Anwohner stellte dieser Informationsstand nicht zufrieden. „Sie stellen uns vor vollendete Tatsachen“, so eine Anwohnerin. „Es wurde niemand gefragt, ob es geht oder ob wir damit einverstanden sind, dass es nachts laut wird. Für die ausländischen Fans wird alles Mögliche vorbereitet und für uns Anwohner nichts getan.“