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Fußball-EM in KölnNeuer Plan der Stadt für Public Viewing könnte den Verkehr lahmlegen

Lesezeit 4 Minuten
Eine Großleinwand steht auf der Deutzer Werft, im Hintergrund ist der Kölner Dom zu sehen. Auf der Fläche davor stehen viele hundert Fußballfans.

Public Viewing in Köln: Die Stadt will eine zusätzliche Fläche zum EM-Schauen unter freiem Himmel einrichten. Unser Bild zeigt die Großleinwand, die zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 auf der Deutzer Werft aufgestellt worden war.

Die Fläche in der Innenstadt soll bei besonders großem Andrang genutzt werden. Für den Verkehr befürchten Anwohner eine „Katastrophe“.

Die Stadt Köln richtet zur Fußball-Europameisterschaft eine zusätzliche Public-Viewing-Fläche ein. Der nördliche Teil der Rheinuferstraße, das Konrad-Adenauer-Ufer, soll neben den Fanzonen am Heumarkt und im Tanzbrunnen als dritte Eventfläche genutzt werden. Das teilte die Stadt am Donnerstagvormittag mit, zeitgleich gingen an die Anwohnerinnen und Anwohner Informationsschreiben heraus.

Sicherheitsbehörden warnen vor Andrang in Köln

Damit reagiert die Stadt auf Warnungen von Sicherheitsbehörden und nationalen Fanverbänden. Diese hätten darauf hingewiesen, dass „bei mindestens zwei Spielen so viele Fans nach Köln anreisen werden, dass die geplanten Fan-Zonen am Heumarkt und Tanzbrunnen voraussichtlich nicht ausreichen werden, um alle Gäste aufzunehmen“. Bei besagten Spielen handelt es sich um die Partien Schottland gegen die Schweiz (19. Juni) und England gegen Slowenien (25. Juni), jeweils um 21 Uhr.

Doch es könnte gut sein, dass es dabei nicht bleibt. Denn je nachdem, wie weit die deutsche Mannschaft bei der Heim-EM kommt, könnte der Andrang in der Innenstadt auch an anderen Tagen sehr hoch sein. Deshalb ist denkbar, „dass die gesonderte Public Viewing-Fläche an weiteren Terminen genutzt wird“, teilt die Stadt mit. Die Fläche ist in drei Abschnitte unterteilt und soll zuerst im nördlichen Bereich, in Richtung Ebertplatz, gefüllt werden.

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Karte über das Konrad-Adenauer-Ufer

Die Public-Viewing-Fläche soll von oben nach unten gefüllt werden.

Stadt will Verkehrschaos in der Kölner Innenstadt vermeiden

Eingerichtet werden soll die Fläche am Konrad-Adenauer-Ufer zwischen der Goldgasse und dem Theodor-Heuss-Ring, darauf hätten sich Verwaltung, Sicherheitsbehörden und Verkehrsexperten geeinigt. Die Fläche hat rund 30.000 Quadratmeter und biete damit „ausreichend Platz“. Die Public-Viewing-Flächen am Heumarkt und am Tanzbrunnen sind für insgesamt bis zu 20.000 Fans ausgelegt.

Die neue Public-Viewing-Fläche, die von den Kölnern meist nur „Rheinuferstraße“ genannt wird, ist eine wichtige Verkehrsachse in der Stadt. Die Sperrung der mehrspurigen Straße wird weitreichende Beeinträchtigungen für den Autoverkehr bedeuten. Wie der Verkehr umgeleitet werden soll, steht aber noch nicht fest. Eine Stadtsprecherin erklärte auf Anfrage, an den Details des Verkehrskonzeptes werde aktuell noch gearbeitet. Spätestens in zehn Tagen soll es vorliegen.

Das Konrad-Adenauer-Ufer soll während der Fußball-Europameisterschaft zwischen Goldgasse und Theodor-Heuss-Ring zur Public Viewing Fläche werden.

Das Konrad-Adenauer-Ufer soll während der Fußball-Europameisterschaft zwischen Goldgasse und Theodor-Heuss-Ring zur Public Viewing Fläche werden.

Die Fläche am Konrad-Adenauer-Ufer soll laut Stadt jeweils „so kurz wie möglich“ gesperrt werden, auch um ein Verkehrschaos zu vermeiden. Die Aufbauarbeiten für das Public Viewing sollen jeweils erst am Tag vor dem jeweiligen Spiel am Morgen beginnen, die Abbauarbeiten „zeitnah“ am Tag nach dem Spiel erfolgen. Für Fußgänger und Radfahrer wird während der Sperrung die Nord-Süd-Verbindung über die Trankgassenwerft freigehalten, erklärt die Stadt auf Anfrage. Die acht über die Rheinuferstraße führenden Buslinien müssen umgeleitet werden und Ersatzhaltestellen bekommen.

Fünf Gruppenspiele in Köln bei der Fußball-EM

In Köln finden fünf Spiele der Fußball-Europameisterschaft statt, zwischen Samstag, 15. Juni, bis einschließlich Sonntag, 30. Juni 2024. Darunter sind die zwei oben genannten Gruppenspiele, zu denen viele internationale Fans erwartet werden.

Bewacht wird die Fläche von einem privaten Sicherheitsdienst. Beauftragt ist die Firma „Kompakt B“, die für das gesamte Sicherheitskonzept der Euro zuständig ist. Am Konrad-Adenauer-Ufer sollen zusätzliche Kräfte zum Einsatz kommen, heißt es auf Anfrage. Entlang der Fassaden an den Gehwegen soll außerdem ein abgetrennter Bereich für Anwohnerinnen und Anwohner, Einsatzkräfte, Logistik und Security entstehen. Die Gehwege sollen parallel zu den Häuserfassaden abgesperrt und in regelmäßigen Abständen durch den privaten Sicherheitsdienst kontrolliert werden.

Bürgermeister sieht es positiv, Anwohner sind skeptisch

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) lobte die Entscheidung für die ausgewählte Fläche. „Ich bin auf dieses Experiment gespannt“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wenn ein Standort die Altstadt während der EM entlasten kann, dann meiner Meinung nach nur dieser.“ Wenn das Wetter mitspiele, „werden das wunderschöne Bilder, mit dem Rhein direkt nebenan“, so Hupke.

Andreas Hupke ist Bezirksbürgermeister der Innenstadt.

Andreas Hupke ist Bezirksbürgermeister der Innenstadt.

Anwohnerinnen und Anwohner reagieren verhaltener. Bereits das Fanfest auf dem Heumarkt hatte die Bürgergemeinschaft Altstadt kritisiert. Ihr Ziel ist es, dass weniger Events in der Innenstadt stattfinden, um die Anwohnenden zu entlasten. Die Stadt reagierte darauf bereits mit der Verlegung der Kölner Weinwoche vom Heu- auf den Neumarkt. Nun steht mit der dritten Public-Viewing-Fläche der Stadt aber das nächste Großereignis an.

„Hätten uns ein Public Viewing an einem unproblematischeren Ort gewünscht“

„Die Stadt ist damit in der Realität angekommen“, sagt Joachim Groth, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Altstadt. „Sie hat erkannt, dass es nicht nur ein paar tausend Fans sein werden, die auf dem Heumarkt stehen, sondern zehntausende Menschen in die Stadt kommen werden.“ Insofern sei die Auswahl der Fläche logisch. Es zeige sich aber, dass Köln – im Gegensatz zu anderen Großstädten – über keinen Veranstaltungsplatz für ein Event dieser Größe verfüge. „Das führt dazu, dass alles immer mittendrin stattfindet“, so Groth. „Für das Kunibertsviertel wird das eine Belastung. Wir hätten uns gewünscht, dass das Public Viewing an unproblematischeren Orten, wie den Poller Wiesen, hätte stattfinden können.“

Joachim Groth ist Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Altstadt.

Joachim Groth ist Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Altstadt.

Die verkehrliche Situation werde eine „Katastrophe“, auch, weil mit der Trankgasse bereits eine Straße in der Umgebung für den Autoverkehr gesperrt sei. „Wir müssen jetzt alle dadurch“, sagt Groth. „Wir hoffen aber, dass einen einmaligen Charakter hat, und wir danach zu einem angemessenen Programm für die Innenstadt zurückkommen.“

Am 13. Mai will die Stadt die Anwohnerinnen und Anwohner um 18 Uhr im Marriott-Hotel über die Maßnahmen informieren.